Interview
Wilhelmsburgerin verändert die Welt (mit Umfrage)

Maria Mayrhofer setzt sich für das, was was ihr wichtig ist, ein. Gemeinsam mit den Mitarbeitern ihres Vereins und hunderttausenden Unterstützern aus ganz Österreich hat sie schon zahlreiche positive Veränderungen herbeigeführt. | Foto: Alexander Gotter
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  • Maria Mayrhofer setzt sich für das, was was ihr wichtig ist, ein. Gemeinsam mit den Mitarbeitern ihres Vereins und hunderttausenden Unterstützern aus ganz Österreich hat sie schon zahlreiche positive Veränderungen herbeigeführt.
  • Foto: Alexander Gotter
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Gemeinsam mit über 365.000 Unterstützern hat die Gründerin und Geschäftsführerin des Vereins aufstehn.at schon duzende erfolgreiche Kampagnen zu Themen wie Klimaschutz, Gewaltschutz und Korruptionsbekämpfung durchgeführt. Jetzt wurde sogar die Obama-Stiftung auf sie aufmerksam und hat sie eingeladen, an dem Obama Leaders Europe Programm 2022 teilzunehmen - als erste Österreicherin.

WILHELMSBURG/WIEN. Auf Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen ist ihr nicht genug: Maria Mayrhofer, aufgewachsen in Wilhelmsburg, möchte auch dagegen ankämpfen und die Welt ein Stück für Stück besser machen. Deswegen hat die damals 27-Jährige 2015 den Verein aufstehn.at gegründet. Jetzt wurde sie von der Obama Stiftung eingeladen, als einzige Österreicherin an dem Obama Leaders Europe Programm 2022, das aufstrebende Führungskräfte in ihren Fähigkeiten, politische, gesellschaftliche und ökologische Veränderungen in ihren Heimatländern und in Europa voranzutreiben, stärkt.

Wie ist es denn zu Ihrer Teilnahme bei dem Obama Leaders Programm gekommen?
Bei dem Programm gibt es keine offene Bewerbung, sondern man wird von Menschen aus dem Netzwerk der Obama-Stiftung nominiert, die sich nach jungen, aufstrebenden Führungspersönlichkeiten, die etwas bewegen, umsehen. Ich hab mir dann auch keine sehr großen Hoffnungen gemacht, weil das Programm ja sehr umkämpft ist, aber dann hab ich mich dann natürlich sehr gefreut, dass ich den Platz bekommen hab.

Wie ist das denn, mit so vielen außerordentlichen Menschen in einer Gruppe zu sein?
Ich hatte jetzt schon zwei Treffen und es ist eine extrem spannende Gruppe. Ich finde es extrem inspirierend. Es sind unglaublich spannende Leute dabei, mit sehr diversen Biografien und unterschiedlichen Hintergründen dabei, von denen ich sicher viel lernen kann, Menschen, die ihre Erfolgsgeschichten teilen, aber auch ganz offen ihre Herausforderungen teilen und sich gegenseitig unterstützen.

Foto: Andreas Edler

Was hat Sie denn dazu inspiriert, aufstehn.at zu gründen?
Meine persönliche Inspiration liegt in meiner Kindheit und Jugend. Ich hab oft gehört "Mäderl, du wirst des eh ned ändern", wenn ich etwas unfair gefunden hab. Und ich hab eben lange Zeit nicht gewusst, wie ich Dinge wie Ungerechtigkeit verändern oder ansprechen kann, Politik wirkt ja für viele Menschen sehr entfernt von ihrem Einflussbereich.
Was wir mit aufstehn.at versuchen, ist, Menschen abseits von Wahlen zu ermöglichen, Politik und Gesellschaft mitzugestalten. Der konkrete Startschuss war die Flüchtlingssituation im Jahr 2015. Damals sind aus ganz Niederösterreich zum überfüllten Flüchtlingslager in Traiskirchen gefahren, haben Essen und Kleidung gespendet, Deutschunterricht gegeben, aber die Frustration bei den Helfern ist gestiegen, weil sie gemerkt haben, sie können zwar das unmittelbare Leid ein Stückchen lindern, aber sie können an der Situation nicht ändern.
Wir haben dann deswegen ein Online-Tool entwickelt, mit dem man über die Postleitzahl den Bürgermeistern ein Email schreiben konnte, um die prekäre Unterkunftssituation zu lösen und unsere Bürgermeister zu überzeugen, dass in unserer Gemeinde Platz für Geflüchtete ist und wir Schutzsuchende aufnehmen können.
Das haben tausende Menschen genutzt und viele Bürgermeister haben darauf auch reagiert, gerade in den kleineren Gemeinden hat das dann auch wirklich eine große Wirkung. 
Das ist eben der Grundgedanke - das wir als Bürger und Bürgerinnen auch nicht nur bei Wahlen die Möglichkeit haben, an unserer Demokratie teilzunehmen, sondern auch im Alltag.

Spielen sich die Kampagnen also zum Großteil im Internet ab?
Der Vorwurf "Ein Klick im Netz bringt ja nichts" kommt recht oft. Aber für uns ist, wenn wir eine Kampagne planen, immer klar, dass wir auch ganz genau schauen, mit welchen Mitteln wir die meisten Menschen erreichen und daran teilhaben lassen können, und wie wir die Veränderung, die wir uns wünschen, am besten herbei führen können. Das kann manchmal eine Petition sein, es kann aber auch ein Email-Protest, eine Telefonaktion, eine Demo, eine Postkartenaktion oder Türhänger in der Nachbarschaft aufzuhängen. Das kann ganz unterschiedliche Formen annehmen.

Wie konzipieren Sie denn neue Kampagnen?

Wir setzten uns jeden Tag zusammen und schauen die Nachrichten an und was im Moment die aktuellen Themen sind. Aber wir schauen auch ins Ausland, was in den anderen Ländern positives passiert. In Frankreich ist zum Beispiel gerade ein nationaler Aktionsplan gegen Endometriose bekannt gegeben worden, da sehen wir, dass da gerade was passiert und dass das ein wichtiges Thema ist. Dann schauen wir, ob es dazu auch in Österreich ein Momentum gibt, oder ob gerade politische Entscheidungen, Regierungsverhandlungen oder Parlamentsdiskussionen, anstehen.
Und natürlich gibt es auch Themen wie Gewaltschutz und Klimaschutz, wo wir tagtäglich die Veränderungen in der Politik beobachten, und wenn wir das Gefühl haben, dass es jetzt einen Moment gibt, wo es wichtig ist, die Entscheidungsträger überzeugen oder zeigen, dass es wichtig ist, hier zu handeln, dann überlegen wir uns eben, auf welche Weise wir hier am besten Veränderung bewirken können.

Foto: Christopher Glanzl

Welche Kampagnen aus den letzten Jahren waren Ihrer Meinung nach besonders wichtig?
Im vergangenen Jahr war einer unserer größten Erfolge, dass wir mit ganz vielen Menschen gemeinsam verhindert haben, dass Hausdurchsuchungen bei Politikern eingeschränkt werden. Im Frühjahr, als diese Korruptionsverdachtsfälle bei Politikern bekannt wurden und es auch eine Hausdurchsuchung bei Gernot Blümel gab, wurde ein Gesetzesentwurf vorgebracht, der vorgesehen hat, dass künftig bei Politikern keine Hausdurchsuchungen mehr stattfinden dürfen, was natürlich ein Wahnsinn ist, weil bei jedem anderen Bürger kann die Polizei mit begründetem Verdacht vor der Tür stehen und eine Hausdurchsuchung anordnen, aber bei Politikern sollte das nicht mehr notwendig sein.
Und wir haben dann, während dem parlamentarischen Begutachtungsprozess, eine Aktion gestartet, bei der über 6000 Menschen Stellungnahmen dazu abgegeben haben, und warum sie das nicht gut finden, was dann die Justizministerin dazu bewegt hat, den Razzia-Paragraphen zu entschärfen.
Ein weiterer großer Erfolg von uns war, dass wir schon 2017 begonnen haben, an der Senkung von der Tamponsteuer zu arbeiten, also die unfaire Besteuerung von Menstruationsprodukten zu stoppen. In Österreich hat man bis vor Kurzem auf diese Produkte mehr Steuern gezahlt als auf einen Opernbesuch oder einem Besuch im Fußballstadion. Und das ist unfair, weil man ja auf diese Produkte angewiesen ist, um am Leben Teil zu nehmen. Als wir begonnen haben, zu diesem Thema zu arbeiten, war das eine totale Sensation, denn wer redet denn über die Periode schon öffentlich? Dadurch ist das dann zum Thema geworden, und dann später auch in das Regierungsprogramm der türkis-grünen Regierung aufgenommen worden, 2020 ist das dann auch passiert.

Wie hat sich denn die Covid-Pandemie auf Ihre Arbeit ausgewirkt?
Wir haben gemerkt, dass die die meisten Menschen sich stark auf dieses eine Thema fokussieren und dass dieses Thema auch die Medien beherrscht, wodurch viele andere Themen, zum Beispiel Klimaschutz aber auch, wie wir in der jetzigen Situation mit Flüchtlingen umgehen, eine Zeit lang untergegangen sind. Wir haben aber auch gemerkt, dass wir als Community von engagierten Menschen eine sehr aktive Rolle spielen können, um diese Pandemie zu meistern. Wir haben zum Beispiel verschiedene Workshops, auch über Zoom, mit Unterstützern gemacht und uns auch mit dem Thema Falschinformationen und Verschwörungsmythen auseinandergesetzt. Die Journalistin Ingrid Brodnig hat einen Workshop mit uns veranstaltet, wo sich hunderte Teilnehmer aus ganz Österreich darüber informiert haben, was sie tun können, wenn Personen aus ihrem Bekanntenkreis an Verschwörungsmythen glauben.

Geht Ihnen die Ungerechtigkeit, von der sie ja sehr viel mitbekommen, auch manchmal recht nahe?

Ja, natürlich. Deswegen ist es auch ganz wichtig, dass man sich da ein Stück weit abgrenzt. Ich hab das große Glück, dass auf mich als weiße Frau aus privilegierten Verhältnissen viele der Probleme nicht zu sehr zutreffen. Ich denke, diese Arbeit ist für Leute, die Fluchterfahrung haben und dann zu Themen wie Rassismus arbeiten, noch ein Stück weit anstrengender. 
Aber es ist grundsätzlich wichtig, sich abzugrenzen und eine realistische Einschätzung zu finden, was man selbst tun kann und auch zu lernen, mit Rückschlägen umzugehen.

Was ist denn für die Zukunft geplant?
Die Themen Klimaschutz und Gewalt gegen Frauen werden uns auch in der nächsten Zeit weiterhin beschäftigen. Und für uns, als Menschen, die an Demokratie glauben, ist es auch ganz wichtig, dass wir uns weiter mit Korruption, Machtmissbrauch und Medienmanipulation auseinandersetzen. Der Umgang unserer Politikern und Entscheidungsträgern mit ihrem Amt, den demokratischen Institutionen, aber auch mit den Medien, ist momentan ein Schlüsselthema. Aber auch, dass wir Medien haben, die uns ermöglichen, dass wir die Informationen bekommen, die wir brauchen, um an der Demokratie teilhaben zu können.

Was kann denn jemand, der selbst etwas verändern will, tun?

Auf unserer Webseite www.aufstehn.at sieht man, zu welchen Themen wir aktuell aktiv sind und wie man sich beteiligen kann, und da wir ja als Organisation mit dem Standort in Wien nicht immer alles Probleme in Österreich, die es zu lösen gibt, wahrnehmen können, haben wir 2017 die Plattform mein.aufstehn.at, wo Menschen selber Petitionen starten können, die wir betreuen und unterstützen.
Wir suchen auch im Rahmen von unterschiedlichen Aktionen immer wieder Freiwillige, das beste, was man tun kann, um immer auf dem Laufenden zu bleiben, ist, unseren Newsletter zu abonnieren.

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