Intrigenspiel um Biogetreide
RAABS (pez). „Es ist unverantwortlich ein paar Tage vor der Ernte die Bauern so zu verunsichern“, ärgert sich Eduard Köck von der Landwirtschaftskammer. Der Grund: Die Agentur für Biogetreide GmbH in Raabs hat Bauern, die ihr Getreide über die Agentur vermarkten lassen, informiert, dass sie die vereinbarten Fixpreise für die Ernte des Vorjahres nicht gänzlich ausbezahlen kann. Laut dem Dachverband der österreichischen Biobauern, der Bio Austria, seien nur etwa 40 Prozent des Geldes ausbezahlt worden. Rund 2.200 Bauern sollen laut der Bio-Organisation betroffen sein.
Aufgrund der Vorwürfe der Bio Austria gegen die Raabser Getreideagentur forderte Bio-Austria-Obmann Rudi Vierbauch Anfang vergangener Woche eine eigene Organisation zur Vermarktung von Biogetreide zu gründen. Den Bauern, die noch Verträge mit der Agentur für Biogetreide haben, empfahl Vierbauch diese zu kündigen.
Interne Querelen bei Bio Austria
Ganz hinter sich dürfte Rudi Vierbauch bei seinem Vorstoß aber seine Landesorganisationen nicht gehabt haben. Diese leisteten der Agentur für Biogetreide Schützenhilfe: In einem den Bezirksblättern vorliegenden Schreiben fordern die Obleute der Bio Austria NÖ/Wien und Burgenland den Bio-Austria-Chef auf, Überlegungen eine eigene Vermarktungsorganisation zu gründen, bleiben zu lassen um die Landwirte nicht weiter zu verunsichern. Rechtliche und verbandsrelevante Schritte behalte man sich vor, heißt es in dem Brief an Vierbauch. Dies zeigte offenbar Wirkung: Am Freitag erreichte die Bezirksblätter die Meldung, dass es in der Kürze nicht möglich war die notwendige Infrastruktur für eine eigene Vermarktungsorganisation wie beispielsweise Lagermöglichkeiten bereitzustellen.
Für den Biogetreide-Agentur-Geschäftsführer Andreas Kocourek ist die Debatte rund um nicht bezahlte Preise ein Versuch der Bio Austria den Markt mit Biogetreide an sich zu reißen. Es handle sich um ein politisches Spiel und eine „Verunsicherung der Landwirte, wie es sie kein zweites Mal gab“. „Das Getreide ist ein Politikum“, so Kocourek.
„Stimmung der Landwirte nicht so negativ“
„Die Stimmung bei den Landwirten ist nicht so negativ, wie es herbeigeredet wird“, sagt Kocourek. Die Besprechungen mit den Landwirten über die heurige Ernte seien sehr positiv verlaufen, betont er. Und: Laut eigenen Berechnungen habe man den Biobauern 70 Prozent - und nicht 40, wie von der Bio Austria behauptet - der vereinbarten Fixpreise ausbezahlt. Über 1.000 Bauern hätte man schon jetzt für die Ernte 2010 trotz des Streits um den Preis wieder als Lieferanten gewinnen können.
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