Diplomanden rüsten Motorrad auf Elektroantrieb um

ST. PÖLTEN (red). Über Elektromobilität wird viel gesprochen und tatsächlich auch einiges gemacht - nur bei den Motorrädern verfällt das Gros der etablierten Hersteller in eine Starre. Daher war es an der Zeit, dieses Thema für eine Diplomarbeit aufzugreifen. Nach den erfolgreichen Vorgängerprojekten E-Paragleiter und E-Hängegleiter wurde nun von den Diplomanden Lukas Raderer und Alexander Pechhacker die Honda Transalp 650XL Ihres Betreuungslehrers Manfred Skarek zu einem Elektro-Motorrad umgebaut.

Motor und Controller wurden von der Fahrschule Sauer und von der Fa. Elektro Neulinger gesponsert, angekauft wurden die Golden Motors Komponenten aus China über unseren Lieferpartner smartemotion. Es handelt sich hierbei um den Brushless DC Antrieb “HPM- 10KW - High Power BLDC Motor 120 V Flüssigkeitsgekühlt“ und um den Controller “Sine Wave (FOC) Controller VEC 500“ mit 500A Peak Phasenstrom.

Das Nenn-Drehmoment des Motors liegt bei 26 Nm, jedoch bietet der Controller für 20 Sekunden eine zusätzliche Boost-Funktion womit die Stromstärke aus den Akkus 360 A betragen kann. Damit liegt das Motordrehmoment für diesen Zeitraum bei 90 Nm, das über den Riemenantrieb übertragene Drehmoment beträgt dann am Hinterrad 420 Nm und reicht für eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in ca. 5 Sekunden.

Der Motor ist nun an einem eigens gefertigten Motorträger an Stelle des V-Motors angeschraubt. Die maximale Geschwindigkeit wurde über das Übersetzungsverhältnis von 4,7 zugunsten der Beschleunigung mit nur 115 km/h bei 4.500 U/min des Motors bemessen. Der Riemenantrieb stammt vom Elektromotorrad Zero SR und wurde mit einer eigens gefertigten Adapterscheibe am Hinterrad der Transalp montiert. Auch er wurde von Sponsoren zur Verfügung gestellt.

Noch keine Straßenzulassung

Als Energiespeicher habe die Diplomanden vorerst vier Lithium-Akkupacks mit je 1kWh, die von Vorgängerprojekten stammen, eingebaut. Die Reichweite auf der Bundesstraße beträgt somit ca. 80 km. Da es derzeit noch keine
Straßenzulassung gibt, konnte die Reichweite noch nicht genau getestet werden. Der Kontakt mit den zuständigen Behörden wird bereits gepflegt, um eine Einzelgenehmigung zu erwirken. Die Reichweite im Stadtverkehr wird aufgrund von Rekuperation (Akkus laden mittels Elektrobremse) noch größer sein.

Die derzeit vorhandenen Akkupacks sollen in einer nachfolgenden Diplomarbeit durch Recycling-Akkus ersetzt werden. Von der Fa. Saubermacher wurden dafür Lithium-Akkus aus defekten Notebooks zur Verfügung gestellt. Diese Lithium-Zellen sind in ausreichender Zahl vorhanden und die für in Ordnung befundenen Zellen werden nach einem entsprechenden Prüfverfahren von den Diplomanden zu neuen Akku-Packs 12p14s mit 52 V verschaltet.

Damit wird es in der nachfolgenden Diplomarbeit möglich sein, durch ausreichende Platzierung von zusätzlichen Akkus alle bisherigen Reichweitenrekorde zu brechen. Die neu gefertigten Akkupacks können dann auch als Zusatz-Akkus in den Vorgängerprojekten, besonders im Elektro Hängegleiter mit Trike-Fahrwerk eingesetzt werden um die Flugdauer noch weiter zu erhöhen.
Jeweils zwei dieser Packs in Reihe geschaltet ergeben am Motorrad eine Nominalspannung von 104 V. Dies ist auch die Versorgungsspannung für den Controller und erfordert daher entsprechende Sicherheitsmaßnahmen.
Die Optik des derzeitigen Prototyps wird natürlich noch wesentlich verbessert: Die Akkupacks sollen alle unten montiert werden um den Massenschwerpunkt möglichst tief zu platzieren und der originale Tank wird Platz für die Ladeeinheit bieten.

Präsentation bei E-Mobilitätstag

Beim e-Mobilitätstag, der am Samstag, den 20.05.2017 am Wachauring in Melk stattfindet, wird diese gelungene Diplomarbeit der Abteilung Elektrotechnik am Stand des HTL eRACING- Teams, neben weiteren Elektroflitzern, einem interessierten Publikum vorgestellt.
Die Bedienung dieses Elektro-Motorrades ist denkbar einfach. Nur noch der Gasgriff wird benötigt, keine Kupplung und auch kein Schalthebel. Da die Drehrichtung des Antriebes umgekehrt werden kann, ist zum bequemen Ein- und Ausparken auch ein Rückwärtsgang verfügbar. Beim Bremsen wird Energie an den Speicher zurückgeführt und nicht in den Bremsscheiben als Wärme an die Umwelt abgegeben.