Jugendarbeitslosigkeit
"Heute in die Fachkräfte von morgen investieren"
Die Corona-Krise war für Arbeitsmarkt und Wirtschaft ein schwerer Schlag. Darunter haben vor allem auch junge Menschen zu kämpfen. Derzeit gibt es in Niederösterreich 5.690 Arbeitslose unter 25 Jahren.
NÖ (red.) Im Moment gibt es 63.391 Menschen in Niederösterreich, die keinen Job haben. Mehr als 119.000 sind in Kurzarbeit und weitere 11.000 Anträge auf Kurzarbeit wurden genehmigt. Wir befinden uns in einer schwierigen Situation, die aber für die Jugend besonders schwer ist.
LHStv. Franz Schnabl fürchtet, dass die Karrierechancen vieler junger Menschen geschädigt werden, mit Folgen wie häufiger Arbeitslosigkeit als Langzeiteffekt.
„Die bisher nicht ausgebildeten Fachkräfte fehlen auch dem Arbeitsmarkt und damit dem Wirtschaftsstandort Niederösterreich.“
Fachkräftemangel trotz Krise
Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen sei nach wie vor hoch, in manchen Branchen könnten die Lehrstellen nicht besetzt werden, weil es nicht genügend geeignete Bewerber gibt.
„Umgekehrt muss für Jugendliche, die keinen betrieblichen Ausbildungsplatz finden, ein Einstieg in das erste Ausbildungsjahr oder auch für die komplette Ausbildung in einer überbetrieblichen Lehrwerkstätte möglich sein. Investitionen in die Ausbildung unserer jungen Menschen sind Investitionen in die wirtschaftliche Zukunft Niederösterreichs“, weiß Schnabl.
Jobs mit Zukunft
Besonders zukunftsweisende Branchen sind Gesundheit und Pflege. Aber auch in der Digitalisierung und den sogenannten "Green Jobs" liegt die Zukunft des Arbeitsmarktes.
„Der Umwelt- und Klimaaspekt rückt noch mehr in den Mittelpunkt unseres Lebens: Ich denke da an die Bereiche thermische Sanierung, nachhaltiges Bauen, Energieeffizienz sowie Netzinfrastruktur, den öffentlichen Verkehr und erneuerbare Energien! Es ist auch wichtig, den Fokus auf Abfallverwertung und -vermeidung, Abwasserentsorgung sowie Recycling zu legen. Diese Bereiche haben enormes Potential, um Menschen in Beschäftigung zu bringen und zu halten. Hier müssen wir Ausbildungen ermöglichen“, erklärt Schnabl.
Ausbildungsgarantie bis 25 Jahre
In eine ähnliche Kerbe schlägt Michael Kögl, Landesvorsitzender der Jungen Generation in der SPÖ, der die Ausbildungsgarantie bis 25 fordert. Gerade in Zeiten, in denen Arbeitsplätze Mangelware sind, ist die Ausbildung ein probates Mittel gegen Perspektivenlosigkeit. „Es geht mit der Ausbildungsgarantie auch um die Rechtssicherheit für Ausbildungsplätze – diese sind zu schaffen, auf allen Ebenen.“, so Kögl.
10.000 Arbeitsplätze für die Gemeinden
„10.000 Lehrstellen in den 2.095 Gemeinden sind 10.000 Chancen zur Aufwertung des ländlichen Raums und 10.000 Perspektiven, die wir jungen Menschen bieten könnten. Als Kommunalpolitiker fordere ich von der Regierung ein: Her mit der notwendigen Finanzierung, damit wir das Leben in den Gemeinden am Laufen halten und Zukunftsperspektiven für die jungen Menschen schaffen!“
In diesem Zusammenhang seien die Ausbildungsverbünde zwischen Städten bzw. Gemeinden und Unternehmen sinnvoll, weil Kommunen nicht in allen Bereichen ausbilden können, vielfach aber ein breites Angebot an Tätigkeiten anbieten. Eine Kooperation zwischen öffentlicher Hand und Privatwirtschaft wäre eine Chance für Gemeinden und Unternehmen gleichermaßen.
Perspektive durch Mobilität
Mobilität spielt in einem Flächenbundesland, wie es Niederösterreich ist, eine entscheidende Rolle bei der Job-Suche. Daher fordert Kögl, das Top-Jugend-Ticket für alle Auszubildenden bis 26 Jahre zur Verfügung zu stellen.
„Machen wir junge Menschen kostengünstig mobil, dann können sie sich auch sicher bewegen und haben keine Sorge, dass sie nicht zu ihrer Ausbildungsstätte kommen. Egal ob in der Lehre, im Studium oder der Lehrausbildung im zweiten Bildungsweg!“.
Weitere Punkte, die laut Kögl, die Lage auf dem heimischen Arbeitsmarkt verbessern könnten sind:
- Verbot von Praktika & Begrenzung schlechtbezahlter Jobs
- Ausbildungverbünde
- Neuauflage des Lehrlingsbonus
- Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden pro Woche
Bundesregierung pfeift auf Lehrlinge
Die Landesvorsitzende der SJ Niederösterreich, Melanie Zvonik, zeigt sich verärgert, denn die Bundesregierung unternehme nichts, um Lehrlinge in dieser Krise zu unterstützen: „Während die Bundesregierung eine nichtssagende Pressekonferenz nach der anderen hält, erleben wir gerade eine massive Krise, die vor allem junge Menschen stark betrifft. Für viele gehören Zukunftsängste und Perspektivlosigkeit mittlerweile zum Alltag.“ Besonders dramatisch sei die Situation für Lehrlinge: „In der Corona-Krise hat sich abermals gezeigt, dass die Bundesregierung auf Lehrlinge pfeift. Angefangen bei zu wenig Test-Kits und Masken für Berufsschulen bis hin zu fehlenden Maßnahmen gegen die steigende Jugendarbeitslosigkeit“.
Lehrplatzgarantie nach Wiener Vorbild
Zvonik fordert eine österreichweite Lehrplatzgarantie für Jugendliche. In Wien gäbe es so ein Angebot für Jugendliche am Wiener Arbeitsmarkt bereits: Jugendliche bekommen entweder einen Lehrplatz, eine Qualifizierung oder ein unterstützendes Beratungs- und Begleitungsangebot, wenn sie nicht wissen, wie es weitergehen soll. „Das muss auch österreichweit möglich sein“, sagt Zvonik.
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