Der Meister der Gedichte
Während bei so manchem spätestens in seinem Alter die Vergesslichkeit einsetzt, ist bei Franz Bierbaumer keine Spur davon. Er lernt Gedichte als Hobby.
Viele von uns erinnern sich mit Schaudern an das Gedichte lernen in der Schulzeit. Ob „die Bürgschaft“, „der Erlkönig“ oder „die Glocke“, Franz Bierbaumer aus Grassdorf kann sie alle. Seine Leidenschaft für die Dichtkunst begann schon in frühen Jahren. „Ein Besen und ein Leiterlein und eine schwarze Kapp´…“ so begann laut Bierbaumer sein erstes gelerntes Gedicht im Alter von rund sechs Jahren. „Dafür hab ich immer einen Zwieback bei der Hintnaus-Wirtin bekommen, wenn ich es aufgesagt habe“, erinnert sich der 86-jährige, der in der „Stachelkeusche“ in Nußberg aufgewachsen ist. Im Schulalter fiel dann auf, dass er eine besondere Begabung für das Erlernen von langen Texten hat. „Ich war der einzige an der Schule, der „Die Glocke“ auswendig konnte“, fährt Bierbaumer fort.
Weniger Zeit durch den Beruf
Während seiner Berufslaufbahn als Tischler und Mühlenbauer war dann zwar weniger Zeit sich den Texten zu widmen, ganz ohne die Gedichte konnte Bierbaumer aber nicht leben. „Bei der Totenehrung am Kriegerdenkmal in Obermühlbach habe ich 56er Jahr zum ersten Mal ein Gedicht aufgesagt. Heuer bereits zum 65sten Mal“, erzählt der rüstige Pensionist. Auch als Schauspieler bei Theateraufführungen und als Sänger in verschiedenen Chorformationen war Bierbaumer im Einsatz.
Vielfältigkeit der Texte
Fragt man Franz Bierbaumer nach seinem Lieblingsdichter, so erfährt man, dass er Gedichte von den Großen wie Goethe und Schiller ebenso mag wie jene von heimischen Poeten wie Glawischnig oder von Frieda Leitner aus Puppitsch. „Glawischnig war anfangs für mich sehr interessant, seine späteren, moderneren Werke sagen mir nicht so zu“, plaudert der Kunstkenner aus seiner Erfahrung und trägt gleich das Gedicht „Die Tant kummt auf Besuch“ vor. „Ich habe viele Bücher mit Gedichten zu Hause und besorge mir auch immer wieder neue. Die lese ich dann durch und wenn mir eines gefällt, dann lerne ich es auswendig“, berichtet Bierbaumer. „Mundartgedichte liegen mir da mehr, weil man halt das Reden so gewöhnt ist“, erklärt er weiter.
Neben der Totenehrung im November und der Pensionistenweihnachtsfeier gibt es daneben immer wieder spontane Anlässe, wo Franz Bierbaumer seine Gedichte zum Besten gibt. „Bei Ausflügen und Feiern oder wenn wir beinander sitzen kommt es schon einmal vor, dass ich ein Gedicht aufsage“, lächelt der Grassdorfer, der momentan gerade für eine Weihnachtsfeier das Gedicht „A echt´s Christkind“ lernt. Einen Tipp gegen die Vergesslichkeit hat er auch: „Regelmäßig Kreuzworträtsel und Sudoku lösen, das ist gut für das Gedächtnis!“
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