Biomasse-Heizwerk beim Ennstal Hallenbad soll größer werden
Bürgermeister Arthofer: „Kochen schon mit heißem Wasser, obwohl das Häferl noch gar nicht da steht.“ Gemeinde Losenstein setzt ab Herbst auf CO²-neutrale Biomasse. SPÖ und Grüne üben Kritik.
LOSENSTEIN. Das bestehende Biomasseheizwerk beim Ennstal Hallenbad in Losenstein soll erneuert werden. „Derzeit werden Hallenbad, Landesjugendhaus und der Kindergarten durch einen 320kW-Kessel mit Wärme versorgt“, weiß Betreiber Gerhard Buchriegler, Obmann der Nahwärme Laussa-Losenstein eGen. An das neue, mehr als doppelt so große Heizsystem soll aus zwei Kesseln bestehen, daran anschließen will man NMS, VS, Kindergarten und Gemeindeamt. Aktuell wird hier teilweise noch mit Öl geheizt, was nicht mehr den Vorgaben entspreche. Emissionen sollen vor allem durch Technik und dem neuen Pufferspreicher, den es bisher nicht gab, reduziert werden. Laut Buchriegler könnten auch weitere, private Interessenten mit Wärme versorgt werden.
Anlage ist ökologisch nachrüstbar
Die Anlage sei ökologisch nachrüstbar und könne so beispielsweise um Solar oder Photovoltaik erweitert werden. „Das ist dann alles eine Geldfrage“, sagt Losensteins Bürgermeister Leopold Arthofer (ÖVP). Er ist vom Projekt überzeugt, ebenso wie Betreiber Buchriegler: „Eine Umstellung auf Fernwärme ist langfristig die sicherste und kostengünstigste Versorgung“, betont der Betreiber. Arthofer fügt hinzu: „Wir hätten in unseren Betrieben ohnehin etwas machen müssen, weil eine Ölheizung einfach nicht mehr passend ist.“ Ihm sei es als „durchführende Behörde, die die rechtlichen Rahmenbedingungen herstellen muss, ein Betreiber lieber als viele kleine, die nur schwer kontrollierbar sind.“ Der Zeitpunkt der Anfrage seitens der eGen habe zufällig genau gepasst, so der Bürgermeister.
Sondersitzung zum Thema
In der letzten Gemeinderatssitzung – die extra für dieses Thema als Sondersitzung einberufen wurde – fielen bisher der Grundsatzbeschluss sowie die Beschlüsse zur Finanzierung und zu den Energielieferverträgen. Mehrheitlich zwar, allerdings mit elf zu acht Stimmen. Losensteins Grüne hätten erst kurz vorab vom Projekt erfahren, für eine gute Entscheidungsfindung hätte man zu wenig Zeit gegeben: „Wir wünschen uns eine gute Lösung für die Gemeinde. Wir halten das für eine der wichtigsten Infrastrukturentscheidungen für Jahrzehnte. Darum verstehen wir nicht, warum wir so spät informiert wurden“, findet Mathias Schwaiger von den Grünen.
Zwei Wortmeldungen je Sitzungsprogrammpunkt
Auch einer Diskussion ging man in den Augen der Grünen aus dem Weg. Bürgermeister Arthofer hielt in der einberufenen Sondersitzung die Gemeinderäte an, sich zu den jeweiligen Punkten auf maximal zwei Wortmeldungen zu begrenzen. „In den Unterlagen gab es Fehlberechnungen, viele neue Zahlen wurden in kürzester Zeit präsentiert. Es sind leider viele Fragen offen geblieben“, so Gemeinderat Schwaiger.
Dass zu wenig Lösungsmöglichkeiten auf den Tisch gebracht wurden, findet auch Herbert Stögmann von der SPÖ: „Wir sehen das deckungsgleich mit den Grünen. Das ist für so eine große Investition alles zu schnell gegangen.“ Bürgermeister Arthofer kontert: „Alternative Anbieter gab es, ebenso einen Kostenverlgeich. Wir sind mehrheitlich zu dem Entschluss gekommen, dass diese Anlage wirtschaftlicher ist.“
„Weit unter der Norm“
In Sachen Feinstaubbelastung gibt Buchriegler Entwarnung: „Wir liegen hier weit unter der gesetzlichen Norm.“ Der Umbau soll in der Hallenbad-Revisionszeit im Juli erfolgen. SP-Gemeinderat Stögmann glaubt, dass die gewerberechtliche Prüfung, die in den nächsten Wochen ansteht, noch ein Stolperstein werden könnte, falls Anrainer Einsprüche erheben. Arthofer findet, dass zu viel Lärm um nichts gemacht wird: „Wir kochen schon mit heißem Wasser, obwohl das Häferl noch gar nicht da steht.“
Regionale Wertschöpfung
Betreiber Buchriegler und die „Freunde des Hallenbads Losenstein“ sehen in der „überregionalen, nachhaltigen Form der Energiebereitstellung“ eine Chance: “Wir sind Bauern aus der Region. Wenn das was wird, ist das für uns ein Beitrag, damit wir unseren Vollerwerbsbetrieb weiterführen können“, so Buchriegler. Lisa Schmidthaler von den Freunden des Hallenbads: „Für die Zukunft stellt die Initiative der Nahwärmegemeinschaft Laussa-Losenstein-Reichraming ein großes Bekenntnis der gesamten Region zur wichtigen Freizeit- und Gesundheitseinrichtung Ennstal-Hallenbad dar.“
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