Jugendservice informiert
Dem digitalem Hass entgegenwirken

- Jugendliche sollten professionelle Hilfe einholen.
- Foto: Doris Gierlinger
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Zu Hass im Netz zählen Aufrufe zu Gewalt, Drohungen und Beleidigungen. Alltägliche Begleiter im digitalen Leben.
STEYR. Vorwiegend auf Sozialen Plattformen wie TikTok, Facebook, Youtube usw. werden Menschen aller Altersgruppen, oftmals bereits Kinder im späten Volksschulalter mit Beschimpfungen konfrontiert. „Die Basis für Hass im Netz bietet die Annahme, dass der virtuelle Raum rechtsfrei ist und Postings anonym sind, was jedoch beides falsch ist. Von Hate Speech spricht man, wenn Menschen beleidigt und herabgesetzt werden oder ihnen Gewalt angedroht wird", erklärt Robert Sluga vom JugendService OÖ.
„Grundsätzlich kann man in allen Altersklassen mit Hass im Netz in Berührung kommen."
„In Zeiten, wo viele Menschen sehr belastet sind, äußern sie ihre Wut und Verzweiflung an der Situation, indem sie anderen die Schuld dafür geben und häufig passiert das online. Täter fühlen sich im Netz anonym und es wird mit Hilfe von ein paar Klicks ein großes Publikum erreicht. Der Aufwand für die Veröffentlichung von Postings und Kommentaren ist gering.“
Keine Hemmschwellen
Anonymität gibt vielen Menschen das Gefühl, Hass verbreiten dürfen. Um jemanden face to face zu beleidigen, muss eine Hemmschwelle durchbrochen werden, die im Netz scheinbar nicht gegeben ist. „Grundsätzlich kann man in allen Altersklassen mit Hass im Netz in Berührung kommen. Je mehr Zeit man jedoch online bzw. in sozialen Medien verbringt, umso größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass einem derartige Kommentare begegnen", führt Sluga aus. „Sind die Nutzer sehr jung, fehlt ihnen die Erfahrung, wie man mit solchen Situationen umgeht."
Jeder leistet einen Beitrag
Das Internet ist heutzutage ein ständiger Begleiter im Alltag, deshalb ist ein respektvoller Umgang im Netz von größter Wichtigkeit. Jugendlichen Medienkompetenz zu vermitteln, damit sie mit dem Internet verantwortungsvoll und sicher umgehen können, ist maßgebend für einen respektvollen Umgang im Netz. „Es gilt, einige wichtige Grundregeln zu beachten. Diese Grundsätze sollten bereits im Elternhaus besprochen und verinnerlicht werden. Man soll keine fremden Fotos ohne Einverständnis nutzen oder weiterleiten. Außerdem soll kein Streit online ausgetragen werden. Es ist einfach sinnvoller, Probleme mündlich bzw. direkt zu besprechen. Darüber hinaus soll keinesfalls Persönliches oder Intimes über andere geschrieben werden. Vielmehr sollte man versuchen, sachlich zu bleiben. Wie im täglichen analogen Leben gilt auch online die Leitlinie: Gehe mit anderen Internetnutzern so um, wie du selbst behandelt werden möchtest", erklärt Sluga.
Lesen, denken, posten
In den allermeisten sozialen Medien sind Hasspostings unerwünscht. Tauchen dennoch welche auf, können Jugendliche den Betreiber der Seite melden. Die Vorgangsweise dafür findet man beispielsweise unter saferinternet.at. „Es ist zudem wichtig, dass man mitteilt, dass man mit Hasspostings nicht einverstanden ist. Auch wenn das die Erstellenden oftmals nicht überzeugt, so können doch die Mitlesenden erreicht werden. Nicht zu vergessen ist, dass Hetze, Beleidigungen und Beschimpfungen auch online strafbar sind. Dafür sollte man jedoch Screenshots zur Beweissicherung erstellen. In Beratungsstellen, wie dem Jugendservice in Steyr, kann man vertraulich Hilfe suchen und Unterstützung einholen."
Counter Speech ist wichtig
Die sogenannte Gegenrede ist wichtig. Die Idee dahinter ist, dass Hass im Netz nicht ignoriert werden soll und Verfasser aktiv damit konfrontiert werden. Es geht weniger darum, überzeugte "Hater" umzustimmen. Vielmehr können fundierte Gegenargumente helfen, stille Mitlesende zum Nachdenken zu bringen. Angezeigt werden können Personen, wenn Straftatbestände wie Verhetzung, ein Verstoß gegen das Verbotsgesetz, üble Nachrede, Beleidigung, Verleumdung, Kreditschädigung, gefährliche Drohung, Nötigung oder Cyber-Mobbing erfüllt ist. „Das JugendService kann durch Gespräche die Situation der Jugendlichen erfassen und individuelle Hilfsangebote setzen, wie das Schützen der Privatsphäre, Unterstützung beim Sammeln von Beweismaterial und Setzen weiterer Schritte. Jugendliche können uns auch anonym via Onlineberatung kontaktieren", so Sluga.
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