Heimatforscher Weissensteiner
"Innere Größe ist weit wichtiger"
Gerhard Weissensteiner über körperliche und innere Größe.
SCHIEDLBERG. "Bei meinem Dienst als Polizist am Stadtfest in Steyr im Juni 1981 machte jemand ein Foto von mir und dem damals größten Mann Österreichs, der aufgrund seiner Größe für die vielen Besucher eine außergewöhnliche Attraktion darstellte", erzählt Autor und Heimatforscher Gerhard Weissensteiner aus Schiedlberg. Schon damals fühlte er sich gegenüber dem „Riesen“ relativ klein. "Doch so richtig winzig fühlte ich mich dann dreizehn Jahre später, im Juli 1994, als aus 182 cm Größe über Nacht von einem kraftstrotzenden Mann nur ein Häuflein Elend übrig blieb. Was geschah, kann man in meinem Buch 'Meine lange Reise fernab des täglichen Lebens' nachlesen", so Weissensteiner. Der Schiedlberger hat sich seinerzeit mit dem „Riesen“ unterhalten und der erzählte ihm, wie beschwerlich für ihn seine Größe im Alltag eigentlich sei. Es gab für ihn keine Kleidung von der Stange, auch seine Schuhe und sogar sein Bett mussten für ihn gesondert angefertigt werden. "Aber seine Aussage damals ist mir auch heute, nach über vierzig Jahren noch in Erinnerung: 'Alles machbar, Hauptsache gesund'."
Gedanken über Größe
Weissensteiner hat sich dann doch das eine und das andere Mal Gedanken über die „Größe“, gemacht und ist zu dem Entschluss gekommen, dass die körperliche Größe in Wirklichkeit keine Rolle spielt. "Die innere Größe ist weit wichtiger. So mancher spielt in der Gesellschaft nach außen hin eine Größe aus, die jedoch nicht vorhanden ist, weil bei ihm Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit Fremdwörter sind. Bei vielen, ob Groß oder Klein, herrscht Egoismus vor und die menschliche Größe bleibt dabei auf der Strecke. Um wieder auf den Boden der Wirklichkeit zurückzukommen, empfehle ich einen Blick auf das tägliche Leid, das gerade jetzt in den Kriegsgebieten auf der ganzen Welt vorherrscht. Aber man muss gar nicht so weit gehen. Nur der Besuch eines unserer Krankenhäuser genügt. Das Leid, das dort tagtäglich zu sehen ist, wird dazu beitragen, wieder ein bisschen demütiger zu werden und wieder auf das richtige Maß zurückzufinden", so Weissensteiner.
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