Waldbewirtschaftung Österreichs in Gefahr
Keine kostenlosen Ökosystemleistungen bei minimalem Holzertrag

Die Gruppe der Fachdiskussion beim "Sommergespräch" von Pro Silva Austria. | Foto: Pro Silva Austria
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Pro Silva Austria diskutierte in einem hochbeachteten Sommergespräch Ende August in Steyr/OÖ mögliche Alternativen zur drohenden Ertragslosigkeit der Waldwirtschaft.  Bisher kostenlos erbrachte Ökosystemleitungen der Waldbewirtschafter wurden dabei in Frage gestellt. 
STEYR. «Bei der derzeitigen Ertragslage können die Schutz- und Wohlfahrtsfunktionen der Wälder nicht mehr wie bisher erfüllt werden» resümiert Frank Diehl, Forstbetrieb Mayr-Melnhof Salzburg. Tatsächlich ist Österreich eines der wenigen Länder Zentraleuropas, in denen eine gewinnbringende Waldbewirtschaftung überhaupt noch möglich war. Der Klimawandel mit Holzschwemme, Borkenkäfer und Preisverfall setzt dem «Sparbuch Wald» ein jähes Ende, mehr und mehr Waldbewirtschafter ohne Ertrag sind am Aufgeben. Nationale Ökosystemleistungen des Waldes wie CO2-Bindung, Klimaschutz, Trinkwasserspeicher, Schutz vor Naturgefahren, Staubfilter, Erholungsraum & Freizeitbereich, etc. bekommen einen immer höheren Stellenwert, doch kaum mehr einen Preis. Die Waldbewirtschaftung Österreichs ist in Gefahr, doch wer zahlt künftig die Ökosystemleistungen ? - Politik und Ideenreichtum sind gefordert, sonst zahlt schon bald der Steuerzahler.

Der Wald leistet mehr als er «wert» ist

Die sozialen und ökologischen Waldfunktionen sind zwar im Forstgesetz verankert, doch scheint dies alles «ehrenamtlich» mit dem Holzerlös abgegolten. Ohne monetären Ertrag droht dieses bisher für selbstverständlich gehaltene System zu kollabieren. «In Wäldern der öffentlichen Hand wie den Wiener Stadtwäldern geht es nun vorrangig um die Bewertung der sozialen Waldwirkungen», betont Hannes Lutterschmied vom Forst- und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien. Es gibt wissenschaftliche Bewertungsansätze, um den politischen Entscheidungsträgern den Wert des Erholungsnutzen darzustellen.
«Die gesamte Forst- & Holzbranche müsse verstärkt den Wert der CO2-Senkung durch Wälder und Holzprodukte kommunizieren», betont Franz Reiterer, renommiertes Forstbüro in Micheldorf/OÖ. Das deutsche Thünen-Institut hat dazu ein Rechenmodell für Forstbetriebe entwickelt.

Stadtwald in Steyr

Einen möglichen Ansatz zeigt auch die Bischöfliche Forstverwaltung Linz: «Wir haben den stadtnahen Waldteil als Erholungsgebiet an die Stadt Steyr verpachtet, durch diese Einnahmen wird die Bewirtschaftung wieder interessant», erläutert Christoph Geier, Forstwirt der Diözese Linz. Über viele Jahre schrieb dieser Waldteil durch den hohen Besucherdruck negativen Zahlen. Neben den Pachteinnahmen wird auch das Waldmanagement als Dienstleistung abgegolten, nunmehr gibt es ein faires Übereinkommen mit der Stadt Steyr.
Ein Vorreiter im Bereich Vertragsnaturschutz & ökologische Kompensationszahlungen ist der Forstbetrieb Esterhazy, Eisenstadt, wie Erhard Ungerböck in seinem Statement „Forstwirtschaft abseits der Holzproduktion“ präsentierte. «Auch dies ist ein steigender Markt, der mittlerweile für Waldbewirtschafter interessant wird», schildert Stefan Heuberger, Professor der Forstfachschule Traunkirchen.

Politik ist endlich zum Handeln gefordert

Pro Silva Austria fordert die Entwicklung von Bewertungsstandards für die Abgeltung von speziellen Waldleistungen wie auch für privatrechtliche Vereinbarungen zwischen Waldbesitzern und Interessensgruppen. Ausgehend von den vorgestellten Beispielen muss nach nun 30 Jahren Diskussion diese – nunmehr auch existenzielle – forstliche Produktlücke geschlossen werden. Naturnahe Waldbewirtschaftung liefert beste Voraussetzungen, eine Holznutzung mit speziellen Ökosystemleistungen zu kompensieren.

Die Gruppe der Fachdiskussion beim "Sommergespräch" von Pro Silva Austria. | Foto: Pro Silva Austria
Blick auf die Stadt Steyr aus ihrem Erholungswald
 | Foto: Pro Silva Austria
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