LUCIAFEST. Märchen und Geschichten für Erwachsene, Kinder und Kind gebliebene - Teil 116

- Foto: Bernadette Schützenhofer
- hochgeladen von Anita Buchriegler
Als ich kürzlich zum Lesen bei einer Luzia-Feier eingeladen wurde, bin ich drauf gekommen, dass ich ja eigentlich noch keine Luzia Geschichte hatte. Da hab ich mich gefragt, wie die Heilige Luzia als Mensch gewesen sein könnte. "Mutig dachte ich, ja mutig war sie auf jeden Fall. Heute würde man sicher auch "cool" zu ihr sagen. Ich denke es gehörte schon ganz schön was dazu sich als Mädchen allein im Finstern in die unterirdische Welt der Katakomben zu wagen und den versteckten Verfolgten Essen zu bringen. Außerdem denke ich, dass sie einen guten Schmäh hatte. Und natürlich musste sie auch fesch gewesen sein... warum wäre ein verschmähter Brautwerber sonst so weit gegangen, sie bis zur Hinrichtung verfolgen zu lassen..." Kaum hatte ich diese Gedanken zu Ende gesponnen, war sie auch schon da - die Geschichte von der Heiligen Luzia... beinhart ins Jahr 2019 versetzt... Viel Spaß beim Lesen!
"He Luzie, was ist, gehst du mit uns rauchen?" die 4 Jungs grinsten hämisch und begannen das Mädchen einzukreisen. "Verschwindet, ihr Spinner!" Luzie gab Erik einen festen Schups und flüchtete aufs Mädchenklo.
Die Luzie ist eine brave, und so hilfsbereit!" lobte Tante Hildegard, als sie Luzies Mutter einen ihrer seltenen Besuche abstattete. "Kannst stolz auf sie sein, Anna!" Luzies Mutter antwortete nur mit einem schiefen Lächeln. "Hast du eine Ahnung, liebe Hildegard" dachte sie insgeheim.
Die 14-jährige Luzia war ein bildhübsches Mädel und eigentlich sehr gescheit, bloß ließ sie das keinen merken. Sie legte einfach keinen Wert darauf - weder auf ihr Äußeres, noch auf die Schule. Wie oft hatte die Mutter schon bei der Klassenlehrerin vorgesprochen. "Ja wissen Sie", hieß es dort immer wieder. "Wenn Luzia aufpasst, dann versteht sie alles sofort, eigentlich schneller als die anderen. Aber genau da liegt das Problem. Sie passt nie auf. Egal wo oder bei wem sie sitzt, ihre Tochter ist in ihrer eigenen Welt!" Und das ging der Lehrerin mächtig auf die Nerven. Dabei war sie so ein hilfsbereites Kind. Ständig kam sie mit Streunern nach Hause, versorgte sie und suchte ihnen ein neues Heim. In der Schule teilte sie die Jause oft mit denen, die keine mitbekamen. Dem Leon zum Beispiel, dessen allein stehende Mutter von einer Depression in die nächste schlitterte.
Einer sah allerdings seit kurzem genauer hin - der fesche Jules. Ihm war Luzies Schönheit nicht entgangen. Und irgendwie reizte es ihn aus dem eigenbrötlerischen Aschenbrödel eine Prinzessin zu machen. So schloss er mit seinen Freunden Luke und Erik eine Wette ab. Aber des Aschenbrödel Luzie ignorierte den Blödmann, den sie noch nie hatte leiden können. Was ihn enorm wurmte. Er fing daher an sie zu quälen. Entwickelte einen regelrechten Wahn. Zuerst versteckte er nur Schuhe. Stellte in der Schule Blödheiten an, um dann Luzie zu beschuldigen. Setzte dumme Gerüchte in die Welt und versuchte sie, von den wenigen Freundinnen zu isolieren, die sie hatte. Doch irgendwie kam das nicht so bei ihr an, wie er sich das vorgestellt hatte. Luzie war ohnehin sehr viel in ihrer Welt.
Jules und seine Freunde hatten heute Bierdosen geklaut und sie heimlich am Spielplatz hinter der Turnhalle getrunken. Jetzt waren sie übermütig. In Jules stieg ein teuflischer Plan hoch. Hi Hi heute ist doch Luzia Tag. Wie wär's wenn wir der verrückten Luzie aus der 4b wieder mal eine Lektion erteilen. Hab mich gerade von der letzten Geschichtsstunde inspirieren lassen... Hexenverfolgung und so...
"Schon wieder nachsitzen!" Luzie packte die Schulsachen zusammen und machte sich auf den Heimweg. Als sie um die Ecke bog, stülpten ihr die Burschen einen Juttesack über den Kopf und zerrten sie zu den Müllcontainern hinten bei den Fahrradständern. Sie hielten ihr den Mund zu und lachten teuflisch. "Na Luzia, was bist du eigentlich? Hexe oder Heilige? Wir werden das herausfinden. Was hältst du von einem kleinen Hexenprozess? Dabei fesselten sie das Mädchen an die Fahrradständer und setzten ihr einen Adventkranz mit brennenden Kerzen auf. Wenn du abfackelst bist du keine Hexe... ja so glaub ich haben sie's im Mittelalter auch gemacht. Luzie bekam Todesangst. Schweiß brach ihr aus allen Poren. Sie begann wild an den Fesseln zu zerren. Die Gesichter der Buben nahm sie nur mehr als verzerrte Fratzen war. "Heilige Luzia hilf!" flüsterte sie, dann schwand ihr Bewusstsein.
Verwirrt schlug das Mädchen die Augen auf. War sie tot? Alles war so ruhig und langsam? Wie in Zeitlupe... wie vereist. Neben ihr stand ein fremdes Mädchen - etwas älter als Luzie, mit wehenden langen Haaren und weißem Gewand wirkte es wie ein Engel. "Bist du ein Engel? Bin ich im Himmel?" Da begann das fremde Mädchen herzhaft zu lachen bis es sich die seiten halten musste. Nicht ganz, grinste sie. Sieh dich mal um... Gelt sieht komisch aus, als hätte jemand auf stopp gedrückt und den Film angehalten...." Neben ihnen standen Jules und seine Bande, mit entgeisterten Fratzen, ihre Schreie waren ihnen im Hals stecken geblieben. "Ach ja, ich bin die heilige Luzia - deine Namenspatronin. Na ja, und du weißt ja... an unseren Ehrentagen dürfen wir ausnahmsweise mit den Menschen in Kontakt treten, ab und zu sogar ein kleines Wunderchen bewirken, wenn man uns darum bittet. Ich hab dich schon ein Weilchen beobachtet. Diesen drei schleimigen Kröten eins auszuwischen macht richtig Spaß... dabei war es lediglich ein klitzekleines Windstößchen und schon wurde es warm auf ihrer Kopfhaut... so ein Pech!"
Luzie schnappte nach Luft. Das ganze war ihr zu viel. "Heißt das, du willst jetzt die Jungs verbrennen?" Nein, nein, soweit dürfen wir Heilige doch nicht gehen... aber... wenn ich mit dem Finger schnipse, und sich deine Welt wieder weiterdreht... denn werden sie jedes Mal wenn sie wieder eine Gemeinheit im Sinn haben, einen kleines Brennen auf der Kopfhaut verspüren... und glaube mir... die Zellen merken sich das... auch wenn ich ihr Hirn vereist habe...
"Und was ist mit mir? Muss ich auch verbrennen?" "Nein, für dich hätte ich einen anderen Plan. Weißt du, dein inneres Licht ist sowieso schon irrsinnig stark. Durch die brennenden Kerzen am Kopf, bekommst du lediglich den Impuls von mir, es auch nach draußen strahlen zu lassen. Zeig deiner Lehrerin was du kannst - du weißt ja was passiert, wenn sie beißen sollte! Und damit schnipste die Heilige Luzia mit ihren Fingern. Luzie saß verwirrt am Boden. Auf dem Schoß hatte sie den Lichterkranz. Was die Burschen anbelangte, nahmen die sofort Reißaus als sie Luzie ansahen. "Cool!" dachte sie. Der Brenner dürfte wirklich bei bloßen Gedanken funktionieren.
"Hi hi", jetzt fing das Mädel erst recht an zu grinsen... "Bin ja gespannt, welche Wirkung ich ab jetzt auf meine Lehrerin habe..."
ZITAT WIKIPÄDIA - LUCIA
Der Name Lucia leitet sich vom lateinischen Wort lux („Licht“) her und bedeutet demnach „die Leuchtende“, „das Licht“. Vor der Einführung des gregorianischen Kalenders im 16. Jahrhundert fiel die Wintersonnenwende auf den 13. Dezember, der in der Liturgie der katholischen Kirche und der orthodoxen Kirchen der Gedenktag der heiligen Lucia ist. So wurde am 13. Dezember im Brauchtum gleichsam die „Wiederkehr des Lichts“ im Jahreszeitenkreislauf gefeiert. In Skandinavien wird das Luciafest besonders feierlich begangen.


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