Eigene IT-Akademie in Steyr geplant
IT-Fachkräfte sind bereits jetzt Mangelware im Raum Steyr. Eine spezielle IT-Ausbildung soll Abhilfe schaffen.
STEYR. Eine berufsbildende Höhere Schule mit IT-Schwerpunkt – das wäre die Lösung gegen den Fachkräftemangel. So dachte Leopold Födermayr, langgedienter HAK-Pädagoge, Gründer der IT-Firma Systema und Eigentümer des erfolgreichen Steyrer IT-Unternehmens FWI. Im Herbst 2012 unterbreitete er seine Vision Vizekanzler Michael Spindelegger bei dessen Besuch in Steyr. Dieser versprach Unterstützung.
Überzeugt von der Idee ist auch die neue Steyrer WKO-Initiative IT-Experts Austria. Sprecher Wolfgang Bräu, Chef der Sierninger Firma Auris IT Consult, ortet einen massiven Bedarf an IT-Fachkräften: „In den nächsten drei Jahren werden im Raum Steyr rund 250 IT-Mitarbeiter gesucht.“ Es genüge nicht, ein paar Stunden in der Woche Unterricht am PC zu erhalten, sagt er. „Wir brauchen eine zielgerichtete IT-Ausbildung."
Erfahrener „Schulgründer“
Das Modell, das Födermayr und die IT-Experts Austria vorschlagen, orientiert sich an Schwerpunkt-Schulen wie dem Skigymnasium Stams. Wobei für die IT-Schule nicht zwingend ein Neubau errichtet werden müsse. „Implementierung der einzelnen IT-Ausbildungszweige durch Weiterentwicklung bestehender und Aufbau fehlender Einrichtungen“ heißt es im zehnteiligen Stufenplan.
Als Schulname wäre „IT-Akademie“ denkbar. „Analog zur Handels-Akademie“, erklärt Pioniergeist Leopold Födermayr, der 2001 den Studiengang „Prozessmanagement Gesundheit“ an der FH Steyr mitbegründete und zwei Jahre leitete. Födermayr „will in Steyr etwas bewegen und weiterbringen“. Die Stadt solle als IT-Kompetenzstandort mit hohem Ausbildungsniveau ein Begriff werden, so sein Traum.
So praxisnah wie möglich
Ziel der neuen Schule ist eine enge Vernetzung der Bildung mit der Steyrer IT-Wirtschaft, die Ausbildung müsse so praxisnah wie möglich sein. Zum zuständigen Landesschulrat und zu den berufsbildenden Schulen in Steyr gibt es beste Kontakte. Noch nicht ausgegoren sind die Bildungsziele und Lehrinhalte. „Dazu wollen wir eine Dissertation in Auftrag geben“, sagt Födermayr. Er hofft auf die Umsetzung seiner Idee in rund zwei Jahren.
Eines ist für den zeitlosen Unternehmer klar: „Die IT-Akademie soll konkurrenzlos und ein Alleinstellungsmerkmal für Steyr sein.“ Der Schulstandort Steyr solle dadurch noch attraktiver werden. Umgekehrt dürfe die neue Ausbildung keine Konkurrenz für die bestehenden berufsbildenden Schulen in Steyr sein. „In der IT-Akademie muss IT der Kern der Lehre sein“, erklärt Födermayr, „egal um welches Fach es sich handelt."
Kampf der hohen Arbeitslosigkeit
Mittel- und langfristig sei die IT-Akademie auch ein Instrument gegen die hohe Arbeitslosigkeit und die Abwanderung sowie ein positiver Beitrag zum Wirtschaftswachstum und zur Bevölkerungsentwicklung, betont Leopold Födermayr.
STATEMENTS zur geplanten IT-Schule:
Ferdinand Wieser, Geschäftsführer, BMD, Steyr: „Wir sind ein wachsendes Unternehmen und brauchen laufend neue Leute, die in IT ausgebildet sind. Durch den Schwerpunkt Softwareentwicklung hat Steyr einen vermehrten Bedarf an IT-Spezialisten, den eine eigene Schule abdecken könnte. Ich wünsche mir eine bessere Basis-IT-Ausbildung, sie sollte noch IT-gerechter sein als bisher. Wir brauchen Softwareentwickler genauso wie Service-Leute und Trainer. Die Lehrpläne sollten verstärkt an die starke IT-Wirtschaft in Steyr angepasst werden."
Ute Wiesmayr: HAK-Direktorin, Steyr: „Die HAK Steyr unterstützt die Idee, weil uns die Schulen und der Wirtschaftsstandort Steyr am Herzen liegen. Es ist grundsätzlich wichtig, Jugendliche IT-fit zu machen. IT ist eine wichtige Qualifikation an unserer Schule. Wir sind gut aufgestellt, was Webbusiness und grafische Gestaltung anbelangt, weniger beim Programmieren. Bevor neue Aktionen gesetzt werden, sollte die Bedarfsstudie abgewartet werden. Was brauchen wir? Was macht Sinn? Die IT-Firmen im Raum Steyr haben unterschiedliche Ansprüche. Viel Weiterbildung geschieht bereits in den Firmen selbst. Das, was sie brauchen, bringen sie ihren Mitarbeitern meist selbst bei."
Franz Reithuber, HTL-Direktor, Steyr: „Als Leiter einer Schule, welche unter anderem den Ausbildungszweig Elektronik und Informatik als höhere Abteilung und als Fachschule anbietet, kann ich auf Grund der Tatsache, dass wir vor allem im Bereich der höheren Abteilung den Bedarf an Absolventen nicht befriedigen können, die Initiative nur dann unterstützen, wenn unserer Ausbildung keine Konkurrenz entsteht. Wir könnten, wie früher schon etabliert, ohne Probleme in dieser Abteilung noch einen weiteren Zug führen, wenn mehr Schüler sich für diese Ausbildung begeistern könnten. In den drei Schwerpunkten "Multimedia-Systeme & Web IT", "Energiemanagement & Green IT" sowie "Medizinische Systeme & Health IT" ist
die Informationstechnologie sehr stark vertreten. Diese Themen könnten vor allem junge Damen stärker ansprechen. Aus diesem Grunde unterstützen wir die Initiativen der IT Experts Austria.“
ZUR SACHE:
IT-Experts Austria ist eine Standort- und Interessensvertretung zur Stärkung und zum Ausbau des Standorts Steyr zur bevorzugten Region für die IT-Branche in Österreich. In der Region Steyr gibt es derzeit rund 200 IT-Betriebe mit mehr als 1000 Mitarbeitern. http://www.steyr.it
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