Sr. Beatrix Mayrhofer: Schwesternbild braucht Änderung

Wien, 13.3.2015 (KAP) Für eine neue Sicht auf und ein neues Verständnis von Ordensfrauen in Gesellschaft und Kirche hat sich die Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, Sr. Beatrix Mayhofer, ausgesprochen. Bis heute habe sich das Bild der "fleißigen, untergebenen und als billige Arbeitskraft dienenden" Klosterschwester durchgehalten, kritisierte Mayrhofer beim Symposion "Wind of Change - Orden im 3. Jahrtausend" am Freitag im Stift Klosterneuburg. Das Selbstverständnis der modernen Ordensfrauen gehe aber in eine ganz andere Richtung: "Ich sehe Ordensfrauen als gebildete, selbstständige Frauen, die ihr Leben Gott geweiht haben und in den verschiedensten Bereichen arbeiten."

Entscheidend für die Entwicklung eines neuen Bildes von Ordensfrauen sei vor allem die historisch-kritische Auslegung der Bibel. Diese zeige klar, dass Frauen von Beginn an einen ernstzunehmenden Einfluss auf die Geschichte des Christentums gehabt hätten. Die intensive Frauenforschung habe in den letzten Jahrzehnten so das "blickdichte Tuch weggezogen, das über das Wirken der Frauen in der Kirche von Anfang an gelegen ist", so Mayrhofer. Die Forschung hole aber erst langsam auf, und "die Dynamik der christlichen Frauengeschichte ist weder geschrieben noch im Bewusstsein hinreichend gegenwärtig".

Als Ordensfrauen sind die Schwestern heute etwa in den Bereichen Flüchtlingsarbeit, in der Erwachsenenbildung und in der Kulturvermittlung, als Exerzitienbegleiterinnen, in der Betreuung von Demenzkranken und im Hospizwesen, aber auch in kontemplativen Klöstern zu finden, gab Mayrhofer Einblick in den Alltag der Frauen. Gleichzeitig sei die Situation der Frauenorden aufgrund der rückläufigen Mitgliederzahlen keine einfache. Die Schwierigkeiten, die sich dadurch ergeben "kann sich keiner vorstellen". Trotzdem wolle sie nicht von einer "schweren Last" sprechen, "von der wir uns erschlagen lassen"; "wir müssen das vielmehr mit Auferstehungszuverischt anpacken".

Im Projekt "Erfahrungskraft Ordensfrauen" wollen die weiblichen Ordensgemeinschaften den "Erfahrungsschatz" aus dem Leben vieler Ordensfrauen aufarbeiten. Das Projekt sammelt nach der "oral history"-Methode die Lebensgeschichten von Ordensfrauen jedes Alters, jeder Ordensrichtung und jedes Aufgabenbereichs. Ein Schwerpunkt liege auf jenen Schwestern, die das Konzil und den Übergang danach miterlebt haben, "um diesen Schatz nicht verloren gehen zu lassen", so Mayrhofer.

Eine klare Position vertritt die Ordensfrau in Fragen Frauenpriesterinnen: Über die Idee an sich lasse sich reden, "ich will aber keine Energie in etwas stecken, dass ich sowieso nicht beeinflussen kann", so Mayrhofer.

"Perfectae Caritatis". Aktualität bleibt

Auf die Aktualität des zweiten Vatikanischen Konzils und seines Dekrets zu den Orden "Perfectae Caritatis" für die Orden heute hat der deutsche Theologe Joachim Schmiedl von der Katholisch-Theologischen Hochschule in Vallendar hingewiesen. Diese zeige sich in kontinuierlichen Reformprozessen, in notwendiger Kooperation und Fusion der verschiedenen Ordensgemeinschaften, in der bleibenden Spannung von Gehorsam und Partizipation und in der Zusammenarbeit von Orden und Diözesen.

Im Jahr der Orden seien die Gemeinschaften in der Welt angekommen - und die Welt in den Orden. Es gehe auch heute um den Beweis der Wandlungsfähigkeit von Orden und religiösen Gemeinschaften, so Schmiedl weiter. Die Ordensgeschichte kenne, so der Schönstatt-Pater, Phasen des Aufbruchs und des Niedergangs, charismatische und funktional orientierte Phasen. In Beziehung zum jeweiligen gesellschaftlichen, politischen und kirchlichen Mainstream zu stehen sieht der Theologe zugleich als Belastung, aber auch als Chance.

Der deutsche Pallotiner-Pater Paul Rheinbay hob in seinem Vortrag die Erneuerungstendenz des Zweiten Vatikanischen Konzils für das Verhältnis zwischen Kirche und Welt hervor. Dieses Eingebundensein in die Geschicke von Gesellschaft und Menschheit stelle die Orden, inmitten einer noch nicht beendeten, massiven Zeit des Umbruchs, vor die Frage ihrer Identität.

Der prophetische Charakter des geweihten Lebens, sein Charisma von Anfang an, könne aber nur dann gewahrt werden, so der Theologe, "wenn Einzelne und Gemeinschaften in radikaler Nachfolgehaltung verwurzelt sind und gleichzeitig sich nicht um sich selbst drehen, sondern eine lebendige, sich verschenkende Solidarität mit den Nöten der Zeit entwickeln".

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