Interview
Immer was los im kleinen Obernberg

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OBERNBERG.Josef Saxer ist seit 2016 Bürgermeister von Obernberg. Wie es dem 51-Jährigen in dieser Rolle ergeht und was sich in der 360-Seelen-Gemeinde tut – wir haben nachgefragt.

Herr Saxer, mit nur einer Handvoll Stimmen Vorsprung wurden Sie 2016 zum neuen Ortschef gewählt. Hatten Sie damit gerechnet?
Ehrlich gesagt nicht. Es kam wirklich überraschend. Inzwischen habe ich mich aber in meinem Amt gut eingelebt.

Mit fünf von elf Mandaten halten Sie jedoch keine Mehrheit. Wie ist das Klima im Gemeinderat?
Großteils läuft alles ganz normal ab, viele Beschlüsse werden einstimmig gefällt. Natürlich gibt es aber ein paar Themen, die sehr emotional diskutiert werden.

Die da wären?
Heiß diskutiert werden nach wie vor insbesondere die Pläne rund um den Obernberger See. Das Vorhaben, dort diese Naturrefugias zu errichten, steht immer noch im Raum. Das Projekt ist ja von der BH auch schon genehmigt. Momentan liegt aber alles beim Höchstgericht, weil die Weggemeinschaft die Fahrberechtigung verwehrt. Wir haben also Stillstand.

Was würden Sie sich persönlich wünschen?
In meinen Augen ist das eigentlich eine Privatsache. Was aber auf jeden Fall wichtig wäre, ist, dass sich die Beteiligten einmal zusammensetzen und miteinander reden. Sonst wird es nie zu einer Lösung kommen. Was ich mir grundsätzlich wünschen würde, ist, dass am Obernberger See wieder eine Gastronomie mit umfassender Infrastruktur vorhanden ist und wieder eine Bewirtschaftung stattfindet. So, wie es jetzt ist, ist das kein Zustand.

Wie steht es um das Agrarthema, nachdem der bisherige Substanzverwalter ja unfreiwillig abberufen wurde und Sie an seine Stelle traten?
Das Ganze hat sich ziemlich beruhigt. Ich versuche halt, alles möglichst ohne Streiterei abzuwickeln.

Stimmt es, dass die Baugründe in Obernberg sehr knapp sind?
Es stimmt, dass wir in den vergangenen Jahren viele Gründe vergeben haben. Aktuell haben wir noch eine große Parzelle, wo derzeit überlegt wird, wie weiter vorgegangen werden soll. Ich persönlich würde hier den Bau von Reihenhäusern oder Wohnungen präferieren.

In Ihrer Gemeinde gibt es auch relativ viele Freizeitwohnsitze.
Ja, und natürlich wären Hauptwohnsitze besser für das Dorf und seine Infrastruktur, aber hier haben wir generell wenig Einfluss.

Apropos Infrastruktur: Was läuft diesbezüglich?
Erst vor kurzem hat mit Unterstützung der Gemeinde ein Bauernladen eröffnet, wo man Ziegenprodukte, aber auch Brot, Eier etc. erwerben kann. Somit haben wir wieder ein Geschäft im Ort. Aktuell läuft außerdem die Breitbandverlegung und wir sind dabei, den Gemeindesaal sukzessive zu sanieren. Genau genommen bedürfte er einer Generalsanierung, aber dafür fehlen die finanziellen Mittel. Wo wir noch dran sind, ist die Friedhofserweiterung – hinsichtlich einer Totenkapelle spießt es sich allerdings noch an der Grundstücksfrage. Und erst kürzlich wurde die Straße Frade komplett neu gemacht.

Wie beurteilen Sie die touristische Entwicklung?

Ganz gut. Wir haben noch einige gute Betriebe im Tal und im Übrigen hauptsächlich Ferienwohnungen. Die klassischen Privatzimmervermieter sind größtenteils weggefallen. Über die Beherbergung hinaus werden speziell über Leader und Interreg kontinuierlich Akzente gesetzt. So ist etwa geplant, bestehende Wanderwege als Knappenwege zu adaptieren und mit unseren Südtiroler Partnern eine Verbindung der ehemaligen Bergbaugemeinden herzustellen. Im Zuge dessen sollen auch drei neue, attraktive Verweilplätze entstehen. Was heuer noch angegangen wird, ist eine Mountainbike-Verbindung durch das Fradertal auf die Grenzkammstraße.

2022 wird wieder gewählt. Werden Sie nochmal kandidieren?

Dazu möchte ich mich noch nicht festlegen – das hängt von den Rahmenbedingungen ab. Es ist nämlich schon so, dass auch meine Landwirtschaft ein bisschen leidet.
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