Matrei: Neue Gemeinderatsperiode mit alten Problemen

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Seit Mitte Jänner laufen die Bauarbeiten beim Rathaus in Matrei. Bürgermeister Paul Hauser spricht von einer „Investition für Generationen“ und hofft auf eine kulturelle Belebung des Marktls.

MATREI (tk). „Der Rohbau ist errichtet und soweit fertig gestellt, jetzt geht‘s mit der Innenausstattung ans Eingemachte“, informiert der Matreier Ortschef. Eigentlich sollten die Arbeiten bis Weihnachten abgeschlossen werden, doch das geht sich nicht mehr ganz aus: „Im Vorfeld konnte nicht abgeschätzt werden, wie umfangreich die Sanierung des Alttraktes ausfallen würde. Wie sich nun herausstellte, gestaltet sie sich aber doch sehr großflächig und dadurch kommt es zu dieser Zeitverzögerung.“
Aber nicht nur zeitlich muss der Rahmen ausgedehnt werden, auch finanziell ist mit Mehrkosten zu rechnen. Hauser dazu: „Früher oder später hätte diese Renovierung sowieso durchgeführt werden müssen und ansonsten läuft alles, wie geplant.“

Größtes rein Matreier Projekt seit vielen, vielen, vielen Jahren
Wie bereits berichtet, entstehen neue, zusätzliche Räumlichkeiten für das Gemeindeamt – u.a. mit neuem Sitzungssaal, Besprechungszimmer und Archiv, eventuell samt kleinem „Schauraum“ für alte Exponate – zudem wird ein Lokal für diverse Beratungen eingerichtet und auch der neue Mehrzwecksaal wird auf der ersten Etage untergebracht. „Dieser wird dann für verschiedene Veranstaltungen zur Verfügung stehen“, so der Bürgermeister. Einen Stock höher sind Räume für Schützenkompanie und Schützengilde geplant und im dritten Geschoss sind weitere Räumlichkeiten für die Senioren, den Alpenverein und die Kameradschaft vorgesehen. Eine Tiefgarage mit elf Stellplätzen, die stehen allerdings nur Polizei- und Gemeindebediens-
teten sowie Hausbewohnern zur Verfügung, ein Aufbewahrungsraum für den Krampusverein sowie sonstige Lagerräumlichkeiten runden das Ensemble ab. Ohne Sanierung sind für das seit Jahren aus rein Matreier Sicht größte Infrastrukturprojekt 2,7 Millionen Euro einkalkuliert, die Marktgemeinde muss davon rund 1,5 Millionen finanzieren. „Viel Geld, das stimmt, aber ich erachte das als Investition für Generationen! Matrei schafft auf der einen Seite jetzt auch mehr Platz für gemeindeübergreifende Vereine und dadurch erhoffe ich mir auch einen Aufschwung für das kulturelle Leben im Dorf. Und wenn die Summe auf 20 bis 25 Jahre verteilt aufgebracht wird, können die Rückzahlungen sicher aus dem ordentlichen Haushalt bestritten werden“, verteidigt Hauser das Vorhaben.

„Der Basistunnel muss kommen, eine Verschiebung wäre fatal!“
Apropos Aufschwung: „Die Abwanderung stagniert wieder“, freut sich der Ortschef und berichtet ergänzend dazu, dass dem „momentan sicher gegebenem Wohnungsbedarf“ Rechung getragen wird: „Wir hoffen bald wieder Bevölkerungszuwächse verbuchen zu dürfen! Das Areal des alten Gerätewerks in Matrei haben wir kürzlich in Bauland gewidmet – der gemeinnützige Wohnbauträger ‚Alpenländische Heimstätte‘ wird hier in zwei bis drei Jahren mit der Errichtung einer Wohnanlage beginnen.“
Selbstverständlich ist die Einwohnerzahl in den vorangegangenen Jahren aber nicht nur deshalb zurückgegangen – auch der Verkehr macht den Bewohnern des Marktls massiv zu schaffen. „Daher sage ich, der Brenner Basis-
tunnel muss kommen und das sofort, denn schon eine Verschiebung wäre fatal. Dieses Projekt hat für mich oberste Priorität“, so Hauser und weiter: „Jeder im Tal will Lebensqualität, da kann ich über so manche Argumentation der Gegner nur den Kopf schütteln! Kritiker sollen sich mal eine Woche lang bei uns aufhalten, dann werden sie ihre Meinung rasch ändern! Hier wird kein Geld verschleudert! Ganz im Gegenteil!“

„Eine alleinige Sanierung der Brennerbahn ist unzureichend“
Doch die Zeichen stehen momentan bekanntlich nicht sehr gut: „Ehrlich gesagt, fühlen wir Wipptaler uns von den hohen Herren in Wien verscheißert. Wir sind ein Durchzugsgebiet, schon klar, aber die Brennerautobahn und die Brennerbahn sind voll, da kann auch eine Sanierung der Bahnstrecke keine Wunder bewirken! Die würde dem ständig steigenden Aufkommen ja höchstens zehn Jahre standhalten!“ Auch der viele Lkw-Verkehr im Marktl regt Hauser auf: „Ich fühle mich auch hier im Stich gelassen. Alle reden sich auf die geltenden EU-Richtlinien raus, dabei muss es für einen Ort wie den unseren doch irgendeine Lösung geben, oder? Ich werde langsam mürbe. Auch, weil man nicht wirklich rankommt. Die tun mit uns, was sie wollen“ Der Bürgermeister hebt hervor, keinesfalls gegen die Frächter agieren zu wollen, aber die derzeit vorherrschende Doppelbemautung gehe zu Lasten aller. „Das Hauptziel – Verbannung des Schwerverkehrs aus dem Marktl – werde ich trotzdem weiter im Auge behalten. Aber wie gesagt, man ist fast ohnmächtig, wie das Kaninchen vor der Kobra!“ Womit wir wieder beim „Allheilmittel“ BBT wären! Hauser kann dem Megaprojekt jedenfalls fast nur Positives abgewinnen: „Das Vorhaben wäre für die Bauwirtschaft immens wichtig und und und... Wir Wipptaler sind eh schon so gehandicapt. Eine Realisierung würde der Region sicher einen großen Aufschwung – ähnlich dem in Zeiten des Bahnbaus – bringen.“

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