Theater

Beiträge zum Thema Theater

Wenn darf aufs rettende Schiff | Foto: Sepp Glattauer

Theater in der Josefstadt
Es gibt immer zwei Möglichkeiten

Wirklich frei ist nur der, der weiß, wovon er nächsten Monat lebt.        Friedrich Naumann, Liberaler im Kaiserreich Es ist sicher kein Zufall, dass sich das Programm des Theaters in der Josefstadt mit dem Thema „Flucht“ auseinandersetzt. „Die Reise der Verlorenen“ von Daniel Kehlmann, und jetzt Franz Werfels „Jacobowsky und der Oberst“. Es ist die Aufgabe eines Theaters, sich mit aktuellen Ereignissen der Politik zu befassen und Stellung zu beziehen. Es wird leider viel zu selten gemacht....

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Es ist kein Weihnachtsstück, obwohl es in einem an einem Heiligen Abend spielt | Foto: Herwig Prammer

Kammerspiele
Aus der Zeit gefallen

Es ist so gar kein Weihnachtsstück, obwohl es in einem an einem Heiligen Abend spielt – in einem nach einer sichtlich gewinnbringenden Einkaufsorgie schließenden Kaufhaus. An diesem Abend bleiben noch die letzten blechern klingenden Durchsagen, rote Riesenweihnachtskugeln, zwei automatisch betriebene Stoffbären und jede Menge Kunstschnee zurück. Ja – und zwei übrig gebliebene Menschen: Maria, die Putzfrau und Josef vom Wachdienst. Jung, effizient, glänzend, gewinnbringend – sie sind keines...

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Andrea Jonasson als "Alte Dame" ist nur in einem Augenblick liebenswürdig, sonst versteinert und unbeugsam | Foto: Herwig Prammer

Theater in der Josefstadt
Eine Milliarde für ein Menschenleben

Der Klassiker „Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt ist ein Sittenbild einer Zeit, in der die Macht der Männer und deren Ausprägung gegenüber Frauen im Allgemeinen und ganz besonders in der sozial schwachen Schicht epidemisch war. Das Weib soll zu Hause bleiben und auf Wunsch des Mannes die Beine breit machen. Und wenn das nicht reicht, findet sich schon ein unbedarftes Mädel, das sich in der Hoffnung auf eine dauerhafte Liebschaft, oder am besten in Hinblick auf eine Ehe flach...

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1000 Passagiere:  Panik auf der MS Louis | Foto: Jan Franke

Kehlmann
Was Kickl und Co. sehen sollten

Im Theater in der Josefstadt können sie Geschichte lernen. Ich fürchte aber, es ist schon zu spät. Die Ideologie lautet „drüberfahren“, ohne Rücksicht auf – menschliche – Verluste. „Wenn man sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist man verurteilt, sie zu wiederholen“ sagte der Dichter George de Santayana – er gilt als einer der einflussreichsten Vertreter der amerikanischen Philosophie des 20. Jahrhunderts. Leider stimmt das Zitat nicht. Es kommt bei den Unbelehrbaren nicht an. Und...

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Die verschrenken Leiber im Goldrauch | Foto: Reinhard Werner
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Alles ist aus

Früher einmal war ich ein Partytiger. Beruflich. Ich glaubte, bei jedem Event dabei sein zu müssen. Es wäre ja eine Katastrophe gewesen, wenn ich einmal nicht als Fettauge auf einer Fete erschienen wäre. „Hallo, wo warst du denn“, „Ist eh alles in Ordnung“, „Wir haben dich vermisst“ - so oder ähnlich lautete der Bedauerns-Spruch, wenn ich einmal Pause machte. Also ging ich wieder hin. Im Schnitt einmal die Woche. Obwohl: Man traf immer die gleichen Menschen, es gab immer das gleiche Buffet, man...

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Es geht nichts mehr: Stiegensteigen im Familien-Chaos | Foto: Astrid Knie

„Die Wildente“ oder wie sich eine Familie zerstört

Trepp auf, Trepp ab (Bühnenbild: Raimund Orfeo Voigt), das ist der erste, was man wahrnimmt. Das Stück „Die Wildente“ von Henrik Ibsen, wird in der Josefstadt von einem ursprünglichen Fünfakter auf 80 Minuten zusammen gestrichen. Verantwortlich dafür ist Regisseurin Mateja Koleznik. Extrem verdichtet wird der Wahnsinn der Familie Ekdals sichtbar. Im freudlosen Stiegenhaus spielt sich ein Sozial- und Psychodrama ab, das Beklemmung auslöst. Der alte Ekdal (Siegfried Walther), Teilhaber einer...

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Die Perser ab 20.5. im Akademietheater: Merlin Sandmeyer (Xerxes) | Foto: Reinhard Werner
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In der Echokammer des Puritanismus

Das Burgtheater hat mit Arthur Millers „Hexenjagd“ ein großartiges Stück auf die Bühne gestellt, inszeniert von Martin Kusej, mit beeindruckenden schauspielerischen Leistungen. Für die ersten Puritaner-Gemeinschaften in Neuengland war der enge Zusammenhalt, die Ausrichtung auf ein arbeitsames, fleißiges, frommes Dasein eine gute Überlebensstrategie und Schutz vor der wilden Umwelt eines fremden Kontinents. Da war kein Platz für weltliche Vergnügungen. Ein moralisch einwandfreies Leben war...

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Auf der Müllhalde des Lebens | Foto: Moritz Schell

Auch Aussteiger sind Menschen

Es muss nicht immer alles geschrieben werden, meint meine germanistisch gebildete Begleiterin. Der literarische Dorfheilige Felix Mitterer aus der Provinz Österreich beschrieb einen Inselbetrieb mit seltsamen Menschen. Der Morgen nach der Vorstellung war kalt, meine Gehirnganglien sind durchlüftet. Dennoch bleibt für mich die Frage, was uns Galápagos sagen will. Dass auch auf einer einsamen Insel menschliche Niederträchtigkeit vorkommt? Dass in einer geschützten Werkstätte keine Mordlust...

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Cornelius Obonya als Caius Martius Coriolanus, ein gescheiterte Held | Foto: Reinhard Werner

Verblendete, Populisten, Wendehälse, Dumme

Prolog: Etwa 500 Jahre vor Christus schrieb Caius Martius: „Herrschaft des Volkes, dass die Regierung nichts beschließen kann ohne die Zustimmung der Dummen“. Und heute, 2017? Fällt dazu jemandem etwas ein? Spontan bin ich bei Polen und Ungarn angelangt, wenn wir in der EU bleiben wollen. Und außerhalb - da will ich nicht weiter nachdenken, obwohl man das machen sollte. Sehen wir in die Alpenrepublik. Da sagt einer: Sie werden sich wundern, was alles möglich ist. Wenn’s auch derzeit nicht...

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Grandios: Markus Meyer ist Ludwig II. | Foto: Reinhard Werner
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Viscontis Wiedergeburt

1972 hatte ich mich als Schwuler noch nicht geoutet. Also zog ich mir alles rein, was nur irgendetwas mit Homosexualität zu tun hatte. Von Luchino Viscontis Film „Ludwig II“ erfahren bin ich ins Kino gegangen, voller Hoffnung, auch ein wenig über mich zu erfahren, über mein Leben. Damals hatte mich weniger der Film interessiert, sondern vielmehr der damals wunderschöne Helmut Berger. Gebannt starrte ich auf das Zelluloid-Monster, der schlaksig über die Leinwand huschte. Ludwig II. war kein...

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Alle versammelt, dem Untergang geweiht. Foto noch mit dem verstorbenen Heribert Sasse (in dieser Rolle nun Michael König) | Foto: Erich Reismann

Was alles möglich ist.

Beklemmung, furchtbare Beklemmung überfällt mich. Nix wie weg von hier, nur weg. Ich fahre zu schnell, kassiere ein Strafmandat und übersehe beinahe einen Fußgänger! Zu Hause gehe ich duschen, um mich von der braunen Sauce zu befreien. Im Schlaf habe ich Albträume. Kaum ein Theaterstück hat mich je so erschüttert. Wer einen guten Magen und/oder Nachholbedarf an Geschichte hat, ist im Theater in der Josefstadt gut aufgehoben. „Die Verdammten“ nach Luchino Viscontis Film in einer Bühnenfassung...

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Die Kehrseite der Medaille: Sona Macdonald und Michael Dangl | Foto: Sepp Glattauer

Theater, Konzert, Oper, Musical – das in Wien und auch rundherum

Ronacher Ältere Semester werden sich noch an die schwarz-weiß Filme von Don Camillo und Peppone erinnern. Der Pfarrer von Boscaccio, ist entsetzt, dass seine Schäfchen den kommunistischen Bürgermeister wählen. Der hält Zwiesprache mit Gott. Vorwurfsvoll blickt er zum Kruzifix empor. «Wie konntest du das zulassen?» Jesus antwortet, so sei nun mal die Demokratie, schließlich hätten die Armen Gründe genug, einen Kommunisten zum Dorfobersten zu küren. Die Gegenspieler schenken sich nichts. Es um...

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Michael Dangl und Matthias Franz Stein | Foto: Jan Frankl

Der Schwierige und seine Überlebensstrategie

„Du gehst in den „Schwierigen“? Du machst doch auch aus jeder Mücke einen Elefanten. Du mit deinem Gerechtigkeitswahn, der du deinen Ordnungsfimmel extrem auslebst“, lacht mein Freund offen heraus. „Willst du dir noch zusätzliche Macken anzüchten?“ Mit diesen Worten zieht er von dannen. Dem wollte ich auf den Grund gehen. So frage in meine Theaterbegleiterin, ob ich schwierig bin. Stumm blickt sie in die Ferne, ohne zu antworten. Mein Lebenspartner meint, ich sei manchmal ein Scheusal, die...

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Nico Ehrenteit, Laurence Rupp, Igor Karbus und Ron Iyamu im Zuge der Auffuehrung "Die Raeuber" nach Schiller im Salzburger Landestheater. | Foto: ServusTV_Neumayr_Leo
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Am Schauplatz: "Die Räuber" - die Rache des Matthias Hartmann

Denkwürdig – das Wort kommt mir selten über die Lippen. Dieser Tage im Volkstheater war es wieder einmal so weit. Wobei im Oktober 2016 in Wien viel Denkwürdiges produziert wurde: Begonnen hat es mit den Wiener Symphonikern unter dem Dirigenten Jiří Bělohlávek, am Klavier Nikolai Lugansky - ein Konzert mit Gänsehaut-Charakter. Ein paar Tage später kommt der 93-jährige George Pretre in den Musikverein und dirigiert dort u.a. einen Bolero zum Niederknien. Und jetzt im Volkstheater „Die Räuber“...

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Volkstheater: Niemandsland

Was war, was ist, was wird in Zukunft sein?

Letztere Frage kann ich nicht beantworten. Jeden Tag ein neuer Krisenherd. Krankhafte Politiker: Putin, Erdoğan, Trump, Assad – die Liste derer, die den Cosmos in den Untergang treiben, ließe sich beliebig lang fortsetzen. Wir schrammen täglich daran vorbei. Hass, Neid, ideologische Verwirrtheit - die kleinen Strache‘s strahlen uns an. Na und, geht mich nix an. Inzwischen halten die Rechten das Migrations-Thema auf Trab. Ein Führer muss her. Was hat das alles mit „Niemandsland“ im Wiener...

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Fast fertig: Der Würlitzer für den "Liebenstrank" | Foto: Roland Schuller
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Die Liebe zwischen Mord und Rotwein

Grafenegg – der Wolkenturm erwacht Die schlechte Nachricht: die Eröffnung ausverkauft, die gute Nachricht: der ORF überträgt, und zwar in ORF2 live zeitversetzt am 17. Juni um 21.20 Uhr. Dieses Jahr, für die zehnte Sommernachtsgala, sind als Solisten die russische Sopranistin Olga Peretyatko und der walisische Bassbariton Bryn Terfel zu Gast. Rudolf Buchbinder, künstlerischer Leiter Grafeneggs, wird als Pianist zu hören sein. Das Tonkünstler Orchester Niederösterreich spielt unter seinem...

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Nach Billie Holiday nun Maria Callas. Sona MacDonald in Glanzrollen. Neues Projekt in der Josefstadt | Foto: Jan Frank

Josefstadt: Erni Mangold in Herold und Maude

Ich wollte immer schon auf einer Bühne stehen. Nicht auf einer Theaterbühne sondern auf einer Opernbühne. Die Veranlagung zum Sänger hätte ich gehabt. Aber Faulheit, Dummheit und allerlei Pubertätsprobleme haben das verhindert. Jetzt sitze ich auf der Bühne des Theaters in der Josefstadt bei einer Pressekonferenz und lausche den Ausführungen des zuständigen Direktors. Leidenschaftlich präsentiert Herbert Föttinger seinen Spielplan 2016/17, seine Autoren und die Besonderheit, warum welche Stücke...

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Volkstheater: Tut das weh? | Foto: © Lisa Edi
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Abendlob, Beschneidung, Familienzwist und Bilder einer Ausstellung

JOSEFSTADT: Familienzwist Die letzte Saison-Premiere in der Josefstadt bringt eine Wiederbegegnung mit der US-amerikanischen Autorin Lillian Helman. Hellman (1904-84), aufgrund ihrer Mitgliedschaft in der kommunistischen Partei Ziel zahlreicher Repressalien in der McCarthy-Ära, wurde mit „Die kleinen Füchse“, Premiere am 14. April 2016, Theater in der Josefstadt, dennoch zu einer der erfolgreichsten Theater- und Drehbuchautorinnen der 1940er Jahre und behauptete sich gegen Tennessee Williams,...

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Diese Geschichte von Ihnen von John Hopkins zeigt die zwei Alphatiere Ofczarek und August Diehl | Foto: Bernd Uhlig

Ein Treffen der Psychopathen

Im Psychothriller „Diese Geschichte von Ihnen“ (Akademietheater) spielt Nicholas Ofczarek einen alkoholkranken Polizisten niederen Ranges. Die häusliche Gewalt des massigen Mannes entlädt sich im Frust über seine umstrittene Ermittlungsarbeit. Hat er getötet oder nicht, hat er einen Verdächtigen in der Haft erschlagen oder nicht? Seine Frau (Andrea Clausen) will ihm Supervision angedeihen lassen, findet jedoch nicht die richtigen Worte, was den bulligen Polizisten noch mehr in Rage bringt....

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Volkstheater: "Zu ebener Erde und erster Stock"
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Wodka, Erotik, Liebe, Klassik und Jazzalarm

Wodka in der Burg Wassa Schelesnova, eine russische Familienaufstellung mit Streit, Gesellschaft im Umbruch und viel Alkohol. Regisseur Andreas Kriegenburg lässt im Burgtheater lässt wilden Tiere in die Manege. Seit 22.10. an der Burg, Next: 13.11. Zwei Premieren im Dezember: „Der eingebildete Kranke“, etwas für Hypochonder ab 5.12. und im Akademietheater „Hotel Europa“, ab 12.12. Vieles für Kinder: Pünktchen und Anton, z.B. am 9.12. zahlreiche Lesungen. Infos und Tickets: www.Burgtheater.at...

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Die Schutzbefohlenen durchs Wasser der Unverständnis | Foto: Reinhard Werner
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Der Chor für Gerechtigkeit - ein Brüllstakkato

Das Boot ist voll? Zu voll? Randvoll? Sind wir – die zivile Gesellschaft - überfordert? Oder sehen wir uns die Tragödien im Mittelmeer nur aus der Distanz über das TV-Gerät an. Was können wir tun? Spenden? Das machen eh viele - wir sind ja angeblich die Spendenweltmeister. „Das, das verstehen wir, wissen können, wir haben uns auch nicht angemeldet, wir sind unangekündigt erschienen. Wir sind die Unangekündigten“ lässt Elfriede Jelinek den Chor der Entrechteten im Burgtheater lautstark sagen....

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Von der Mutter gequält, gedemütigt, verachtet | Foto: Sepp Glattauer

Eine mieselsüchtige, bösartige Monsterlady, ein Gusswerk und ihre hässlichen Kinder

Wann ist man am Ziel - wenn man reich ist, gesund in die Gruft fährt, Karriere gemacht hat, ein Leben ohne Sorgen führt oder Kinder versorgt weiß? Wo beginnt es? Wer gibt ein Ziel vor - der tyrannische Chef, die ewig unzufriedene Ehefrau, die Eltern, die Kirche, der Staat? "Am Ziel" wird in der Textur von Thomas Bernhard im Theater in der Josefstadt abgearbeitet. In seiner unnachahmlichen Schreibweise handelt er eine Konfliktsituation zwischen Mutter und Tochter ab, die in eine...

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