Interessierte Pächter, aber keine Einigung
Peter Anich-Hütte in Rietz bleibt 2020 geschlossen

Die Peter Anich Hütte in Rietz im Eigentum des Alpenverein - Touristenklub Innsbruck bleibt 2020 geschlossen. | Foto: Walter Kaller
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  • Die Peter Anich Hütte in Rietz im Eigentum des Alpenverein - Touristenklub Innsbruck bleibt 2020 geschlossen.
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RIETZ. Während die Almhütten-Saison heuer coronabedingt zum Teil später eröffnet hat und die Wandersaison in die heiße Phase kommt, bleibt die Küche der Peter-Anich-Hütte in Rietz kalt. Grund ist nicht nur Corona – der Eigentümer fand bisher keine "geeigneten" Pächter.

Der Österreichische Touristenklub (ÖTC) hat die auf 1909 m Seehöhe gelegene Hütte 1884 errichten lassen. Seither hat das Peter Anich-Gebäude ein bewegtes Leben hinter sich (Link zur Reportage: Peter Anich-Hütte in Rietz – ein Schatz des TKI).
Im Laufe der Zeit wurde diese Hütte zum beliebten Ausflugsziel und Treffpunkt für viele Rietzer, die mit etwa 70% den Hauptteil der Besucher ausmachen. Warum diese heuer vor verschlossenen Türen stehen, begründet Hüttenwart Erich Hackl vom Eigentümer "Sektion TK Innsbruck des Alpenvereins" zum einen mit Corona, zum anderen mit dem in Bau befindlichen Zufahrtweg zur Grünen Bank, vor allem aber gab es keine Einigung mit den Pachtwerbern, so Hackl und verweist hier auf den Alpenverein.

Keine Einigung mit Alpenverein 

Der Pächter der letzten Jahre, Martin Perkhofer aus Rietz, erklärt dazu, es hätte mehrere Interessenten für die Bewirtung der Hütte gegeben. Der Alpenverein hat im Frühjahr 2020 die Hütte zur Neuverpachtung ausgeschrieben, davor musste die Hütte von der bisherigen Hüttenwirtin komplett geräumt werden, so Perkhofer: "Das ist ungewöhnlich, der neue Pächter müsste alles wieder neu beschaffen." Neue Pächter haben sich trotzdem beworben, es wurden Besichtigungs-Termine zugesagt, dann wieder abgesagt, weiß Perkhofer. Es kam zu keiner Einigung, dafür kam Corona.
Ein Rietzer Gastwirt hat sich dann beworben – wieder gab es eine Absage. Der Rietzer Wirt hatte erneut versucht sich zu bewerben, schildert Perkhofer: "Es hat geheißen: Die Hütte bleibt zu!"
Online waren noch Buchungen für Übernachtungen möglich, einige Gäste standen dann vor verschlossenen Türen. "Es ist eine Frechheit, dass gerade in einem Sommer wie diesem unser Naherholungsziel geschlossen bleibt", schimpft Perkhofer.

"Schutzhütte – nicht Ballermann-Hütte!"

Gegenüber Bezirksblätter meint Hüttenwart Erich Hackl, dass der Betrieb der Hütte mit den bisherigen Pächtern "Ballermann-Charakter" angenommen hätte, und das will man im Alpenverein nicht, vermittelt er:

"Der/die neuen Pächter sollen die Hütte auch nicht irgendwie „nebenbei“ bewirten, etwa neben einem anderen Gastbetrieb als Hauptbetrieb o.ä., sondern im Sinne und im Interesse des Alpenvereins, als eine „Schutzhütte“ – was die Peter Anich-Hütte auch ist. Wir wollen einen niveauvollen und sauberen Betrieb, keinen 'Ballermann'."

Der neue Pächter sollte auch über einen Geländewagen besitzen. Die Zufahrt und die gesamte Logistik ist eine Herausforderung, so Hackl: "Wir suchen da einen professionellen Betreiber, nebenbei geht das nicht!" Auch wird der Weg zur sog. "Grünen Bank", dem Ausgangspunkt zur Hütte, dieses Jahr hergerichtet, da gibt’s Behinderungen.
Für Perkofer kein Grund, die Hütte heuer nicht zu verpachten: "Bei uns war der Weg auch einmal für zwei Wochen komplett gesperrt! Und "Ballermann" geht ja auf einer Alpenvereins-Hütte gar nicht", so Perkhofer, der kein Verständnis für die heurige Schließung hat.

Auch der Rietzer Bürgermeister Gerhard Krug bedauert es, dass die Hütte heuer geschlossen bleibt, für die Gemeinde ein wichtiger Naherholungsort: "Es ist ein beliebter Ausflugspunkt, Gäste und Einheimische erreichen die Hütte gut und können sich in kurzer Zeit in der Umgebung erholen. Die Gemeinde sorgt immer für eine ordentliche Zufahrt und Parkplätze. Vor allem ist die Peter Anich Hütte eine Schutzhütte, eine solche sollte schon zugänglich sein für durchziehende Wanderer, die Unterschlupf brauchen." Die Peter Anich-Hütte ist eine Schutzhütte der Kategorie I* (Erklärung dazu unten).
Auch Hüttenwart Erich Hackl bedauert die Hüttenschließung und verweist auf den Alpenverein.
Ab 2021 (Saison vom 15. Juni bis 15. September) wird die Rietzer Peter Anich-Hütte zur Neuverpachtung ausgeschrieben, bewerben kann man sich über die Internet-Seite des Alpenvereins in Innsbruck: "Es kann jetzt jeder die Hütte besichtigen, Betrieb ist aber erst wieder 2021" - und so wie es sich der Alpenverein vorstellt...

* Schutzhütte der Kategorie I:

Hütten der Kategorie I sind Schutzhütten, die ihren ursprünglichen Charakter als Stützpunkt für Bergsteiger und Bergwanderer bewahren müssen. Das bedingt eine schlichte Ausstattung sowie bei bewirtschafteten Hütten eine einfache, aber ausreichende Verköstigung. Sie finden sich in bergsteigerisch bedeutsamen Gebieten und sind meist über eine Stunde Fußmarsch vom nächstgelegenen Stützpunkt entfernt. Mechanisch sind diese Hütten nur in Ausnahmefällen zu erreichen. In dieser Kategorie gibt es sowohl bewirtschaftete wie auch bewartete Hütten und Biwakschachteln. Kategorie-I-Hütten besitzen grundsätzlich einen Winterraum.
Geregelt ist der Begriff der Schutzhütte im § 111 Abs 2 Z. 2 Gewerbeordnung als „ein einfach ausgestatteter Betrieb, der in einer für den öffentlichen Verkehr nicht oder nur schlecht erschlossenen Gegend gelegen und auf die Bedürfnisse der Bergsteiger und Bergwanderer abgestellt ist“. Die Beherbergung von Gästen, die Verabreichung von Speisen jeder Art und der Verkauf von warmen und angerichteten kalten Speisen, der Ausschank von Getränken und der Verkauf dieser Getränke in unverschlossenen Gefäßen im Rahmen dieses Betriebes bedarf keines Befähigungsnachweises für das Gastgewerbe, der Hüttenwirt muss also kein ausgebildeter Gastwirt sein. Kategorie-III-Hütten, Alpengasthöfe, fallen meist aber schon unter die Konzessionspflicht.
(Quelle: Wikipedia)

Die Peter Anich Hütte in Rietz im Eigentum des Alpenverein - Touristenklub Innsbruck bleibt 2020 geschlossen. | Foto: Walter Kaller
Besucher der Peter-Anich-Hütte stehen 2020 vor verschlossenen Türen. | Foto: Walter Kaller
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