Begleitdienst Rotes Kreuz
Reiselust im Rollstuhl

Bruno Strigl und Fritz Scheibler verstehen sich - auch außerhalb ihrer Reisen treffen sie sich regelmäßig zum Kaffeetrinken
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  • hochgeladen von Julia Scheiring

Fritz Scheibler begleitete Rollstuhlfahrer Bruno Strigl heuer bereits zum vierten Mal auf einer Reise – ein Unternehmen, das viele tolle Erlebnisse aber auch Herausforderungen mit sich bringt.

TELFS/MIEMING (jus). Fritz Scheibler aus Mieming und Bruno Strigl aus Telfs sind ein eingespieltes Team. Kein Wunder, immerhin verreisen die beiden schon zum vierten Mal miteinander. Fritz ist nämlich Brunos "Reise-Begleitdienst".
Was nach Bodyguard klingt, hat einen ganz anderen Hintergrund: Der Begleitdienst ist ein Angebot vom Roten Kreuz, der primär von den Altenwohnheimen in Telfs genutzt wird - für Patienten, die nicht mehr alleine gelassen werden können. Dafür gibt es ehrenamtliche Mitarbeiter, die den Patienten beim Krankentransport begleiten, vor Ort beim Arzt oder in der Klinik warten und den Transport zurück ebenfalls wieder begleiten. 

Rollende Reiselust

Im Fall von Bruno und Fritz läuft das allerdings etwas anders ab. Denn Bruno sitzt seit 41 Jahren im Rollstuhl, nach einem Unfall kann er seine Beine nicht mehr bewegen. Nichtsdestotrotz ist er ein begeisterter Urlauber: "Ich bin früher schon gerne gereist, war in Ägypten, Israel und Marokko", erzählt der Pensionist. Mit dem Alter wurde es aber schwieriger, alleine zu reisen. Und da kommt Fritz ins Spiel: "Vor vier Jahren hat mich Alt-Bgm. Helmut Kirchmair, der damals Begleitdienst-Teamleiter war, motiviert, Bruno ins Ausland zu begleiten", erzählt der ehemalige Verwaltungsdirektor des Militärhospitals, wo er auch das Handwerkszeug zum Sanitäter mitbekam. Und so starteten die beiden vor vier Jahren ihre erste Reise nach Zypern. In den darauffolgenden Jahren ging es nach Jordanien, Peleponnes und heuer eben nach Andalusien.

Bilder, die Geschichten erzählen

Wir treffen die beiden in einem Café im Telfs, wo sie gerade dabei sind, die Powerpoint mit den Reisebildern anzuschauen, die Fritz für Bruno jedes Jahr gestaltet. Und während wir die Bilder durchsehen, haben die beiden Herren einiges zu erzählen: von den vielen Sehenswürdigkeiten, wobei Bruno besonders das Grab von Christoph Kolumbus in Erinnerung blieb. Oder von der Musik in der Hotelbar, die "viel zu laut war", von Cordoba mit seinen netten Gassen und von den Affen, die ihnen in Gibraltar auf die Kühlerhaube gesprungen sind.

Einfallsreichtum als Problemlöser

Fritz sind besonders die Herausforderungen mit dem Rollstuhl in Erinnerung geblieben: die fangen beim Flugzeug an, gehen über das Rumpelsteinpflaster in Cordoba und hören bei der Suche nach einem behindertengerechten WC auf. Wobei er stets betont, dass alle Schwierigkeiten bewältigt wurden, teils mit Hilfe, teils mit Einfallreichtum: "Unser Mietauto hatte nicht gerade die beste Qualität. Der Sitz war sehr unbequem für Bruno und es gab nicht einmal einen Haltegriff", erzählt der Ex-Soldat. "Deshalb habe ich meinen Gürtel genommen und daraus eine Haltemöglichkeit gebastelt." 

Teamleistung

Damit so eine Reise auch funktioniert, braucht es viele Helfer. Da wäre das Rote Kreuz als Rückendeckung, Michael Raffelsberger als Reiseplaner und der Mobility Service am Flughafen. Und dann ist da natürlich Bruno als Ideengeber und Fritz als Begleiter.

"Danach brauche ich Erholung"

Mittlerweile sind die beiden Männer richtige Freunde: "Wir maulen schon ab und zu miteinander, aber wir verstehen uns gut", schmunzelt Bruno, der die Hilfe auf seiner Reise sehr zu schätzen weiß. Auch für Fritz ist es immer wieder ein tolles Erlebnis: "Ich genieße die Reisen und Bruno zehrt ein ganzes Jahr davon." Apropos: solche Städtetrips zehren natürlich auch an den Kräften, besonders für Bruno. "Er zeigt dann auch die Grenzen auf, wenn er es nicht mehr packt", meint Fritz und Bruno ergänzt: "Nach jedem Urlaub muss ich mich drei Tage lang erholen." Das tut der Reiselust aber keinen Abbruch und wer weiß, vielleicht schmieden die beiden ja schon den nächsten Reiseplan, auch wenn sie ihn noch nicht verraten.

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