Von den „Wegen des Holzes“

Ländsee 1918-1938: Auf historischem Boden wird das Thema Holznutzung einst und jetzt für die Besucher dargestellt werden. | Foto: Naturpark Karwendel
2Bilder
  • Ländsee 1918-1938: Auf historischem Boden wird das Thema Holznutzung einst und jetzt für die Besucher dargestellt werden.
  • Foto: Naturpark Karwendel
  • hochgeladen von Georg Larcher

SCHARNITZ/SCHLIERSEE. Noch ist nicht viel zu sehen von den „Wegen des Holzes“. Die wenigsten BesucherInnen ahnen etwas von den Geschichten der Gebiete durch die sie ihre Wanderschuhe oder Mountainbikes führen, wenn sie im Karwendel oder im Mangfallgebirge unterwegs sind. Doch das soll sich bald ändern. Im Rahmen eines INTERREG-Projekts widmen sich der Naturpark Karwendel, die Gemeinde Scharnitz, das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz sowie das Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee der touristischen Aufbereitung der „Wege des Holzes“.
In den kommenden drei Jahren wird sich der Naturpark Karwendel der Geschichte der Holznutzung im Karwendel sowie in den umgebenden Nördlichen Kalkalpen und den bayerischen Voralpen widmen. Auch die eng damit verbundene Ökologie der Bergwälder und Wildflüsse ist ein zentrales Thema dieses Projekts.

Projektdauer: 3 Jahre

Das auf drei Jahre angesetzte Projekt wird durch das grenzüberschreitende Förderprogramm der EU INTERREG Österreich-Bayern 2014-2020 aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung gefördert. Weil die Holznutzung in den Nordalpen mit Trift und Flößerei immer schon eine grenzüberschreitende Wirtschaftsweise war und die natürliche Vielfalt von Tieren und Pflanzen erst recht keine Staatsgrenzen kennt, macht die Zusammenarbeit mit Bayern hier besonders viel Sinn.
Der Naturpark Karwendel ist hauptverantwortlicher „Lead“-Partner in diesem Projekt und stellt zusammen mit der Gemeinde Scharnitz die beiden Tiroler Partner. Die Olympiaregion Seefeld fungiert im Hintergrund als Geldgeber und kommt für den Eigenanteil der Tiroler Seite auf. Auf bayerischer Seite sind das Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz sowie das Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee die Partner. Viele Institutionen konnten ebenso für eine weitere Kooperation gewonnen werden.

Eine Kulturgeschichte der Holznutzung

Die Geschichte der Holznutzung gilt es darzustellen, die etwa seit dem Spätmittelalter bis weit ins vergangene Jahrhundert hinein der primäre Wirtschaftszweig der gesamten Nordalpen war. Neben Triftsperren und wenigen Spuren im Gelände ist diese Geschichte heute weitgehend unsichtbar geworden. Auch der „Länd“ in Scharnitz, derzeit ein großer Besucherparkplatz am „Tor zum Karwendel“, sieht man die Herkunft ihres Namens nicht an. Noch nicht, denn hier wird, ebenso auf der Fläche des Wasmeier Freilichtmuseums, eine ehemalige Winterstube der Holzer, wiedererrichtet. Die beiden Holzerhütten werden in Bayern wie in Tirol als Museum interessierten BesucherInnen das Leben ihrer ehemaligen Bewohner vergegenwärtigen.
„Für Scharnitz ist das Projekt eine einmalige Gelegenheit“, freut sich Bgm. Isabella Blaha. Auch Markus Wasmeier, Gründer des Freilichtmuseums, ist überzeugt: „Mit diesem Projekt können wir Besonderheiten der ganzen Region hervorheben!“
Durch die Einbindung von interessierten Einheimischen in die Recherchen sollen die Ausstellungen auch einen starken Lokalbezug bekommen.

Die natürliche Vielfalt der Bergwälder und Wildflüsse

Nicht nur die Nutzungsgeschichte lohnt sich zu erzählen, auch die alpine Natur hält erstaunliche Geschichten parat. Mit den „Wegen des Holzes“ verbinden sich heute auch so besondere Lebensräume wie naturnahe Bergwälder und Wildflüsse. „Viele Insektenarten benötigen große Mengen Totholz in ihrem Lebensraum. Sie und von ihnen lebende Vögel wie der seltene Weißrückenspecht kommen darum nur in sehr naturnahen Wäldern vor“, weiß Hermann Sonntag, Geschäftsführer des Naturpark Karwendel.
Das Karwendel ist nicht nur der größte Naturpark Österreichs, sondern als Natura 2000-Gebiet auch ein europaweit bedeutendes Schutzgebiet – ebenso wie das direkt östlich gelegene Mangfallgebirge auf der bayerischen Seite. Dieses wird vom Bayerischen Naturschutzfonds gemeinsam mit dem Landkreis Miesbach finanziert und vom Gebietsbetreuer Marco Müller betreut. Deshalb spielen diese Naturjuwelen nicht nur in den Ausstellungen eine zentrale Rolle, in denen sich die Besucher auf eine Zeitreise begeben können. Begleitet werden die Ausstellungen von Exkursionen und Naturführungen, die den Menschen den Hintergrund hautnah vermitteln. Die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf betont: „Historische Kenntnis und kulturelles Verständnis über die Einflüsse des Menschen auf Natur und Landschaft sind wichtige Voraussetzungen für unsere heutigen Schutzbemühungen von Natur und Landschaft. Deshalb beteiligt sich das Ministerium an diesem Projekt.“

Die „Wege des Holzes“ im Gebiet verankern

Neben den beiden Holzer-Museen im bayerisch-tirolerischen Grenzgebiet ist das Ziel des INTERREG-Projekts die Hervorhebung des Themenkomplexes in der gesamten Region. Den „Wegen des Holzes“ folgend soll z.B. mit Flößer- und Salinenmuseen flußabwärts ein gemeinsames Tourismuskonzept erarbeitet werden. Auch die Verankerung des naturnahen Tourismus in den jeweiligen Tourismusverbänden ist ein wichtiges Thema. Die Olympiaregion Seefeld kommt bereits für den Eigenanteil der Tiroler Projektseite auf.

Wichtige Eckdaten zum Projekt

- Voller Projekttitel: „Wege des Holzes – Kulturgeschichte und natürliche Vielfalt“
- Förderprogramm: INTERREG V-A Österreich-Bayern 2014-2020, Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE)
- Projektlaufzeit: Oktober 2016 bis Oktober 2019
- Projektumfang: 1,7 Mio €, davon 75% Förderung
- Projektpartner Tirol: Naturpark Karwendel (Leadpartner), Gemeinde Scharnitz
- Projektpartner Bayern: Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee
- Geplante Projekt inhalte:
o Abtragen und Wiederaufbau von historischen Holzerhütten auf bayerischer und Tiroler Seite.
o Didaktische Aufbereitung der Themenblöcke: Das Leben der Holzer, Holznutzung einst und jetzt, Erhaltung der Biodiversität im Alpenraum unter besonderer Berücksichtigung von Natura 2000
o Führungen/Wechselausstellungen
o Einbeziehung des Außengeländes.
o Durchführung von 2 Fachtagungen „Didaktische Aufbereitung des Themas
Waldökosysteme/Holznutzung“ im (Vor-)Alpenraum
o Zielgruppenspezifische Bewerbung einschlägiger Angebote

Weitere Berichte zum Thema Holz aus ganz Österreich finden Sie in unserem Themen-Channel.

Ländsee 1918-1938: Auf historischem Boden wird das Thema Holznutzung einst und jetzt für die Besucher dargestellt werden. | Foto: Naturpark Karwendel
Holzerhütte innen: Eine alte Holzerhütte aus dem Gleirschtal bildet das Zentrum der Ausstellung. | Foto: Naturpark Karwendel
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.