Zirl: Mit kreativen Ideen in die Zukunft

Zirl will es aus eigener Kraft schaffen, den Schuldenberg, der sich in den letzten Jahren angehäuft hat, abzutragen.
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  • hochgeladen von Georg Larcher

ZIRL. Dem Gemeinderat gab Öfner kürzlich ein Schreiben der Gemeindeaufsichtsbehörde zur Kenntnis: Der Verschuldungsgrad von Zirl steuert auf die Vollverschuldung zu. Mit den bereits genehmigten Darlehensaufnahmen steigt der jährliche Schuldendienst auf rund 1,502 Millionen Euro. Lediglich 53.000 Euro wären demnach im neuen Jahr für Investitionen bzw. Schuldendienstzahlungen möglich. Die Gemeindeaufsicht kann keine Darlehen über diesen Betrag hinaus genehmigen. "Wir wollen unsere Finanzkraft in den nächsten Jahren wieder steigern, den hohen Dienstleistungsstandard weiterentwickeln", erklärt Öfner bereits vor Weihnachten, kündigt eine ehrliche Budgetplanung und einen sparsamen Budgetvollzug 2017 an.

Was bedeutet das für Zirl?

Die Gemeindeaufsicht empfiehlt dem Zirler Gemeinderat, nur mehr dringende Vorhaben umzusetzen, auch nur dann, wenn die Finanzierung gesichert ist. Darlehensaufnahmen sollten vermieden werden. "Mit kreativen Ideen und Unterstützung des Landes Tirol wird es aber auch 2017 gelingen, Dienstleistung auf hohem Niveau für die BürgerInnen von Zirl zu bieten", lässt Öfner die Bevölkerung wissen. Zwei neue Kindergartengruppen müssen geschaffen werden, und der barrierefreie Zugang zu öffentlichen Einrichtungen gehört ebenso zu den Pflichtaufgaben der Gemeinde im neuen Jahr.
Der Zirler Ortschef macht die in der letzten Gemeinderatsperiode getätigten hohen Investitionen wie jene in das im Vorjahr eröffnete Veranstaltungszentrum B4 oder das Sozialzentrum „FamBoZi“ verantwortlich für den derzeitigen Schuldenberg. Schuldige zu suchen steht in Zirl aber nicht auf dem Programm, heißt es von Seiten der letzten Bürgermeisterfraktion "Zirl Aktiv", schließlich haben damals auch andere Parteien für die Vorhaben gestimmt, konstruktive Zusammenarbeit ist nötig.
Rettung für Zirl
Ansätze für eine Verbesserung der finanziellen Lage gibt es bereits: Die Betriebsansiedlungen im Gewerbepark „Zirler Wiesen“ soll künftig mehr an Kommunalsteuer bringen, so soll sich die finanzielle Lage von Zirl langfristig verbessern. Beim Ankauf der Liegenschaft, die an die "Zirler Wiesen" angrenzt und wo das Asylwerberheim aufgestellt ist, wird nun nach einer anderen Möglichkeit der Finanzierung gesucht.

Statements Zirler Vize-Bürgermeisterinnen

Vize-Bgm. Iris Zangerl-Walser (Zukunft Zirl)
"Wovor wir bereits im Zuge der Gemeinderatswahl gewarnt haben, hat sich dramatisch bewahrheitet. Wir haben bereits damals einen Kassasturz angekündigt, weil die Finanzgebarung der damaligen Gemeindeführung zutiefst intransparent war.
Jetzt sehen wir den angerichteten Scherbenhaufen aber wir werden den finanziellen Kollaps unserer Gemeinde mit gemeinsamen Einsatz verhindern.
Der Gemeinderat wurde lange Zeit von der früheren Gemeindeführung im Unklaren gelassen über die tatsächliche finanzielle Lage der Gemeinde.
Wenn jetzt die Mitglieder der Liste Zirl Aktiv so zu tun, als ob alles damals gemeinsam beschlossen worden sei, grenzt das schon an Realitätsverlust.
Wir von der Liste Zukunft Zirl werden gemeinsam mit allen positiven Kräften im Zirler Gemeinderat die finanzielle Sanierung der Gemeinde in die Wege leiten.
Das Zirler Gewerbegebiet, das ja auch sträflich vernachlässigt wurde, muss endlich auf Schiene gebracht werden.
Mit einem gezielten Kostenmanagement werden wir die Sanierung der Gemeinde in Angriff nehmen. Ich bin zuversichtlich, dass wir mit guter Zusammenarbeit diese Turbulenzen in unserer Gemeinde erfolgreich bewältigen werden."

Vize-Bgm. Victoria Rangger (Zirl Aktiv):
"In der letzten Gemeinderatssitzung verlas Bürgermeister Öfner ein Schreiben des Landes, wonach die Marktgemeinde Zirl auf die Vollverschuldung zusteuere. Die ZIRL AKTIV Mandatare haben im Dezember dem Budget, dem nach wie vor gewünschten Grundstücksankauf Bahnhofstraße 38 sowie der damit verbundenen Darlehensaufnahme nicht zugestimmt. In der Vorperiode wurden nach einstimmigen oder mehrheitlichen Gemeinderatsbeschlüssen die beiden Großprojekte FamBoZi (vor allem zum Ausbau der Kinderbetreuung) sowie das Veranstaltungszentrum B4 umgesetzt. Es wurden ebenso die Weichen für weitere Projekte gestellt, so etwa für das Regionalmuseum im dafür angekauften ehemaligen GH Hirschen oder das Bildungs- und Betreuungszentrum, welches am zweckgewidmet erworbenen Grundstück in der Schulgasse entwickelt werden könnte. Dass dadurch die finanziellen Möglichkeiten der MG Zirl ausgereizt waren, sollte allen Mitgliedern des Gemeinderats der Vorperiode klar gewesen sein, so auch dem nun amtierenden Bürgermeister, weshalb zumindest für uns die Information des Landes nicht überraschend kam. Die Situation ist angespannt, aber aus unserer Sicht gibt es genügend Möglichkeiten, mittelfristig das Budget wieder auf gesunde Beine zu stellen und konstruktiv weiterzuarbeiten. Zukünftig sollten Ausgaben erst getätigt werden, wenn die budgetierten Einnahmen gesichert sind, um Probleme und Nachtragsbudgets, wie im Vorjahr leider geschehen, zu vermeiden. Aus unserer Sicht ist es nun endgültig an der Zeit, Grabenkämpfe und Schuldzuweisungen hintan zu stellen und mit vereinten Kräften nach Lösungen und Wegen zu suchen und daran zu arbeiten.
Wir sind gerne bereit, mit der Gemeindeführung zusammenzuarbeiten, um einerseits Einsparungsmöglichkeiten zu finden, ohne die Gemeinde handlungsunfähig zu sparen, sowie andererseits Möglichkeiten zur Betriebsansiedelung, Fremdfinanzierung oder auch Gespräche mit potentiellen Investoren anzudenken. Einsparungen im Personalbereich sind aus unserer Sicht sehr vorsichtig umzusetzen, da dieser Bereich nicht zuletzt durch den dringend notwendigen Ausbau der Kinderbetreuung stark angewachsen ist. Ein genauer Blick schadet aber sicherlich nicht.
Der geplante Verkauf des ehemaligen GH Hirschen ist aus unserer Sicht ein Schnellschuss, vor allem wenn die Liegenschaft wie budgetiert zum Ankaufspreis veräußert werden soll. Hier muss durch Ausschreibung zumindest ein marktüblicher Preis erzielt werden, um einen Mehrwert durch den Verkauf zu lukrieren.
Wir sind überzeugt, dass auch in der aktuellen Situation der Blick für mittel- und langfristige Projekte nicht verloren gehen darf, auch wenn kurzfristig der Gürtel eng sitzt. So bleibt für uns die Entwicklung des Schul- und Betreuungszentrums ganz oben auf der Prioritätenliste, da es in diesem Bereich in den kommenden Jahren zu dringendem Handlungsbedarf kommen wird. Bei anderen Projekten muss man vielleicht über Einbindung von Investoren nachdenken, so zum Beispiel bei der Entwicklung Kirchstraße, die trotzdem nicht aus dem Fokus rücken darf. Die Entwicklung des Gewerbegebiets Zirler Wiesen, Ideen zur Zentrumsentwicklung sowie Projekte im Bereich Kinderbetreuung und Schule sind aus unserer Sicht zu forcieren, während vom Grundstücksankauf Bahnhofstraße 38 sowie der damit verbundenen Darlehensaufnahme in Höhe von 2,9 Millionen Euro sofort und dringend Abstand zu nehmen ist.
Die ZIRL AKTIV Mandatare stehen der Situation jedenfalls offen gegenüber und möchten mit dem Blick in die Zukunft gerichtet konstruktiv in den Gremien mitarbeiten."

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