Interview mit David Mariani

"Die stärksten Patriots die es je gegeben hat"

TELFS. Ein neues Kapitel beginnt heuer für die Telfs Patriots. Mann spielt in der kommenden Spielzeit erstmals in der AFL - der höchsten Football-Liga Österreichs. Dort spielt man gegen teilweise sehr starke Gegner. Wir baten Patriots-Präsident David Mariani im Vorlauf zu dieser wegweisenden Saison zum Interview. 

Sind die Telfs Patriots bereit für diese Herausforderung?

DAVID MARIANI: Definitiv, ist natürlich extrem viel Arbeit dass wir überhaupt den Schritt machen, aber weil Mannschaft, Organisation und Team einfach passen, hat man sich getraut den Schritt zu machen. Dass die Raiders und Vikings in die ELF (European League of Football) gegangen sind, hat die Entscheidung auch beeinflusst. Mit Hilfe des Draft-Systems mit Sternebewertung wollen wir uns in den nächsten Jahren in der Liga auch sportlich etablieren. 

Was bedeutet der Aufstieg für den Verein?

Wir haben jetzt natürlich viele Aufgaben vor uns. Es wird z.B. gelten das Spielfeld noch besser herzurichten. Noch vor der Saison entsteht eine neue Tribüne mit 480 Sitzplätzen vom Tiroler Zeltverleih. Wir brauchen jetzt überall mehr Personal, mehr Helfer, von der Gastro bis hin zu den Ordner. Wir bekommen ein neues Ticketsystem, das nun auch Online-Tickets möglich macht. Es sind viele kleine Dinge die in den letzten Monaten dazugekommen sind. Die Heimspiele werden noch professioneller als bis jetzt schon. Was uns besonders freut, ist der Zuwachs bei den Freiwilligen Helfern. Pro Spiel werden 55 bis 60 freiwillige mithelfen. Mit Ausnahme vom Headcoach und den Import-Spielern passiert da alles auf freiwilliger Basis, das ist schon ein Wahnsinn.

Welche Erfahrungen aus der Vergangenheit helfen euch in der AFL?

In den letzten sechs Jahren haben wir als Organisation viel Erfahrung gesammelt. Auch die Erfahrung vieler Spieler spielt eine Rolle. Das Football-Niveau ist sehr hoch in Österreich, da müssen wir uns jetzt einfach auf mehr einstellen. Ein Vorteil – es sind gleich vier Teams aus unserer Division aufgestiegen, einige Teams kennen wir also schon. 

Wo habt ihr euch überall verstärkt?

Vor allem in der Offensive haben wir uns verstärkt. Unser neuer Quarterback ist aus der EFL zu uns gewechselt, bringt also entsprechend Qualität mit. Er bringt einen Receiver mit nach Telfs, den er noch vom Collage aus Amerika kennt. Zwei weitere Imports sind bereits bestätigt, weitere Verstärkungen werden noch kommen – man darf gespannt sein. Andere Teams haben auch bei uns Abwerbungsversuche gestartet, die waren definitiv da, das kann man schon sagen.

Was sind deine Eindrücke von eurem neuen Elite-Quarterback?

Obwohl er erste nächste Woche zu uns kommt hat er sich bereits super eingefügt. Was für uns besonders wichtig war, ist die menschliche Komponente und die stimmt bei Aaron auf jeden Fall. Er möchte auch im Nachwuchs und im Damenteam mithelfen und sich auch ins Dorfleben in Telfs eingliedern. Unser Ziel wird es sein, ihn langfristig an uns zu binden. Ich bin überzeugt dass er die Mannschaft auf ein neues Level bringen wird. Ein Quarterback aus Amerika hat nunmal auch einen anderen Standard. Er ist der Spielmacher - er muss die Mannschaft anführen, als erster beim Training erscheinen und als letzter gehen. 

Wie bereitet ihr euch auf die starken Gegner vor?

Die Trainings die wir haben nutzen wir noch intensiver als bisher. Diese sind jetzt auf die Minute durchgeplant. Bei jedem Training sind um die 14 Coaches anwesend. Beim Training abseits des Feldes hat sich die Intensität auch deutlich gesteigert. Wir haben jetzt einen Personal Trainer der unsere Jungs zwei mal die Woche im Fitnessstudio begleitet. Da sind auch Ernährungsplan etc. mit dabei. Unser Spiel hat immer davon gelebt, dass wir physisch sehr starke Spieler haben. Auch wenn die generelle Entwicklung im Football Richtung Passspiel geht, wir bleiben bei unserer auf die Fresse Taktik. Wir sind dominant im Laufspiel und diese Stärke werden wir nicht aufgeben.

Das erste Duell ist gleich das Tiroler Derby zuhause gegen die Raiders, wie groß ist die Vorfreude? Seht ihr Chancen?

Die Vorfreude ist riesig, das muss man wirklich sagen. Ein Tiroler Derby als Heimauftakt – besser geht es nicht. Wir rechnen mit einem vollen Haus. Das wird ein Maßstabspiel werden für uns. Es wird sich zeigen ob das sportliche und auch das drumherum passt. Wir gehen trotzdem mit der gleichen Einstellung in das Spiel wie in jedes andere – und zwar mit dem Willen zu gewinnen. In den letzten drei bis vier Jahren haben wir immer die Underdog-Mentatlität gelebt. Das wollen wir uns beibehalten und das Spiel vor Heimpublikum gewinnen. Das kann auch sehr gerne als Kampfansage verstanden werden! Auch wenn wir nicht wissen wie die Raiders heuer drauf sein werden, wir sehen unsere Chancen. Wir sind die stärksten Patriots die es je gegeben hat. Das ist ein Fakt. Sei es sportlich oder auch als Verein.

Euer Ziel für die Saison?

Wir wollen die Austrian Bowl gewinnen! Wir haben uns hohe Ziele gesteckt, ob sie erreichbar sind wird sich sehr bald zeigen. Es ist immer alles möglich im Football, das haben wir schon oft gesehen, auch wir haben schon unmögliche Dinge geschafft. Wenn der Kopf passt ist vieles machbar.

Was ist euer langfristiges Ziel?

Wir wollen in Zukunft eine der TOP 5 Football-Organisationen in Österreich sein und bleiben – nicht nur sportlich. Von U8 bis U18 soll jedes Team in der Liga sein. Natürlich wollen wir auch den Football-Sport noch bekannter machen in Österreich und ihn endgültig von seinem Image als Randsport wegbringen. Vor allem in dieser Zeit wollen wir Kinder weg vom Computer und hin zum Sport bringen. Auch wenn Football bei uns schon sehr beliebt ist – da geht noch viel mehr. Auch von Seiten der Gemeinde bekommen wir da immer die Unterstützung die wir brauchen. 

Fast richtig getippt

Der Superbowl zwischen den Los Angeles Rams und den Cincinnati Bengals ging kurz nach diesem Interview über die Bühne. David Mariani setzte im Vorfeld auf die klaren Außenseiter, die Cincinnati Bengals und wäre damit beinahe richtig gelegen. Mit weniger als zwei Minuten zu spielen übernahmen die LA Rams allerdings die Führung und gaben diese bis zum Ende nicht mehr her. Wegen der aktuellen Situation konnten die Patriots heuer keine Superbowl-Party veranstalten, im nächsten Jahr soll der wichtigste Tag im internationalen Football-Kalender aber wieder gebührend gefeiert werden.