Türkische Innenstadt-Belebung

GR Sepp Köll, Obmann der "Aktionsgemeinschaft der Telfer Wirtschaftstreibenden" kritisierte im Rahmen der letzten Telfer Gemeinderatssitzung, dass die rund 40 „türkischstämmigen“ UnternehmerInnen von Telfs sich in einer eigenen Organisation zusammenschließen wollen.

„Das führt nur zu einer Seperation der Völkergruppen“, klagte der Wirtschaftsausschussvorsitzende (Telfs Neu) und Betreiber eines Piercing-Studios gegenüber den Medien. Für die Integration sei eine „türkische Kaufmannschaft“ „völlig kontraproduktiv“. Interessanterweise setzt der Telfer Gemeiderat im Bildungsbereich aber selbst genau auf diese Separations-Strategie: Die beiden Telfer Vorzeigeprojekte „Sprachstartkindergarten“ und „Sprachstartklasse“ werden als der schlichtweg optimale Weg der Integration hochgelobt. Dabei wird mit Gemeindeunterstützung mit Kindern aber genau das gemacht, was Köll bei den Wirtschaftstreibenden ablehnt: türkischsprachige Kinder werden in Extragruppen zusammengefasst, um besser Deutsch zu lernen.

Zweierlei Maß?

Warum lehnte Köll die Einrichtung der Sprachstartklassen nicht ebenso vehement medial ab, wie jetzt die Bestrebung der Wirtschaftstreibenden? Die Aktionsgemeinschaft setzt es sich laut eigener Homepage zum Ziel, aus der „Innenstadt“ wieder ein „lebendiges Zentrum für Telfs“ zu machen! Dabei sollen die Kaufkraft im Zentrum gestärkt und Anreize für neue Unternehmen geschaffen werden. Nun ist es aber offensichtlich, dass die Nachfahren der ersten türkischen Textilgastarbeiter auch ohne bisherige Mitgliedschaft diese Anreize wahrgenommen haben. Alleine an den Straßen mitten durch Telfs haben sie etliche leerstehenden Geschäfte mit ihren Unternehmen wiederbelebt. Gut möglich, dass diese Gruppe der Telfer Wirtschaft spezielle Herausforderungen zu bewältigen hat, und sich diesen gemeinsam besser gewachsen sieht. Genau für solche Zwecke wurde im Jahr 1867 das österreichische Vereinsgesetz geschaffen. Dass die österreichischen Unternehmer seit jeher verschiedene Organisationen bilden, wie etwa die verschiedenen parteilichen Wirtschaftsverbände, ohne dabei in den Verdacht zu kommen, das Wirtschaftsvolk zu separieren, sei nur am Rande erwähnt.