Rätselhafter Georgenberg
Was geschah hier vor fast 1.600 Jahren?
Die Kirche St. Georg am Georgenberg wirft auch heute noch Rätsel auf. Eine Priesterbank, die auf das Jahr 400 n. Christus datiert wird bringt Licht ins Dunkel einer schwierigen Zeit, als Severin von Noricum die einheimische Bevölkerung vor der Völkerwanderung schützte.
KUCHL. Auf den ersten Blick sieht es recht unscheinbar aus: Unter einem Glasfenster am Altar in der Kirche St. Georg am Georgenberg blickt man in der Tiefe auf eine steinige Struktur. "Es handelt sich hier um einen Saalbau mit einer Priesterbank, vermutlich aus der Zeit um 400 nach Christus", erklärt Historiker Michael Neureiter. Das ist deshalb von Bedeutung, weil hier vermutlich Severin von Noricum, besser bekannt als der heilige Severin, gewirkt hat.
Ein rettender Anker
Severin lebte in einer dunklen Zeit. Das Römische Reich brach unter Invasionen auseinander, eine Stadt nach der anderen wurde zerstört und die Hunnen zogen durch das Land. In dieser Zeit suchten die Menschen nach einem rettenden Anker und fanden ihn in dem gebildeten Mann aus Italien. "Seine Lebensbeschreibung, die 'Vita Severini', handelt von seinem Wirken in Iuvavum – Salzburg – und Cucullis – Kuchl", erläutert Neureiter. Er betätigte sich als Helfer und Seelsorger, organisierte Lebensmittel- und Kleiderlieferungen und evakuierte bedrohte Menschen in sicherere Gebiete. Ein sicheres Gebiet war auch der Georgenberg in Kuchl.
Die"Wunder" vom Georgenberg
Der erste Kirchenbau, unterhalb der heutigen Kirche, stammt vermutlich aus dieser Zeit. Severin soll dort mehrere Wunder gewirkt haben: Als Severin erkannte, dass ein Teil der Bevölkerung noch heidnischen Glaubens war, soll er ein dreitägiges Fest veranstaltet haben, zu dem alle Menschen ihre Kerzen brachten. Durch "göttliche Fügung" sollen sich die Kerzen der Gläubigen entzündet haben, jene der Ungläubigen nicht. Auch soll er das "Heuschreckenwunder" gewirkt haben: Angesichts einer Heuschreckenplage berief Severin alle Bewohner in die Kirche, bis auf einen folgten alle dem Aufruf. Alle Felder sollen nachher verschont geblieben sein, bis auf das eine. "Das sind wahrscheinlich Erzählungen, die zur Motivation der Bevölkerung zum Glauben gedacht waren", erklärt sich Neureiter das Phänomen. Severin starb 482 in Mautern, sein Leichnam wurde nach Italien gebracht. Bei Lucullanum (in der Nähe Neapels) wurde er beerdigt.
Zenzmaier fertigte Skulptur an
Die Erinnerung an Severin ist in Kuchl immer noch lebendig. Neureiter führt in die "Severinkrypta" in der Pfarrkirche Kuchl, wo eine Skulptur Josef Zenzmaiers aus dem Jahr 1981 an den Missionar erinnert. "Severin lebte in einer Endzeit. Er hat sich als 'Krisenmanager' betätigt. Deshalb ist die Erinnerung an ihn bis heute geblieben", erklärt Michael Neureiter abschließend. Der Tag des heiligen Severin ist der 8. Jänner, sein Sterbetag.
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