Brennpunkt Tauernautobahn
Kreative Bürgerproteste im Tennengau
Auch an diesem Wochenende rollte wieder der Verkehr im Tennengau. Während sich am Brennhoflehen (Kuchl/Tennengau) die Gemeindevertretungen aus Kuchl und Golling als Kontrollorgane betätigten, wurde in Hallein ein zweitägiges Stau-Fest mit Musik, Marktständen und Durchfahrtssperren gefeiert. Anrainer und Marktstandler konnten natürlich zufahren. Nicht alle sind mit der Reglung glücklich.
KUCHL/GOLLING/HALLEIN. Es war ein Fest der anderen Art in Hallein: Am dritten Stauwochenende infolge griffen die Salinenbürger zu einem Kunstkniff und feierten ein Straßenfest als „Stau-Fest“ mit Musik, DJ´s, Marktgeschehen und Frühschoppen. So hielten die Tennengauer den Verkehr vom Stadtzentrum fern. Während am Freitag, 16. Februar, das sonnige Wetter perfekt war, kamen auch am verregneten Samstag einige wetterfeste Halleiner:innen in die Innenstadt. Passend zur Liebe der Bevölkerung für ihre Stadt wurde kurzfristig von Bürgermeister Alexander Stangassinger zum Höhepunkt der Aktion, das Konzert "Hallein liebt" der Sängerin "Loi und brothers van yarns" in der Alten Schmiede erklärt. Sein Kommentar zur Staulage:
„Wir haben die Schnauze voll“, platzte Bürgermeister Alexander Stangassinger der Kragen.
Ortswechsel zum Brennhoflehen
KUCHL/GOLLING. Während Kontrollorgane an den Autobahnen und Ortseinfahrten Position bezogen hatten, trafen sich die Gemeindevertreter beider Gemeinden bei strömendem Regen im Brennhoflehen beim Kreisverkehr Kellau (Kreuzung Kfz-Betrieb Steiner). "Wir wollen mit dieser Aktion einmal ein gemeinsames Zeichen setzen, gegen den Umgehungsverkehr über unsere Gemeindestraßen. Sie sind für unsere Bürger da und nicht für den Ausweichverkehr", meint Bürgermeister Thomas Freylinger (Kuchl).
Lokalaugenschein vor Ort
Die Verkehrssituation an diesem Tag war sehr unterschiedlich. Während der Verkehr am Samstagvormittag in den einzelnen Gemeinden (auch in Golling) sehr überschaubar war und einem normalen Einkaufs- und Shoppingsamstag nichts entgegenstand, staute es sich auf der Tauernautobahn sowohl in Richtung Süden, als auch in Richtung Norden. Auf der Bundesstraße vom Pass Lueg floss der Verkehr zur Autobahn eher zäh.
Die Situation änderte sich spürbar gegen 13:00 Uhr. Zuerst einzeln, dann im Kolonnenverkehr versuchten Fahrzeuglenker an den Absperrungen vorbeizukommen und mussten wenden. "Es ist wie vergangenen Samstag: Der Verkehr hat auch letzte Woche schlagartig ab Mittag zugenommen", meinten die beiden Bürgermeisterstellvertreter Stephan Loidl (Golling) und Gerhard Brandauer (Kuchl) unisono.
"Wir haben den Ort hier bewusst ausgewählt. Über Kellau sind die Autofahrer vom GPS durch Golling zur Autobahn geleitet worden", so Bürgermeister Thomas Freylinger (Kuchl).
Kritik an der Verordnung
Für Bürgermeister Thomas Freylinger (ÖVP), der im Brotberuf Jurist ist, stellt die adaptierte Verordnung eine Erleichterung für die Möglichkeiten der Gemeinden dar. "Aus meiner Sichtweise, ist die jetzt bestehende Reglung eine Verbesserung unserer Möglichkeiten auch genauer kontrollieren zu können, damit das Zielgebiet nicht mehr das ganze Bundesland Salzburg ist, sondern nur Radien", so Freylinger. Die Verkehrssprecherin der SPÖ im Landtag, Sabine Klausner (Pongau), sieht das anders:
"Es ist unverständlich, dass der Stauausweichverkehr auch dieses Wochenende an vielen Stellen wieder völlig ungehindert fließen konnte. Die Abfahrtssperren haben ihre Wirkung verfehlt. Kaum in Kraft, muss die Verordnung schon wieder überarbeitet werden“, fordert Klausner ÖVP-Verkehrslandesrat Schnöll zum Handeln auf.
Offene Forderungspunkte der Gemeinden
Im Forderungspaket der Gemeinden an die zuständige Bundesministerin Gewessler sind noch zwei Punkte offen, von der sich die Gemeinden eine großflächige Verbesserung der Stausituation erhoffen:
"Für uns ist es nach wie vor wichtig, dass eine Mautbefreiung des betroffenen Gebietes, also vom Walserberg bis in den Pongau hinein, erfolgen soll. Dann ist es möglich, Fahrzeuge, die aus dem Norden kommen, wieder auf die Autobahn aufleiten zu können. Das wäre ein zentraler Punkt, der zu dem ganzen Konvolut von Maßnahmen gehört, um eine Entspannung herbeizuführen", so Bürgermeister Peter Harlander (Golling).
Zur Sache
Mit Beginn des vergangenen Wochenendes trat eine neue, verschärfte Abfahrtsregel in Kraft. Inhalt ist, ein genau definierter Radius für das Ziel der Reisenden. Ab sofort können Reisende nur noch abfahren, wenn ihr gewähltes Reiseziel in einem Radius von 20 Kilometern um Hallein (Tennengau), 15 Kilometer um Kuchl sowie 35 Kilometer um Golling bzw. Abtenau (Tennengau) liegt. Das Land Salzburg hat diese Verschärfung angeordnet, nachdem Stauflüchtlinge zu Urlaubsbeginn die Ortskerne und selbst Feld- und Radwege als "Fluchtrouten" benutzten.
Kommentar zum Thema
Weitere Beiträge
Weitere Beiträge aus Salzburg HIER
Beiträge von Martin Schöndorfer HIER
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.