Der Beichtstuhl hat ausgedient

Ägidius "Gidi" Außerhofer ist Pfarrer in Oberalm und Puch. Er kämpft für Reformen in der katholischen Kirche.
  • Ägidius "Gidi" Außerhofer ist Pfarrer in Oberalm und Puch. Er kämpft für Reformen in der katholischen Kirche.
  • hochgeladen von Theresa Kaserer-Peuker

Interview von Theresa Kaserer

Sie kämpfen für Reformen in der katholischen Kirche, sind u. a. für die Abschaffung des Zölibats. Was muss sich noch ändern?
Gidi Außerhofer:
Es bräuchte auch bei der Bischofsernennung neue Wege, die die Ortskirchen bei der Entscheidung einbindet, z. B. sollten in einer Form „Diözesankonklave“ Namen genannt werden können, aus denen das Domkapitel drei auswählt und dann den Papst bittet einen davon zum Erzbischof zu ernennen. Nicht umgekehrt.

Stichwort Priestermangel?
Gidi Außerhofer:
Frauen sollten Priester werden können und die Freistellung der Lebensform müsste her. Der priesterliche Dienst durch Frauen und Männer als Wegbegleitung der Menschen ist mehr denn je wichtig, aber es sollten auch andere Möglichkeiten, z. B. für wiederverheiratete Geschiedene, gefunden werden.

Was ist die wichtigste Aufgabe eines Pfarrers?
Gidi Außerhofer:
Die Menschen zu begleiten und in ihnen die Sehnsucht nach Gott wachhalten. Es ist wichtig, nahe bei den Menschen zu sein, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Die Seelsorge ist mehr Beziehungsarbeit zwischen den Menschen als die Verkündigung der Gebote.

Gehen eigentlich noch viele beichten?
Gidi Außerhofer:
Viele fragen mich "Darf ich einmal mit dir reden?" und erzählen mir dann ihre Alltagsprobleme. Es kommen aber auch noch manche, die „richtig“ beichten wollen, allerdings hat der Beichtstuhl ausgedient. Darin kann man nämlich keine Lebenssituationen besprechen. Die Menschen suchen das Vier-Augen-Gespräch. Ich nehme hauptsächlich vis à vis die Beichte ab, aber wer will, kann natürlich auch in den Beichtstuhl.

Beichten auch junge Menschen?
Gidi Außerhofer:
Wir nennen das "Aussprache" oder bei Schülern „Versöhnungsfeier“, denn im Grunde ist Beichte ja etwas für Erwachsene. Ich erlebe wunderschöne Versöhnungsfeiern mit Schülern. Ich glaube, dass sich junge Leute heute vieles mit Gleichaltrigen von der Seele reden, auch über Facebook.
Es braucht auch nicht unbedingt Pfarrer, um zu sagen "Gott liebt dich, er schenkt dir Vergebung", das kann jeder machen, so wie eine Mutter z. B. ihrem Kind verzeiht, weil es eine Vase mutwillig zerstört hat. Die Frage ist immer: Werde ich jetzt in Zukunft einen neuen Weg gehen? Wenn du deine Schuld erkannt hast, solltest du umkehren. Darum geht es in jeder Beichte.

Viele nehmen die Dienste eines Psychologen in Anspruch. Ersetzt dieser als "Beichtvater" heute in gewisser Weise den Pfarrer?
Gidi Außerhofer:
Viele versprechen sich rein praktisch von der Form des Gespräches mit dem Therapeuten mehr, aber Menschen brauchen die Zusage Gottes, dass ihnen ihre Schuld vergeben wird. Die Zusage der Liebe Gottes ermöglicht einen Neuanfang.

Einige persönliche Fragen an Pfarrer Gidi Außerhofer:

>> Die schönsten Momente für Sie?
Wenn ich in tiefen Gesprächen mit Menschen oder mit Gott bin.

>> Welche TV-Sendungen sehen Sie gern?
Dokumentationen über historische Ereignisse.

>> Die drei wichtigsten Dinge (nicht Menschen) in Ihrem Leben?
Gott, die Beziehung zu Menschen und selbstbestimmt leben zu können.

>> Was sollte man unbedingt gelesen haben? Geben Sie uns eine Buchempfehlung!
Die Bibel, besonders das Johannes-Evangelium „Vom Leben in Fülle“. (Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten; ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben. (Joh 10,10); Anm. d. Red.)

>> Ihr Lieblingsgetränk?
Johannisbeersaft mit Leitungswasser.

>> Was machen Sie in Ihrer Freizeit am liebsten?
Tarock-Karten spielen. Am liebsten in netter Gesellschaft zu viert oder zu fünft und mit einem Glaserl Wein.

>> Wann haben Sie zum letzten Mal Urlaub gemacht und wo waren Sie?
2013 war ich in Italien, in Pra delle Torri an der Adria - die Seele baumeln lassen.

>> Wenn Sie einen Tag die Welt regieren könnten, was würden Sie machen?
Ich würde schauen, dass die Menschen in Würde und Frieden leben können.

>> Gibt es Engel?
Ja. Engel sind Menschen, die zu einem gut sind.

>> Was braucht man für ein erfülltes Leben?
Sehr wenige Dinge, aber sehr viel an Beziehungen zu Menschen.

>> Interessiert Sie die Fußball WM?
Natürlich! Mein Favorit Italien hat es leider nicht geschafft.

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Foto: Stefan Schubert

Traumjob gefällig?
Wir suchen Physios mit Herz und Hirn für unser Team!

Ein inspirierendes Arbeitsumfeld? Check. Ein innovatives Arbeitsklima? Check. Spannende Fortbildungsmöglichkeiten? Check. Attraktive Benefits? Check. Viele nette Kolleginnen und Kollegen? Doppelcheck. Das Alpentherme Gastein Gesundheitszentrum liegt in der Mitte des Gasteinertals – genau gesagt im malerischen Bad Hofgastein. Wir arbeiten als private Krankenanstalt in Form eines selbständigen Ambulatoriums für Kur, Rehabilitation und Sportmedizin. Mit einem vielfältigen Therapie- und...

  • Salzburg
  • Pongau
  • Magazin RegionalMedien Salzburg

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Salzburg auf MeinBezirk.at/Salzburg

Neuigkeiten aus dem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Newsletter abonnieren und wöchentlich lokale Infos bekommen

MeinBezirk auf Facebook: Salzburg.MeinBezirk.at

MeinBezirk auf Instagram: @salzburg.meinbezirk.at

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.