Pfarrkirche Bad Vigaun
Der „schiefe Kirchturm“ von Bad Vigaun

- Aufsetzung des Turmhelms.
- Foto: Neureiter/Archiv
- hochgeladen von Josef Wind
Der Kirchturm von Bad Vigaun hat eine bunte Geschichte: Er dürfte im 14. Jahrhundert errichtet worden sein, 1347 wird die Vorgängerin der heutigen Pfarrkirche in einer Urkunde erwähnt.
BAD VIGAUN. „Um 1520 datiert die erste Darstellung des spitzen Kirchturms auf der Zeichnung „Blick von Hallein zum Tennengebirge“ von Albrecht Altdorfer, dem Regensburger Meister der Donauschule“, recherchierte der heimische Historiker Michael Neureiter. Als 1789 der Helm einzustürzen drohte, lieferten örtliche Zimmermeister einen Entwurf für eine neue Turmspitze mit Laterne. Hofbauverwalter Wolfgang Hagenauer, der zwei Jahre davor dem Halleiner Kirchturm eine Kuppel verpasst hatte, schlug vor, die Turmspitze in der Mitte abzutragen und sie „mit einem besonderen Dachl“ zuzudecken, heißt es in der Pfarrchronik. Schließlich wurde 1791 der obere Teil der Turmspitze um fünf bis sechs Meter niedriger realisiert und neigte sich nach dem Süden. „Es entstand ein Knick mit dem Effekt des schiefen Turms von Vigaun“, so Neureiter. Diese Lösung war mehrmals gefährdet: 1802 wurde der Turm durch einen Blitzstrahl „fast ganz seiner Bedachung beraubt“, 1833 neigte sich die Spitze und musste „von innen verspreizt werden“.
Das "Turm-Wunder"
Vor 90 Jahren stellte dann am 26. April 1935 Diözesanarchitekt Karl Pirich fest, es sei „ein Wunder zu nennen, dass dieser Turm, der nicht einmal mit dem Mauerwerk verankert ist, nicht schon längst heruntergerissen wurde“. Es handle sich „um einen seltenen Grad von Baufälligkeit“. Zwei Tage später erklärte sich die Gemeindevertretung bereit, bei einem Neubau die Kosten zu übernehmen, die nicht durch eine Bundessubvention und den Anteil der Fraktion Burgfried gedeckt seien. Die Kostenaufteilung: Bund 1.671,83, Gemeinde Hallein / Fraktion Burgfried 1.722,01, Gemeinde Vigaun 3.676,15 und Spenden 879,50. Gesamt also 7.949.49 Schilling. Pfarrer Max Ringlschwendtner, Bürgermeister Johann Schaber und Nikolaus Gumpold, Bauernbräu, (Fraktion Burgfried) klärten beim Bezirkshauptmann die Kostenanteile. Am 26. Mai erging der Auftrag zu den Turmarbeiten an den Kuchler Zimmermeister Josef Neureiter („Lampei“) mit seinem Polier Anton Wallinger. 15.000 Lärchenschindeln wurden beim Schindelmacher Neureiter in Weißpriach bestellt. Nach dem 40jährigen Priesterjubiläum von Ringlschwendtner am 14. Juli begann man schon folgenden Montag mit der Abtragung des Turmhelms. Im September 1935 wurde der Turmhelm innerhalb einer Woche aufgestellt. Der Turmhelm1935 wurde im Zuge der Generalrenovierung der Pfarrkirche Bad Vigaun 2004 wieder neu eingedeckt und trägt seither auf der Nordseite die Jahreszahl „1935“ und auf der Südseite die Jahreszahl „2004“.


Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.