Die Jugendkriminalität nimmt stetig zu
Über eines sind sich die Polizeibeamten einig: Unbestritten nimmt die Jugendkriminalität zu! Auch die Aggressivität der jungen Leute nimmt immer drastischere Formen an. Warum ist das so und wer kann das verhindern?
TENNENGAU (tres). „Früher wurde wenigstens aufgehört zu schlagen, wenn das Opfer am Boden lag - heute wird weiter draufgedroschen“, erklärt Bezirkskommandant Oberstleutnant Paul Pirchner: „Die Täter werden immer jünger und die Aggressionen immer mehr.“ Auch das Verhalten der Jugendlichen gegenüber den Polizisten ist oft alles andere als respektvoll: „Wir werden schon manches Mal z. B. als „Penner“ bezeichnet oder sonstwie beleidigt oder auch körperlich angegriffen.“ Als Polizist heißt es da trotzdem: ruhig bleiben! Doch zumeist kennen die Beamten die Jugendlichen im Bezirk: Es sind nämlich häufig dieselben Personen, die immer wieder auffällig werden.
Erschreckende Zahlen
Die Zahlen sprechen jedenfalls eine eindeutige Sprache: 30 Prozent aller angezeigten Körperverletzungen werden heute im Bezirk von Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren begangen, 69 Prozent sind unter 21 Jahre. Aber auch bei Vandalismus und Sachbeschädigung sind junge Leute in einer erschreckend hohen Prozentzahl anzutreffen: 80 Prozent der Vandalen sind unter 21 Jahre. Bei den aufgeklärten Diebstählen im Bezirk waren 2009 50 Prozent unter 21.
Wer kann das verhindern? Wirklich strafmündig sind die Jugendlichen nicht, zumeist folgen auf ihre Vergehen so genannte Diversionsmaßnahmen, wie z. B. Geldstrafen (die meist von den Eltern bezahlt werden) oder Sozialleistungen.
Warum immer mehr Aggression?
Warum das Aggressionspotenzial von Jugendlichen immer mehr steigt? Ein Erklärungsversuch: „Den Kindern fehlt der Auslauf“, meint Chefinspektor Hubert Kreiseder: „Sie haben immer weniger Möglichkeiten sich abzureagieren. Schulsport gibt es fast gar nicht mehr und die Eltern sind oft nicht interessiert oder einfach zu sehr beschäftigt, um mit den Kindern etwas zu unternehmen. So bleiben sie sich selbst überlassen und langweilen sich, trinken Alkohol und nehmen Drogen, weil es ohnehin niemand kontrolliert.“
„Es hat aber auch viel mit der gesellschaftlichen Entwicklung zu tun“, meint Pirchner: „Wir glauben, den Kindern etwas Gutes zu tun, wenn wir ihnen möglichst viel Eigenverantwortung geben. Aber sie brauchen uns Erwachsene als Vorbilder und vor allem brauchen sie Grenzen. Die Erziehungsberechtigten könnten viele Straftaten verhindern, würden sie mehr mit ihren Kindern reden. Mir kommt vor, die Kommunikation in der Familie wird immer weniger. Auch wird in der Schule immer mehr von den Kindern verlangt, der Leistungsdruck steigt, viele sind dem nicht gewachsen. Das führt zu Frust.“
Präventivarbeit in Schulen
Gruppeninspektor Philipp Reiter, Präventionsarbeiter der Polizei in Abtenau, versucht, Bewusstseinsbildung in den Schulen zu vermitteln. Er redet mit den Schülern im Unterricht über Aggressionen und Mobbing, sieht sich mit ihnen einen speziellen Kurzfilm zu diesem Thema an und diskutiert anschließend mit den Jugendlichen darüber. Ob es wirklich etwas bringt, ist statistisch schwer festzustellen: „Aber wenn pro Klasse danach zumindest einer umdenkt, ist das schon ein Erfolg!“
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