Gasthof Kirchenwirt Puch
Familientradition seit 111 Jahren
Der Kirchenwirt hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Um 1400 wurde er erstmals als hofurbares Gut und als Taverne erwähnt.
PUCH. Danach folgten rund 50 Besitzerwechsel, ehe im Jahre 1910 Johann und Walburga Rettenbacher das Haus erwarben. Die Familie stammte aus St. Koloman – Brunnau und es gab fünf Buben, wobei beschlossen wurde, dass jeweils der erste Sohn August heißen wird. Und so war es dann auch, alle legten eine beachtliche Karriere hin. Einer davon war August Rettenbacher, ein bekannter Mundartdichter. Und ein August übernahm dann in den 30-Jahren den damals kleinen Gasthof und heiratete seine Amalia Rinnerthaler.
Fernseher als Sensation
Der Kirchenwirt, direkt an der Landesstraße, war damals in Puch einer der Ersten, die einen Fernseher kauften, der Preis von 20.000 Schilling war eine Menge Geld. Grund war die Begeisterung um Toni Sailer, der 1956 die Olympiade gewann und zwei Jahre später Weltmeister wurde. Damals fasst die Gaststube rund 40 Leute, bei den Skiübertragungen drängten sich 100 und mehr Menschen im Raum.
Der nächste August
1973 übernahm August Rettenbacher jun. mit Gattin Cäcilia den Betrieb, da Bruder Hans, ein Metzger, das Gasthaus nicht weiterführen wollte. „Ich habe Spengler und Dachdecker gelernt und wurde ins kalte Wasser geworfen“, so Rettenbacher. Zum alten Gasthof mit einem baufälligen Saal im ersten Stock gehörte auch ein Bauernhof mit sieben Kühen, einem Dutzend Schafe, Obst- und Gemüsegarten. Gäste waren Bauern, Arbeiter, auch vom nahe gelegenen Leitner-Steinbruch und Eisenbahner. Als dann Umbaupläne gewälzt wurden, meinte der damalige Besitzer des Vollererhofs, Willi Eberlein: „Reißt doch das ganze Haus nieder und baut neu.“ Gesagt getan. Es entstand in den Jahren 1964/65 ein prächtiger Neubau, Nachbarn und deren Kinder halfen bei Schneetreiben und Kälte mit, „denn wir waren alle eine große Familie“, so Gustl Rettenbacher. Das Haus wurde ohne Lüftung und Lift gebaut, denn „das brauchen wir alles nicht“, so die damalige Aussage. Was sich als Fehler herausstellte, denn nach Jahren mussten diese Einrichtungen mühsam eingebaut werden.
Die Dänen kommen
Um aber das Gasthaus und das Hotel zu füllen, sollte es touristisch genützt werden. „Wo bringen wir die Gäste her“, fragte sich damals die Besitzerfamilie, denn einen Fremdenverkehr gab es in Puch fast nicht. Gustl Rettenbacher traf beim damaligen „Siedlungswirt“ den gebürtigen Abtenauer Franz Zehetner, der damals Gattin Gerda aus Dänemark ehelichte. Dieser ließ seine Beziehungen spielen und bald lief Puch der „Dänenhochburg“ Golling den Rang ab. Als der erste Bus mit 40 jungen Däninnen vor dem Kirchenwirt parkte, waren nicht nur alle heimischen Honoratioren angetreten, auch die jungen Pucher Männer spielten „verrückt.“
Die neue Generation
Im Jahre 2010 übernahm Sohn Christian den prächtigen Gasthof. Mit Gattin Regina wurde der Kirchenwirt immer wieder erneuert, ausgebaut, mit einem großzügigen Wellnessbereich und einer Sonnenterrasse erweitert. Sohn Fabian hilft bei seinen Heimatbesuchen kräftig mit und ob er oder der noch kleine Xaver einmal in die Fußstapfen des Familienbetriebes steigen wird, zeigt die Zukunft. „Wir sind ein bodenständiges Wirtshaus mit viel Tradition, wo sich die Einheimischen und die vielen Gäste sichtlich wohl fühlen. Und das wünsche ich mir auch für die Zukunft“, so Christian Rettenbacher. Eine Besonderheit gibt es heute noch beim Kirchenwirt. Am Prangertag und am Fronleichnamstag wird im Saal, angestimmt vom Seniorenchef, der „Engel des Herrn“ gebetet: „Das war schon immer so und das halten wir auch bei.“
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