(K)eine Frage des Anstands?
„Hofieren“ beim Hohlwegwirt: Wie moralisch und rechtlich bedenkenlos ist Ernst Kronreifs Doppelfunktion?
HALLEIN (tres). Eine gewisse Unvereinbarkeit zwischen Ernst Kronreifs Beruf als selbst ernannter „Wirt aus Überzeugung“ des Gasthofes Hohlwegwirt in Hallein-Taxach und seiner Funktion als Obmann des Tourismusverbandes Hallein-Bad Dürrnberg ortet der Halleiner SPÖ-Vizebürgermeister Walter Reschreiter. Vor kurzem hat das Bezirksblatt Tennengau über Kronreifs jährliche Aufwandsentschädigung als TVB-Obmann in Höhe von 50.000 Euro berichtet und die damit einhergehende Diskussion, ob dieser Betrag gerechtfertigt sei. Nun schlägt VBgm. Reschreiter die nächste Kerbe: Er kritisiert die regelmäßig beim Hohlwegwirt stattfindenden Pressekonferenzen und sonstigen Treffen mit für den Tourismusverband wichtigen Persönlichkeiten, inklusive anschließendem Essen.
Moralisch vertretbar?
Auch die kürzlich stattgefundene Essenseinladung der Filmcrew von „Roter Schnee“, mit u. a. den Schauspielern Robert Atzorn und Ursula Strauss, fand z. B. im - richtig geraten! - Hohlwegwirt statt. Die Kosten hierfür übernimmt der Tourismusverband Hallein. „Ich finde es - vorsichtig gesagt - bedenklich, dass Kronreif regelmäßig Leute in seinem Gasthof zu mehrgängigen Mahlzeiten einlädt und er das Geld dafür von seinem Tourismusverband bekommt“, erklärt Reschreiter: „Vielleicht ist das rechtlich ja in Ordnung, aber es ist für mich moralisch nicht vertretbar. Jahrelang wird das nun schon so praktiziert und niemand regt sich auf?! Das verstehe ich nicht.“ Ein Tourismusverbands-Obmann solle, so die Meinung des Zweiten Halleiner Vizebürgermeisters, dafür sorgen, dass möglichst alle Halleiner Gasthäuser - und nicht nur sein eigenes - von der Aufmerksamkeit der Medien profitieren und daher die Restaurants wechseln. „Aber wo startete am Wochenende wieder die „Löwen-Rallye“ auf den Spuren des „Stille Nacht“-Liedes? Beim Hohlwegwirt! Warum da und nicht beim Franz Xaver Gruber-Grab. Da gehört so etwas meiner Meinung nach hin.“
“Sonst bin ich ein Schaferl“
Auf die Vorwürfe angesprochen, meint Kronreif: „Für mich war es eine der Bedingungen, als ich mich vor zehn Jahren als Halleins Tourismusverbands-Obmann aufstellen ließ, dass alle Pressesachen bei mir im Gasthof stattfinden. Nur da kann ich so agieren, wie ich will, nur hier kann ich die Leute bauchpinseln.“ Und dies sei für ihn „ganz wichtig“. Wenn die Gespräche in anderen Wirtshäusern stattfinden würden, dann wäre das für ihn sehr schwierig, sagt er, „weil da müsste ich auf dem Bankerl sitzen wie ein Schaferl, weil ich nicht daheim bin. Nur in meinem Gasthof kann ich meine Kontakte einsetzen.“ Zu Reschreiter meint Kronreif: „Er kommt gegen den Bürgermeister nicht an, jetzt versucht er, mich anzupinkeln.“
„Ein Glas Wasser reicht nicht“
Aber ob es nicht überhaupt reiche, zu einem beruflichen Gespräch ein Glas Sodawasser zu reichen oder vielleicht Kaffee und ein Stück Kuchen anzubieten, anstelle eines mehrgängigen Essens? „Nein!“, antwortet der „Wirt aus Überzeugung“ und Tourismusverbands-Vorsitzende: „Wo denken Sie hin? Wenn man den Medienleuten nur ein Glas Wasser anbietet, dann kommt ja keiner! Das spricht sich ja herum. Dann erscheint vielleicht nur ein kleiner Absatz ohne Foto. Und so schreiben sie seitenweise über Hallein.“ Aha.
30 Euro pro Nase
Und was verdient ein Wirt pro Nase, die bei ihm über den Tourismusverband zum Essen eingeladen wird? „Durchschnittlich 30 Euro kostet ein Menü bei mir, inklusive Getränke“, erklärt Kronreif und betont noch einmal, wie wichtig es sei, „Leute, die wichtig für den Tourismus in Hallein sind, zu hofieren. Mit Bestechung hat das nichts zu tun!“
Was für eine Aussage!
Kritik weht Kronreif aber nicht nur von VBgm. Reschreiter, sondern auch vom Halleiner Verein „Gemeinsam für Hallein“ entgegen. Der Grund: In einem Zeitungsbericht über die Ausstellung „Typisch Hallein“ wurde Kronreif gefragt, was für ihn „typisch Hallein“ sei. Seine Antwort: „Das Raunzerische ... Die Leute raunzen ständig.“ Der Verein „Gemeinsam für Hallein“ stellt klar, dass er sich ausdrücklich von dieser Aussage des Tourismusverbandsobmannes distanziert. Tourismuswerbung für Hallein sieht anders aus.
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