Historisches Erbe Tennengau
Konrad von Kuchl und die Wasserburg Abtstorf
Das Adelsgeschlecht der Kuchler besaß einst eine Wasserburg am Abtsdorfer See, das zu einem Kriegsschauplatz wurde.
KUCHL/SAALDORF-SURHEIM. Es wird den Bayern und Salzburgern eine ähnliche Gemütlichkeit, aber auch Zielstrebigkeit nachgesagt, wenn sie etwas erreichen wollen. So war das auch im Spätmittelalter, als das Herzogtum Bayern mit dem Salzburger Erzbistum um eine Burg auf der Insel "Burgstall" im Abtsdorfer See stritten.
Wenn es um die eigene Vormachtstellung ging, galten die Menschen "drent" und "herent" der Salzach gerade in jener Zeit nicht als zimperlich. Bereits im Jahr 1355 erbaute Konrad von Kuchl mit Genehmigung des Salzburger Erzbischofs Ortolph die Wasserburg Kuchl auf der Insel Burgstall im Abtsdorfer See.
Das Castrum Aptsee
Das Castrum Aptsee geriet schnell in die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den bayerischen Herzogen und dem Erzstift Salzburg. Besonders abenteuerlich war ein Angriff des Herzogtums Bayern die Burg des Salzburger Adeligen aus dem Tennengau im Jahr 1364 unter Wasser zu setzen.
Dazu schütteten die Angreifer mehrere Dämme auf. Dabei wurde der See vergrößert. Die Burg konnte aber trotzdem von den Bayern nicht eingenommen werden. Erst rund 20 Jahre später (1385) wurde sie von Herzog "Friedrich dem Weisen von Bayern" erobert.
Der Herzog lag jahrelang mit dem Salzburger Erzbischof Pilgrim II. von Puchheim in Fehde. In der Zwischenzeit hatte sich das Erzstift Salzburg durch die Salzgewinnung, die Erträge aus dem Silber- und Goldbergbau aus Gastein und Rauris zu einem mächtigen Territorium entwickelt, das sich nicht scheute sich auszubreiten und auf das andererseits die bairischen Teilherzöge neidvoll blickten.
"Bischof"napping mit Erpressung
Im Jahr 1387 lud Herzog Friedrich den Erzbischof Pilgrim II. unter dem Vorwand der Aussöhnung in das Kloster Raitenhaslach, wo er mit einigen Rittern erschien. Er wurde freundlich empfangen und bewirtet, während des Tafelns jedoch samt seiner Gefolgschaft von Friedrichs Bruder, Herzog Stephan II., festgenommen und in der Burg Burghausen inhaftiert.
Das Salzburger Domkapitel, die Prälaten, die Salzburger Landstände und die Stadt Salzburg kauften den Erzbischof schließlich um 30.000 Gulden und den Verzicht auf die Burgen Itter und Kropfsberg (Tirol) frei. Der freigelassene Erzbischof ließ diese Schmach durch Bayerns Herzöge nicht auf sich sitzen und eroberte im Jahr 1388/89 wiederum die Kuchler Burg im Abtsdorfer See zurück.
Der Kampf zwischen Bayern und dem Erzstift dauerte an und so wurde die Wasserburg durch Truppen des Schwäbischen Bundes zerstört. Ende des 15. Jahrhunderts wurde sie schließlich ganz aufgegeben.
Naturschutzgebiet und Ausflugsziel
Seit dem Jahr 1950 ist die Insel Burgstall Naturschutzgebiet. Der Rupertiwinkl, heute Teile der Landkreise Berchtesgadener Land und Traunstein zwischen Tittmoning und Piding, blieb bis 1803 in der Hand des Erzstifts Salzburgs, 1816 ging es endgültig an Bayern.
Auf einer historischen Flurkarte des 19. Jahrhunderts ist die ehemalige Burg Kuchl noch in ihrem Umriss angedeutet, der eine Länge von knapp 100 Metern und eine Breite von rund 34 bis 38 Metern aufweist. Auch der Verlauf der ehemaligen Brücke – die Pfähle sind unter Wasser noch heute festzustellen - zu dem an dieser Stelle 140 Meter entfernten Westufer beim Einödhof Seebichl ist angedeutet.
Kurioses über Grenzen hinweg
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