Quält dieser Bauer seine Tiere?
Der Adneter Bauer Kaspar Seywald steht unter Verdacht der Tierquälerei. Zumindest sehen das die Mitglieder des Tierschutzvereins „RespekTiere“ so. Sie werfen der Bezirkshauptmannschaft diesbezüglich „Untätigkeit“ vor. Der Bauer selbst behauptet seine Tiere zu lieben und ihnen kein Leid zuzufügen, kleine Versäumnisse gibt er aber zu. Bezirkshauptmann Klaus-Dieter Aigner bestreitet den Vorwurf der Nachlässigkeit.
ADNET (tres). Der 70-jährige Pensionist und Hobbybauer Kaspar Seywald inserierte in einer Zeitung Welpen - so wurden die Tierschützer auf ihn aufmerksam.
„Die kamen auf meinen Hof und wollten Welpen kaufen, ich wusste nicht, dass sie Tierschützer sind“, schildert Seywald. Bei ihrem Besuch machten sie Fotos von Seywalds Tieren, die sich anschließend ins Internet stellten (www.respektiere.at). Was sie sahen, machte sie nämlich fassungslos. „Der Hof ist vermüllt. Alle Tiere waren an die Kette gelegt oder an einen kurzen Strick gebunden, die Verhältnisse am Hof waren wirklich schlimm“, erklärt Thomas Putzgruber von „RespekTiere“: „Mehrere Hunde liegen an der Kette, eine Welpenproduktion sondergleichen gibt es am Hof, Pferde an Ketten, ein Stier am Hörnerstrick ... Die Tiere fristen ein trostloses Dasein!“
Der Tod eines Kälbchens
Auch ein zwei Tage altes Kälbchen sei kürzlich am Seywald-Hof verstorben: „Es ist ein Skandal! Trotz unserer Anzeige an das Landesveterinärbüro, wo wir um dringende Intervenierung baten, ist nichts geschehen. Der zuständige Amtstierarzt Günther Hickmann, der noch dazu der Hoftierarzt des Bauern ist, wusste - nach eigenen Angaben - seit Monaten über die Zustände am Hof Bescheid, aber er hat nichts dagegen unternommen. Ein Kälbchen ist schon tot. Was muss noch passieren, bevor die Behörden handeln?“
„Es gibt dort keine Tierquälerei!“
Bezirkshauptmann Aigner (Hickmann ist derzeit auf Urlaub) betont, der Seywald-Hof am Wimberg 3 würde regelmäßig vom Amtstierarzt begutachtet, auch andere Tierärzte hätten am Hof vorbei geschaut: „Es gibt dort keine Tierquälerei, lediglich ein paar kleinere Verbesserungsmaßnamen waren nötig, die in der Zwischenzeit vom Bauern erledigt wurden.“ Mängel betrafen z. B. das Anbinden von Hunden, „eine dauerhafte Anbindung ist nicht zulässig“. Allerdings sei es schwer nachzuweisen, ob die Tiere permanent oder nur zeitweise (wie Seywald behauptet) angebunden sind. Anbindehaltung sei außerdem keine „Tierquälerei“, sondern - laut Gesetz - eine „Verwaltungsübertretung“.
BH Aigner betont: „Wir werden weiterhin ein Auge auf Herrn Seywald haben. Alle Tierärzte haben aber festgestellt, dass die Tiere am Hof von Kaspar Seywald gesund sind und einen guten Eindruck machen.“ Das Kalb sei wahrscheinlich an einer Lungenentzündung gestorben, die näheren Umstände werden noch untersucht. Über den Verein „RespekTiere“ ist Aigner verärgert: „Wir lassen uns von denen sicher nicht nachsagen wir tun nix! Ich würde mich aber freuen, wenn die ganze Sache vor Gericht kommt, weil wir alles widerlegen können, was „RespekTiere“ uns vorwirft.“
Das sagt der Bauer ...
Kaspar Seywald schildert seine Sichtweise so: „Der Amtstierarzt Hickmann war oft bei mir, er hat ein paar Mängel festgestellt, aber die hab‘ ich sofort behoben. Einen neuen Auslauf hab‘ ich gerade gebaut, für die Hunde.“ Den Ponyhengst müsse er anhängen, „weil der will immer auf die Stute! Einmal sind mir beide schon ausgebüchst und auf die Straße gelaufen, das war sehr gefährlich.“ Jetzt will er ihn weggeben: „Ich werd‘ ihn wohl zum Schlachter bringen, weil die Tierschützer bekommen ihn sicher nicht und auch nicht Gut Aiderbichl!“, sagt der Alleinlebende - so groß ist sein Zorn „auf die Leute von „RespekTiere“ wegen der Scherereien“.
Wenn den fünfjährigen Hengst jemand kaufen will, würde ihn Seywald aber schon vor der Verwurstung bewahren - „ich schau mir aber an, ob er an einen guten Ort kommt! Einem jeden gebe ich ihn nicht“, sagt er. Dass das Kalb gestorben ist, tue ihm selber leid: „Ich hab‘s anbinden müssen, weil es immer zur Mutterkuh wollte, die aber nach ihm getreten hat. Seine Mutter hat es nicht akzeptiert. Ich hab dem Kleinen ja sogar selber die Flasche gegeben, aber es hat leider nichts genützt.“ Dass er allein mit den drei Pferden, den vier Kühen und Kälbern, den sieben Hunden und Welpen und dem Bauernhof überfordert wäre, gibt er zu: „Aber meine Schwester hilft mir ja jeden Tag.“
Seine Schwester, Hanni Dygruber, hat dies gegenüber der Bezirksblatt-Redaktion bestätigt. Er tue alles, was der Amtstierarzt sagt, meint Seywald: „Er ist der Chef. Was er sagt, wird getan. Aber wenn der sagt, es passt, dann passt es ja.“ Seywald will nun einen Rechtsanwalt einschalten und eine Verleumdungsklage gegen „RespekTiere“ einbringen.
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