"Viele rufen uns an und schimpfen"
Schneepflugfahrer machen mit ihren Mitmenschen oft einiges mit. Das Verständnis ist nicht immer da.
HALLEIN (tres). "Am schönsten ist es, auf der Autobahn Schnee zu räumen", schwärmt Josef Capello. Der Halleiner ist Gemeindebediensteter im Wirtschaftshof Hallein. Im Sommer fährt er mit der Kehrmaschine, im Winter mit dem Schneepflug.
Warum liebt ein Schneepflugfahrer die Autobahn? "Die Fahrbahn ist breit und es gibt dort keine parkenden Autos." Parkende Autos sind nämlich der Horror eines jeden Winterdienstleistenden. Darum ist es am schwersten mit dem Schneepflug durch städtisches Gebiet zu fahren.
"In der Halleiner Ederstraße ist es oft richtig schlimm", bestätigt Alexander Staudinger aus Puch. Auch er ist im Wirtschaftshof Hallein angestellt: "Da parken die Autos links und rechts, auch um 3.00 Uhr früh, da kommt man mit dem Schneepflug fast nicht durch."
Um 3.00 Uhr aus dem Bett
Wer glaubt, das Image eines Schneepflugfahrers sei auf der Beliebtheitsskala bei den Bürgern weit oben - immerhin sorgt er dafür, dass die Leute im Winter sicher aus dem Haus und wieder zurück kommen - der irrt: "Die Leute schnauzen uns oft an", berichten Capello und Staudinger.
Als Schneepflugfahrer muss man oft vor- und zurück- und hin- und herfahren, "das verstehen die Leute oft nicht und sie fahren uns dann hinten häufig zu nahe auf. Wenn man dann wieder rückwärts fahren muss und hinter dir pickt einer ohne Abstand und danach der nächste, dann sorgt das für Unmut." Auch Adi Aschauer vom Wirtschaftshof Hallein versteht die Bürger oft nicht: "Die rufen bei uns an und schimpfen, weil der Schneepflug um 5.00 Uhr morgens vor ihrer Haustüre fährt und der Bub muss ja in der Früh in die Schule zur Schularbeit und da muss er ausgeschlafen sein. Die gleichen Leute rufen aber auch an, wenn der Schneepflug nicht fährt und der Sohn dann wegen des vielen Schnees nicht zur Schule kommt."
Dabei schlafen auch Schneepflugfahrer nicht lange, meist beginnt der Tag um 3.00 Uhr früh und sie müssen immer auf alles vorbereitet sein.
Es gibt boshafte Wünsche
Die Wirtschaftshofbediensteten erhoffen sich von den Leuten daher mehr Verständnis: "Wir machen unseren Job zum Wohle der Allgemeinheit." Daher machen Schneepflugfahrer auch folgendes nicht: "Wir schaufeln nicht dem einen den Schnee vor der Haustüre weg und legen ihn dann dem Nachbarn vor die Haustüre, damit der nicht mehr herauskommt." Aber so boshafte Wünsche der Mitbürger werden doch bestimmt nicht oft an Schneepflugfahrer herangetragen? "Oh doch, öfter als man denkern würde!", sagt Staudinger.
Ein ordentlicher und schneereicher Winter kann jedenfalls kommen, der städtische Wirtschaftshof ist gerüstet. 29 Mitarbeiter haben 3.675 Schneestangen gesetzt, die Fahrzeuge umgerüstet, die Depots mit Salz und Splitt gefüllt und sonstige Vorbereitungen getroffen. 24 Fahrzeuge stehen zur Verfügung sowie zwei Salzsilos mit einem Depotvolumen von 205 m³.
„Unsere engagierten Mitarbeiter leisten durch ihren unermüdlichen Einsatz einen wesentlichen Beitrag zur Verkehrssicherheit im Winter“, lobt Bürgermeister Gerhard Anzengruber.
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