Ortschef: ein fruchtloser Job?
Immer weniger wollen Bürgermeister werden. Warum? Das Bezirksblatt hat drei Ortschefs gefragt.
TENNENGAU (tres). Eine Untersuchung im Auftrag des österreichischen Gemeindebundes hat ergeben, dass das Amt des Bürgermeisters momentan alles andere als heiß begehrt ist. Besonders kritisiert wird die schlechte Bezahlung und die wachsenden Haftungen.
Ein Fulltime-Job
„Mich wundert‘s nicht“, sagt der Kuchler Bürgermeister Andreas Wimmer, „dass nur mehr wenige Bürgermeister sein wollen.“ Die Bezahlung sei auf jeden Fall ungenügend und die Verantwortung nicht zu unterschätzen: „Wenn man das vergleicht mit der Privatwirtschaft, dann passt das alles ganz und gar nicht. Wenn ich da 130 Angestellte unter mir habe, dann fehlt es bei der Bezahlung hausweit.“
5.200 Euro verdient Wimmer brutto, „netto bleiben mir 2.800 Euro im Monat. Dafür bin ich aber sieben Tage die Woche, rund um die Uhr, Bürgermeister. Auch wenn ich spazieren gehe, kommen immer Leute daher, die etwas von mir wollen.“ Trotzdem sei er gern Bürgermeister, „weil mir die Gemeinde am Herzen liegt. Aber wenn Bezahlung und Absicherung nicht besser werden, dann sehe ich für die Zukunft schwarz.“
Gollings Bgm. Anton Kaufmann sieht die Sachlage differenzierter: „Natürlich, wenn man das Bürgermeisteramt rein als Managerjob versteht, ist die Bezahlung zu gering. Aber ich sehe es mehr als Vollzeit-Ehrenamt.“
Sind Sie gerne Ortschef?
Ob er denn noch gern Gemeindeoberhaupt sei? „ja, aber natürlich gibt es Höhen und Tiefen. Leidenschaft dafür muss man schon mitbringen.“ Dass Bürgermeister für Fehler, die sie machen, mit ihrem Privatvermögen haften, findet Kaufmann ungerecht: „Denn dann sollten auch höhere Politiker, wie Nationalratsabgeordnete oder die Landeshauptfrau mit ihrem persönlichen Vermögen haften. Das ist bis dato nicht der Fall. Warum sind wir nicht gleichgestellt?“
St. Kolomans Bgm. Willi Wallinger bestätigt: „Das Amt des Bürgermeisters ist ein Fulltime-Job, es fällt mir extrem schwer auch noch meiner 16 Stunden-Arbeit bei der Salzburg AG nachzugehen.“ Über die Bezahlung brauche aber kein Bürgermeister jammern, meint Wallinger: „Immerhin weiß man das ja vorher schon, was man bekommt.“
Amerikanische Verhältnisse
Die persönliche Haftung sei aber schon ein Problem: „Wir haben oft schon amerikanische Verhältnisse, weil fast jeder rechtsschutzversichert ist. Da denken sich viele, wenn sie am eisigen Gehsteig ausrutschen und sich den Knöchel brechen: `Probieren wir‘s mal, vielleicht schlägt die Versicherung was heraus!‘ Und wenn ich den Weg nicht räumen hab‘ lassen, obwohl mich ein Bürger vielleicht schon darauf hingewiesen hat, bin ich dran, weil ich dann `grob fahrlässig‘ gehandelt habe.“
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.