Der Weg nach Monaco ist steinig

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KUCHL. Helmut Eichholzer ist das Aushängeschild im österreichischen Gleitschirmsport. Der 35-jährige Kuchler hat fünfmal die Gesamtwertung der österreichischen Paragleiter Liga gewonnen und einen Weltcupsieg errungen. Am 19. April stellte er mit 268,69 Kilometer einen neuen Weltrekord im FAI Streckenflug auf. Er überbot damit die alte Marke des bisherigen Weltrekordinhabers und späteren „Red Bull X-Alps 2011“ Siegers Chris-tian „Chrigel“ Maurer um 3,19 Kilometer. Das zweite sportliche Highlight neben dem Langstrecken-Weltrekord war die Teilnahme bei der „Red Bull X-Alps 2011“. Und das hatte es in sich.

31 Sportler waren am Start
Sonntag, 17. Juli 2011, 11.30 Uhr am Mozartplatz in Salzburg. 31 Extremsportler aus aller Welt - darunter der Kuchler Helmut Eichholzer - warten auf den Startschuss zur „Red Bull X-Alps 2011“ einem der härtesten Adventure-Rennen der Welt.

Die Regeln sind relativ einfach: Sieger ist derjenige der als Erster Monaco erreicht. Die 864 Kilometer lange Strecke (Luftlinie) über acht Wendepunkte darf nur mit dem Gleitschirm in der Luft oder zu Fuß am Boden bewältigt werden. Die Streckenwahl ist jedem selbst überlassen und Teil der Taktik. 2011 wurde aus Sicherheitsgründen eine neue Regel eingeführt. Die Sportler müssen zwischen 23.00 und 4.00 Uhr eine Ruhepause einlegen.

Helmut Eichholzer vertraute bei seiner dritten Teilnahme nach 2005 und 2009 diesmal auf die Dienste seines Supporters Wolfgang Egarter aus St. Johann/Pg. und des Meteorologen Peter Rafelsberger, der die beiden telefonisch über die aktuelle Wetterlage am Laufenden hielt.

Der Start verlief optimal
Zusätzlich gab es moralische Unterstützung von Lebensgefährtin Eva und Töchterchen Eva-Maria, die ihm auf seiner Reise in den Süden in Mandling einen Besuch abstatteten. Seine körperliche Fitness holte sich der Ausdauersportler im Olympiastützpunkt Rif bei Gerald Bauer. Und so blickte Helmut Eicholzer zuversichtlich auf seinen sportlichen Saisonhöhepunkt.

Der Start verlief optimal. Nach 1:15 Stunden erreicht Eichholzer den Gaisberg, wo er noch den richtigen Wind abwartete und dann losstartete. „Es war eine spezielle Wetterlage, ich entschied mich für die Route über die Postalm. Im Nachhinein gesehen war es die falsche Entscheidung. Während die Konkurrenz zum Teil bis zum zweiten Wendepunkt dem Dachstein fliegen konnte, musste ich in Abtenau landen. Ich handelte mir gleich zu Beginn einen Rückstand ein, dem ich immer hinterherlaufen musste“, so Heli Eichholzer im Gespräch.

Ein Abstieg zu Fuß
Während einige Piloten am zweiten Tag noch bei idealen Flugbedingungen vom Dachstein starten konnten, musste sich der Kuchler für den Abstieg zu Fuß entscheiden. Christian „Chrigel“ Maurer aus der Schweiz nutzte in der Zwischenzeit die idealeren Wetterbedingungen und flog auf und davon.

„Maurer war von Beginn an um das Eizerl vor dem Feld. Er ist dann in eine bessere Wetterphase gekommen und hat so seinen Vorsprung kontinuierlich vergrößert“, erklärte Eichholzer weiter. Keine optimalen Flugbedingungen gab es für den Kuchler auf dem Weg zum dritten Wendepunkt, dem Großglockner. Eichholzer marschierte an einem Tag 80 Kilometer und überwand dabei 3.000 Höhenmeter.

Fliegen wurde fast unmöglich
Das zweite Drittel des Bewerbes zwischen Großglockner und Matterhorn stand im Zeichen von Schlechtwetter. Regen, Schneefall und starker Wind machte ein Fliegen fast unmöglich.

Am Piz Palü konnte Eichholzer wieder zum Verfolgerfeld aufschließen und lag kurzzeitig auf Platz sieben. „Es kam starker Nordföhn auf. Während einige Piloten flogen, entschied ich mich dagegen. Es wäre für mich unverantwortlich gewesen“, meinte der ehrgeizige Extremsportler, der trotz alledem die eigene Sicherheit nicht vernachlässigte.

Während sich „Chrigel“ Maurer - der zu einer 24-stündigen Zwangspause wegen einer Luftraumverletzung verdonnert wurde – im Anflug auf Monaco befand, entschied sich Eichholzer durch die Monte Rosa Ostwand und den Gornergletscher zu gehen, um so am nächsten Tag einen optimalen Startplatz vorzufinden. „Es war eine herrliche, hochalpine Tour auf der ich von meinen Gollinger Bergrettungskollegen Peter Lanner und Clemens Wesenauer begleitet wurden. Wir biwakierten in 3.000 Meter Höhe. Allerdings waren die Flugbedingungen am nächsten Tag wegen Nebels alles andere als optimal“, so der Kuchler Ausdauersportler.

Eine Notlandung im Wallis
Am Donnerstag den 28. Juli um 16.22 Uhr landete „Chrigel“ Maurer im Fürstentum. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Eichholzer am Wendepunkt Matterhorn. Nun hatten die Athleten noch 48 Stunden Zeit das Ziel im Fürstentum zu erreichen. „Wir haben beschlossen Gas herauszunehmen und kein Risiko mehr einzugehen. Zuvor musste ich an einer berüchtigten Ecke im Wallis unter schwierigsten Bedingungen eine Notlandung hinlegen“, so Eichholzer mit einem Schmunzeln im Gesicht.

Als das Rennen zwei Tage später abgewunken wurde, befand sich Heli Eichholzer in Chamonix, 246 Kilometer vor Monaco. Er ist in den 14 Tagen 733 Kilometer geflogen und 667 Kilometer gegangen. „In Anbetracht der schwierigen Wetterbedingungen und des fehlenden Glücks war heuer nicht mehr als der 13. Platz drinnen. Es war aber eine weitere tolle Erfahrung, die ich nicht missen möchte“, meinte Helmut Eichholzer abschließend.

Am Dienstag wieder im Büro
Wer glaubt, der Kuchler benötigt nach den Strapazen eine mehrwöchige Pause, der täuscht sich. Am Samstag endete für ihn in Chamonix der Bewerb, dann ging es mit dem Auto nach Monte Carlo, wo am Sonntag die Siegerehrung stattfand.

Am Montag wurde die Heimreise angetreten und am Dienstag zu Mittag saß der technische Angestellte wieder hinter seinem Schreibtisch bei der Firma Biotech in Bergheim. Wenn das kein Extremsportler ist!

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