Lehrlingsinitiative
Lange Nacht der Lehre in Golling war toller Erfolg
260 potentielle Lehrlinge und ihre Angehörigen kamen zur Langen Nacht der Lehre. Wirtschaftsregion Golling punktet mit Lehrlinksinitiative. Zwölf Gollinger Unternehmen präsentierten ihre Firmen Lehrstellsuchenden und deren Eltern. Ausprobieren war ausdrücklich erlaubt. Lehrstellen wurden bereits am Abend direkt vermittelt.
GOLLING. Während landesweit über fehlende Fachkräfte diskutiert wird und wie schwer es ist, Lehrlinge zu finden, öffneten zwölf Gollinger Unternehmen am 5. April ihre Firmen. Die Mitgliedsunternehmen der Interessensgemeinschaft Golling (IG Golling) zeigten den potentiellen Lehrlinge die jeweiligen Berufe und die möglichen Kollegen.
Die Lange Nacht der Lehre begann um 18:00 Uhr und dauerte bis 21:00 Uhr. Rund 260 Jugendliche und ihre Angehörigen besuchten die Betriebe. Nicht wenige Besucher kamen aus dem Lammertal.
Ausprobieren ausdrücklich erlaubt
Das Konzept in dieser Nacht der Lehre beinhaltete dezidiert das Ausprobieren der jeweiligen Lehrberufe. Ob Friseuse, Mechatroniker, Mechaniker, Elektriker oder Drogerist: die jeweiligen Berufe konnten direkt "erschnuppert" werden. Den Anstoß für diesen Abend gab Dominik Kretz, der selbst als Lehrling für Kommunikationstechnik seine Ausbildung absolviert hat und mittlerweile als Betriebsleiter für Elektrotechnik bei der Firma SW Automatisierung tätig ist.
"Die Idee einer Langen Nacht der Lehre ist nicht neu. Wir haben aber die Idee für die Wirtschaftsregion Golling aufgeschnappt. Die Betriebe können sich ganz einfach der Öffentlichkeit präsentieren und die Vielzahl der Lehrberufe in Golling vorzustellen", erklärt Dominik Kretz
den Grundgedanken der Idee. Ein Detail dieser Präsentation kam aber sowohl bei den jungen Arbeitssuchenden und deren Eltern besonders gut an: Man konnte den Beruf vor Ort gleich testen.
Löten, Düfte und Lockenwickler
Zielgenau und unter der Beratung von Mitarbeitern der Firma SW Automatisierung wurde in der Werkstatt an elektronischen Bauteilen gelötet und Kabel eingezogen. Eltern und deren junge Erwachsene konnten sich von den komplexen Aufgaben der Elektrotechnik und Maschinenbau-Unternehmens überzeugen.
Auffallend: Es waren verstärkt einzelne junge Frauen dabei, die sich für den Beruf interessierten. In der Summe waren es aber deutlich mehr Jungs, die sich den Lehrberuf ansahen. Notiz am Rande: da Elektrotechnik sehr viel mit Mathematik zu tun hat, unterstützt das Unternehmen seine Lehrlinge mit einem eigenen Nachhilfelehrer.
Nur wenige Kilometer entfernt, direkt im Markt von Golling präsentiert sich eine gänzlich andere Situation: bei der Friseurmeisterin Christine Holzmann (Friseur Weidinger) sind es ausschließlich Mädchen, die Wimpern färben, Augenbrauen zupfen, Locken wickeln und Zöpfe flechten.
"Ich finde die Idee der "Langen Nacht der Lehre" super. Die jungen Leute gehören unterstützt und wir brauchen Handwerker", so die Friseurmeisterin. "Um Punkt 18:00 Uhr haben mich fünf Mädchen gestürmt und jetzt um 20:00 Uhr sind noch sechs Mädchen hier beim "Arbeiten". Einige kamen mit ihren Eltern aus Lungötz zu uns."
Den Lehrststellensuchden interessierte vor allem, was sie bereits im ersten Schuljahr selbst durchführen dürfen. Die Unternehmerin Holzmann hat für das nächste Jahr einen Wunsch an ihre Kolleginnen und Kollegen in Golling:
"Ich hoffe, dass im nächsten Jahr mehr Firmen oder am besten der ganze Markt bei der Aktion mitmacht", so die aktive Friseurmeisterin Holzmann.
Einige Meter gegenüber im Markt befindet sich die Apotheke "Zur Gemse" der Obfrau der Interessensgemeinschaft Golling. Schon beim Eintreten kommt einem ein Duft von ätherischen Ölen entgegen. Wie es sich herausstellt, wurde dieser von den "Schnupperlehrlingen" selbst unter der Anweisung der Apothekerin Franziska Wagner hergestellt.
Die 15 jährige Mariella Strubegger bedient währenddessen bereits gekonnt den nächsten Arbeitsschritt am Computer der Apotheke und führt die vorgeschriebene Beschriftung der kleinen Duftfläschchen durch. Sie hat bereits vor kurzem eine Schnupperlehre im Rahmen ihrer Schulausbildung in der Gollinger Apotheke durchgeführt und sich dabei sichtlich wohlgefühlt.
"Ich will gerne eine Drogistenausbildung machen. Das kann man in einer Apotheke auch machen. Mir haben die ganzen Produkte sehr gut gefallen, wie die ganzen Salben und die dafür benötigten Zutaten", sagt Mariella Strubegger aus Golling.
Die junge Frau hat sich genau über den Verlauf ihrer dreijährigen Berufsausbildung, den Standort der Berufsschule (Zell am See) und den weiteren Ablauf informiert. Eine Bewerbung wurde auch schon abgegeben.
Duale Lehrlingsausbildung als Erfolgsgeschichte
Für die Bildungslandesrätin Daniela Gutschi (ÖVP) ist die Gollinger Initiative eine tolle Idee, die es Wert ist fortzuführen.
"Die Lange nacht der Lehre hier in Golling ist eine tolle Initiative. Wir wissen ja, dass der Fachkräftemangel in aller Munde ist und wir auch junge Menschen in ihrer Berufsauswahl unterstützen müssen. Wen wir vor Ort so tolle Betriebe haben auf der einen Seite und auf der anderen Seite junge Menschen die den einen oder anderen Lehrberuf gerne erlernen wollen, dann ist das natürlich eine optimale Situation. Wen wir die Beiden - so wie hier direkt zusammenbringen, kann eigentlich nichts mehr schief gehen", sagte die Bildungslandesrätin.
Darüber hinaus betonte sie, wie wichtig die Duale Berufsausbildung mit ihrem Ansatz von theoretischer und praktischer Ausbildung ist.
"Nach wie vor beneiden uns viele andere Länder um das Duale Ausbildungssystem", meinte Gutschi.
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