Hochwürden, der Oberbayer

So sieht Pfarrer Gottfried Grengel aus, wenn er privat ist ... | Foto: Privat
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  • So sieht Pfarrer Gottfried Grengel aus, wenn er privat ist ...
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Interview
von Theresa Kaserer

Einen Pfarrer, der am Profilbild bei Facebook Schildkäppi und „Oberbayern“-Leiberl trägt, muss man sich näher anschauen!

ADNET/KRISPL-GAISSAU (tres). Seit drei Monaten ist Pfarrprovisor Gottfried Grengel (36) nun schon in Amt und Würden: Er hat Michael Babeu abgelöst, der in Pension ging. Die Bezirksblatt-Tennengau-Redaktion bat ihn zum Interview.

BEZIRKSBLATT: Herr Grengel, wir haben Sie gegoogelt und sind da auf ein sehr nettes, aber für einen Pfarrer doch außergewöhnliches Profilbild auf Facebook gestoßen. Wie kam es dazu?
Gottfried Grengel: (lacht) „Das Foto wurde im Mattseer Stiftskeller aufgenommen. Eine Freundin hat mir aus Mallorca das „Oberbayern“-T-Shirt mitgenommen, weil sie gesagt hat, ein Bayer, der ich ja nunmal bin, müsse so etwas tragen. Ich muss aber sagen, als das Foto so vor sechs Jahren gemacht wurde, war ich noch kein Priester.“

BEZIRKSBLATT: Sie sind also noch nicht lange Pfarrer. Ein Spätberufener also?

Gottfried Grengel: „Eigentlich nicht. Ich wusste schon mit sieben Jahren, dass ich Pfarrer werden wollte, habe mich aber als Jugendlicher dazu entschlossen, eine Lehre als Kunstschmied zu machen. In dem Alter ist man ja noch etwas unsicher und ich habe mir damals gesagt: Mach eine Lehre, damit verschenkst du ja nichts! Nun weiß ich aber, dass ich mit meinem Beruf als Seelsorger genau die Aufgabe gefunden habe, die für mich passt.“

BEZIRKSBLATT: Sie wussten bereits mit sieben Jahren, dass Sie Pfarrer werden wollen. Wie das?
Gottfried Grengel: „Talente zeigen sich ja rasch bei einem Kind. Ich bin in einer Bauernfamilie aufgewachsen und da war Religion immer schon sehr wichtig. Ich war kommunikativ und sensibel für die großen Fragen des Lebens, für das Religiöse. Ich wusste gleich, dass meine Stärke der Umgang mit Menschen war und der Glaube war mir immer schon sehr wichtig.“

BEZIRKSBLATT: Wie wichtig sind Facebook und die neuen Medien für die Kirche?
Gottfried Grengel: „Ich muss sagen, ich nutze meine Facebook-Seite nur privat. Ich bin dabei, um in Kontakt mit meinen Freunden in meiner Heimat Oberbayern zu bleiben, außerdem war ich ja auch u. a. als Diakon in Wörgl und Neukirchen am Großvenediger und als Koperator in Seekirchen tätig. Aber auch viele Pfarrerskollegen sind bei Facebook dabei. Solche Foren sind für Insider ganz wichtig! Nicht dabei zu sein heißt, sich einem Raum von Menschen auszuschließen. Die katholische Kirche selbst ist über www.kirchen.net gut aufgestellt.“

BEZIRKSBLATT: Ihnen gefällt also Ihr Beruf?
Gottfried Grengel: „70 bis 80 Prozent passen ganz gut. Wenn man so etwas über seinen Job sagen kann, befindet man sich schon in einer sehr glücklichen Lage. An vielen Abenden sage ich mir: Du hast großes Glück, dass du in der Seelsorge tätig bist!“

BEZIRKSBLATT: Und an den anderen Abenden? Was ist mit den 20 bis 30 Prozent, die nicht passen?
Gottfried Grengel: „Das betrifft die Verwaltungsarbeit. Die habe ich mir bei weitem nicht so ausufernd vorgestellt. Auch die derzeit offene Frage: Wie geht es weiter mit der Kirche? So vieles ist ja momentan im Wandel und soll neu gedacht werden. Diese Unsicherheit drückt natürlich auf die Stimmung.“

BEZIRKSBLATT: Was halten Sie vom „Aufruf zum Ungehorsam“, der Pfarrerinitiative einiger ihrer Kollegen, die eine Kirchenreform fordern?
Gottfried Grengel: „Was ich denen vorwerfe ist, dass sie einen falschen Begriff von dem Modell Kirche und Gemeinden haben. Die Pfarrgemeinde so, wie sie es bezeichnen, die gibt es nicht mehr. Gemeindearbeit ist heute vielschichtiger. Das Neue Testament setzte die Impulse für unsere katholische Kirche. Da kann man jetzt nicht plötzlich hergehen und sagen: Das müssen wir aber jetzt alles neu denken und umarbeiten. So würde man der Kirche schaden. Es braucht Bedachtsamkeit und Achtsamkeit gegenüber den gewachsenen Strukturen in der Kirche.“

BEZIRKSBLATT: Stichwort: Der Zölibat?
Gottfried Grengel: „Es ist nun einmal so: Auch Jesus war ohne Frau und Familie, um ganz für die Menschen da sein zu können. Und Apostel Paulus sagte: Ich würde mir wünschen, auch ihr würdet zölibatär leben.“

BEZIRKSBLATT: Stichwort: Die Rolle der Frau in der Kirche?
Gottfried Grengel: „Das Neue Testament übernimmt das Gesellschaftssystem des Judentums. Frauen und Männer haben in diesem System verschiedene Rollen, die gewahrt und geschätzt werden sollten. Das heißt nicht, dass die Frau dem Mann gegenüber minderwertig ist. Warum sollte jetzt plötzlich alles anders werden? Meiner Meinung nach ist das kein guter Weg.“

BEZIRKSBLATT: Wie gefällt es Ihnen in Ihren neuen Pfarrgemeinden? Haben Sie sich schon eingelebt?
Gottfried Grengel: „Die Tennengauer sind ein sympathischer Menschenschlag. Ich bin überrascht und glücklich, dass ich so herzlich aufgenommen wurde. Momentan bin ich sehr mit der Einarbeitung in den Pfarrbetrieb beschäftigt. Ich bin auch sehr dahinter, dass in Adnet hoffentlich bald ein neues Pfarramt errichtet wird. Das heutige ist ja noch aus dem Jahr 1676 und wir kämpfen mit Feuchtigkeit in den Wänden. Und natürlich hat ein Pfarrer besonders im Advent sehr viel zu tun.“

BEZIRKSBLATT: Glitzerengerl, Santa Claus und Co: Wie sehen Sie eigentlich die zunehmende Verkitschung des Advents?
Gottfried Grengel: „Manches verstehe ich nicht. Ob der Weihnachtsmann bei uns so passend ist zum Beispiel. Auch ob wirklich an jeder Ecke Lichterketten sein müssen, in einer Zeit, wo eigentlich das Sparen von Energie und Geld so wichtig ist. Aber die Menschen brauchen anscheinend Licht und Wärme, das steht hinter der ganzen Dekoration. Der äußere Eindruck fördert den inneren. Solange man sich nicht von der Hektik anstecken lässt, haben bestimmt auch die Weihnachtsmärkte ihre Berechtigung.“

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