1918: Das Ende des Weltkrieges war ein Jahr der Krisen für den Tennengau
Der Erste Weltkrieg war vorbei, doch für viele hörte die Not damit nicht auf. Die Versorgung im Tennengau war katastrophal.
HALLEIN (thf). Im Archiv im Keltenmuseum Hallein lagern Dokumente und Bilder aus der Zeit um 1918. Österreich-Ungarn hatte damals im Ersten Weltkrieg verloren und war von den Siegermächten zu einem Kleinstaat zurechtgestutzt worden. "Der Rest ist Österreich" hieß es damals. Für den Tennengau hatte dieser Konflikt gewaltige Folgen: In Zeitungen aus dieser Zeit wird immer wieder die schlechte Versorgung im Jahr 1918 beklagt. Schiebertum und Wucher nahmen daher zu, obwohl es vom Staat verfolgt wurde. Am 1. Juni 1918 führte die Stadtregierung schließlich eine "Fleischkarte" ein, um Hamsterfahrten das Handwerk zu legen.
Proteste wurden wilder
Die Arbeiteraufstände wegen der schlechten Versorgung verliefen zu Jahresbeginn noch geordnet, wurden dann aber immer lauter. Mitglieder des Sozialdemokratischen Volksvereins trafen sich im Kufferpark und protestierten dort gegen die Versorgungslage. Mitte Juli zogen Arbeiter zur Tabakfabrik Hallein, wo man ihnen erklärte, es gäbe nichts zu verteilen. Als die Arbeiter später wieder in die Fabrik kamen wurden ihnen überraschend zehn Dekagramm Mehl pro Person ausgeteilt.
Eine neue Regierung
Die bisherige "k.k. Landesregierung" war am Ende des Krieges bedeutungslos geworden. Eine neue Landesregierung bildete sich aus bisherigen Landtagsabgeordneten und neuen Mitgliedern heraus: Ihr gehörten 19 Christlich-Soziale, zehn Deutsch-Freiheitliche und neun Sozialdemokraten an. Der Gemeindeausschuss in Hallein wurde durch einen "Volksrat" ersetzt, dem vier Sozialdemokraten und acht Bürgerliche angehörten.
Das Schicksal der Papierfabrik
Das Jahr 1918 war auch für die Papierfabrik von großer Bedeutung: Die Idee, in Hallein Papier herzustellen, ging ursprünglich auf den Wiener Carl Kellner zurück. Im Jahr 1881 hatte dieser in Paris ein neuartiges, elektrisches Verfahren präsentiert, mit dessen Hilfe man einfacher chemische Produkte herstellen konnte. Mit seinem Geschäftspartner, dem Briten Edward Partington, gründete Carl Kellner 1891 die "Kellner-Partington Paper Pulp Co. Ltd.", die rasch zu einem der größten Papierhersteller der Welt aufstieg. Im Weltkrieg wurde die Papierfabrik wegen der britischen Beteiligung als "feindliches Vermögen" eingestuft und und verstaatlicht. Im Jahr 1918 wurde die Firma dann an die norwegische "Borregaard-Aktiengesellschaft" verkauft. Durch den Zusammenbruch der Monarchie fielen wichtige Absatzmärkte weg, dennoch konnte sich die Fabrik mit der Zeit erholen.
Quellen:
Wer mehr zu diesem Thema erfahren möchte: Im Archiv des Keltenmuseums Hallein liegern zahllose Originaldokumente und Bilder über diese Zeit.
100 Jahre Republik
Mehr zu unserem Sonderthema rund um den Zusammenbruch der Monarchie und die Geburt der Republik erfahrne Sie hier:
http://www.meinbezirk.at/100Jahre
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