Wirtshausgeschichte: Die Feuerwehrversammlung
Die meisten Versammlungen enden traditionell beim Dorfwirten.
Ihr wisst schon, Nachbesprechung, Problemlösungen, Planungsarbeit, ihr wisst schon...
So standen wir wieder einmal an der Budel, als einer plötzlich meinte: "I hob an Hunga!"
Ein Zweiter schwärmte: "Jetzt warad a Bochhendl guat!"
Der Wirt linste verstohlen auf die Uhr im Gastzimmer, schaute seine Frau fragend an, die da meinte: "Mir mochats nix aus, owa i hob heit meine letztn Hendl vaoabat."
Der damalige Kommandant, der Reiger Erwin, ein tüchtiger Mann, dem die Feuerwehr unheimlich viel bedeutete, kratzte sich am Hinterkopf und ein breites Grinsen in seinem Gesicht wurde sichtbar.
"Mia haum Hea daham! I bring eich des Fleisch, waun unsas de Mariann mocht."
Die Wirtin, bei solchen Dingen nie fad, erklärte sich dazu bereit, stand vom Einsertisch auf, machte in der Küche Licht und bald hörte man daraus das Klimpern der Reindeln.
Der Erwin hatte das Wirtshaus verlassen, um nach den Hühnern zu sehen. Er kam nicht und nicht daher.
"Der erscheint nimma! Der hot uns angschmettert, dass er an Grund hot, bei guadn Wind hamz'kumma", vermutete der Roman.
"Des glaub i net", meinte ein anderer aus der Runde und plötzlich hörte man die Tür des Windfanges, dann die Gastzimmertür - und da stand er.
In der einen Hand die Türschnalle, unter dem Arm der anderen eine lebende Henne eingezwickt.
Er lachte aus vollem Hals, die mächtige Rhodeländerhenne bewegte nur ab und zu ihren Kopf um die brüllende Horde von Männern zu bestaunen, die sie laut johlend betrachtete.
"Hob i net g'sogt, i bring a Henn?", meinte Erwin und setzte die Schlaftrunkene auf die Lehne eines Sessels, wo sie versuchte, ihr Schläfchen fortzusetzen.
Und nun klärte sich auch auf, warum er für sein Unternehmen so viel Zeit gebraucht hatte: "Faungts es amoi in da Stockfinsta aus n Heastoi a Henn! Kaum hob i ane in da Haund ghobt, is ma auskema, und leise hots a geh miassn, dass mei Oide ned heat!"
Nun war er der Held!
Aber jetzt begann einer zu rechnen, denn der Hunger aller sollte doch gestillt werden!
"Oa Henn fia so vü Leit?"
Der Erwin schickte sich deutlich merkbar an, die braune Dame wieder in ihren Stall bringen zu wollen, nachdem nun alle ihren Spass gehabt hätten.
Da sprang plötzlich der Piech Toni auf und rief: "De wird g'essn!"
Mir raunte er ins Ohr: "Mia miass'n wos tuan, der trogts glott wieda ham!"
Er nahm die Henne behutsam von der Sessellehne und verschwand mit ihr in den gasthöflichen Hof.
Nach einigen Minuten erschien er wieder und sagte zum Wirten: "Franzi, host an Kübel und a hass Wossa?"
Die Henne hatte es also überstanden.
Nach einer Woche lud uns die Wirtin zum Hühnerschmaus ein und dabei vollbrachte sie ein Wunder, welches wir bereits aus der Bibel kennen: Für alle Feuerwehrmänner gab es die herrlichsten Backhendeln, dank der Wunderbaren Hühnerstück-Vermehrung.
Nur: In der Bibel blieben von den drei Broten und den drei Fischen nach der Sättigung der ganzen Menschenmenge am See Genesareth noch einige Körbe über.
Bei uns waren nur mehr abgenagte Knochen nach dem Mahle zu sehen.
Eingesandt von Johannes Brandfellner aus Freundorf
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