Zwei Jahre lang Schläge: Opfer will nur Ruhe haben
BEZIRK TULLN. Auf einem Zettel, den sie wortlos dem St. Pöltener Richter Helmut Weichhart vorlegte, hatte eine 48-Jährige ihre Adresse notiert. Sie wollte keinesfalls, dass ihr ehemaliger Lebensgefährte, der auf der Anklagebank saß, ihre neue Adresse erfuhr.
Zwei Jahre lang habe sie der 28-jährige Kosovare – auch, als die Beziehung längst vorbei war – zwei- bis dreimal monatlich geschlagen und sie damit, ihrer Aussage nach, zum Kochen, Waschen und Aufräumen seiner Wohnung gezwungen. Auch ihr 17-jähriger Sohn habe regelmäßig Schläge eingesteckt. Sie wolle nichts mehr von ihm, nur: „Er soll mich einfach in Ruhe lassen!“, erklärte sie als Zeugin vor Gericht.
Der Beschuldigte aus dem Bezirk Tulln bestätigte die Übergriffe, er habe seine Lebensgefährtin aber zu nichts gezwungen. Streit habe es etwa wegen zu hoher Telefonrechnungen gegeben, aber eigentlich sei es eine relativ normale Beziehung gewesen, erklärte der Kosovare, der nun um die Ausstellung der österreichischen Staatsbürgerschaft bangt.
Umfassendes Geständnis galt als Milderungsgrund
Weichhart wertete die Aussagen von Mutter und Sohn als vollkommen glaubwürdig, unterschritt mit seinem Urteil aber die Mindeststrafdrohung von sechs Monaten, da unter anderem das umfassende, reuige Geständnis des Angeklagten als außerordentlicher Milderungsgrund zählte. Mit drei Monaten bedingter Freiheitsstrafe (nicht rechtskräftig) dürfte auch die Verleihung der Staatsbürgerschaft nicht gefährdet sein.
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