Betroffenen zuhören, Zeit und Raum geben

Foto: FF Bad Leonfelden/Schwarz
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BAD LEONFELDEN (dur). "Ich hatte vor sechs Jahren einen Verkehrsunfall mit Schädel-Hirn-Trauma, Gehirnblutung, lag einige Tage im Koma. Danach lebte ich wie in einer Wolke, habe ferngesteuert funktioniert. Mein Gehirn war mit allem überfordert, selbst mit dem Ticken der Uhr", erzählt Mario Derleth. Die psychische Überforderung äußert sich in Stresssituationen mit Zittern des Körpers.

Professionelle Hilfe
Nach zwei Jahren wandte er sich an das Exit-sozial, nimmt seither Gesprächstherapie in Anspruch. "Die Gespräche geben mir Rückhalt, bestärken mich. Es ist wer da, der sich auskennt, einem zuhört, Verständnis zeigt, es gibt kein Muss, keinen Druck", so Derleth.
"Ich wollte keine Schwäche zeigen, damit keiner etwas merkt, habe aber gelernt, über den Situationen zu stehen. Was für andere normal ist, ist für mich anstrengend, daher brauche ich viel Schlaf. Mit der Zeit weiß man, welche Situationen man vermeiden soll, aber ich setze mir immer neue Ziele, um wieder selbstständiger zu werden, egal wie lange es dauert. Man muss sich selber helfen, jammern bringt nichts, ich habe immer schon versucht, das Positive zu sehen", zeigt sich Derleth kämpferisch.

Belastende Einsätze
Einsatzkräfte von Rettung, Polizei und Feuerwehr sind häufig mit belastenden Ereignissen konfrontiert. "Wir achten gegenseitig aufeinander. Nach schweren Unfällen versuchen wir uns nach dem Einsatz oder am Abend zusammenzusetzen und das Erlebte zu besprechen. Problem ist, dass viele der Ehrenamtlichen gleich wieder in die Arbeit müssen. Aber je früher man die Geschehnisse aufarbeitet, desto besser", meint Thomas Schwarz, stellvertretender Feuerwehrkommandant in Bad Leonfelden. Sind Bekannte der Feuerwehrmänner in Unfälle verwickelt, werden diese abseits des Unfallortes eingesetzt, etwa beim Absperren der Straße.

Angebot im Exit-sozial
"Wir merken, die Hemmschwelle, Hilfe bei psychischen Problemen in Anspruch zu nehmen, sinkt. Herbst und Frühjahr sind nach wie vor Spitzenzeiten, aber wir sind das ganze Jahr ausgelastet, Sommerlöcher gibt es nicht mehr", so Susanne Hofer, psychosoziale Beraterin.
Jeder reagiert anders auf Traumen, psychischen Stress. Daher wird die Hilfe individuell angepasst. Angehörige wollen meist bei Akutfällen Rat. Betroffene kommen oft später, sie suchen Erklärung für Symptome wie Schlafstörungen, Albträume, innere Unruhe, Angst- und Panikattacken zunächst in körperlichen Ursachen. "Bei Angehörigen ist uns wichtig, dass sie auch auf sich selbst achten, den Betroffenen Zeit und Raum geben, ihre Reaktionen akzeptieren und ihnen zuhören. Viele wissen nicht: Unser Krisendienst für Notfälle ist rund um die Uhr erreichbar", so Hofer.

Gesundheitstag 2015

Am Donnerstag, 15. Oktober, 18 Uhr findet im Haus am Ring, Bad Leonfelden der Gesundheitstag des Exit-sozial zum Thema "Verletzungen der Seele vermeiden, erkennen, heilen" mit Fachvorträgen sowie einer Talkrunde mit Fachleuten, einem Betroffenen und Feuerwehrmann Thomas Schwarz statt. Nähere Infos unter Exit sozial / PSZ Sterngartl.

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