Entwicklung positiv unterstützen
Frühkindliche Reflexe sollen in den ersten Lebensjahren verschwinden.
WALDING. Die Gehirnintegrations-Kinesiologin Regina Leibetseder-Karlsböck hielt kürzlich in der Waldorfkindergruppe Walding einen Vortrag.
Thema dabei waren frühkindliche Reflexe und ihr Einfluss auf die Entwicklung des Kindes. Sie veranschaulichte, dass Komplikationen in der Schwangerschaft, wie beispielsweise langes Liegen oder Einleiten der Geburt, weitreichende Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes haben. "Es gibt frühkindliche Reflexe, die wir für die Geburt, zum Überleben und zur Aufrichtung gegen die Schwerkraft benötigen. Zum Beispiel der 'Saug-, Such- und Schluckreflex', ohne den wir verhungern würden, oder die Geburtsreflexe, welche die Wehen einleiten", so Leibetseder-Karlsböck. Diese Reflexe werden unwillkürlich im Hirnstamm ausgelöst und leiten die Bewegung ein, damit das Baby die nötigen motorischen Schritte gegen die Schwerkraft trainieren kann.
Haben die frühkindlichen Reflexe nach dem ersten Lebensjahr ihre Aufgabe erfüllt, kommen die Haltungsreflexe voll zur Entfaltung und ermöglichen dem Kind einen aufrechten Gang. "Das Gehirn des Säuglings ist bei der Geburt ausgereift, der Hirnstamm funktioniert ordnungsgemäß. Alle anderen Areale müssen sich jedoch erst vernetzen. Dies geschieht durch die Sinne, Berührung, das Gleichgewicht und die Bewegung – zuerst unwillkürlich und später willkürlich", so die Kinesiologin. Es kann aufgrund von verschiedensten Stresssituationen in der Schwangerschaft oder der Geburt passieren, dass ein frühkindlicher Reflex länger aktiv bleibt, als von der Natur aus vorgegeben. Dies zeigt sich dann in unbewussten motorischen Bewegungen, die bewusst kontrolliert werden müssen. Das bindet sehr viel Energie in bestimmten Gehirn-#+arealen, die normalerweise für mentale Leistungen benötigt wird. Nachdem das Gleichgewichtssystem nicht nur motorische, sondern auch emotionale und mentale Vorgänge gestaltet und koordiniert, wirkt sich dies in sehr vielen Bereichen aus. "Für die betroffenen Kinder ist das Lernen häufig mühsam, sie ermüden schnell, können die Konzentration nur kurz halten und entwickeln Teilleistungsschwächen", erklärt Leibets-#+eder-Karlsböck.
Beispiel aus der Praxis
Ein Mädchen (8 Jahre alt) mit einem persistierenden asymmetrisch tonischen Nackenreflex hat große Mühe die Schreibhand, die durch den Reflex immer wieder in die Streckung gehen möchte, auf dem Papier zu halten. Sie kann nur mit größter Kraftanstrengung schreiben, ist schnell erschöpft und hat keine Reserven mehr für Rechtschreibung und dergleichen.
Unterstützung zum Abbau frühkindlicher Restreaktionen bieten unter anderem Gehirnintegrationskinesiologen, Kinderosteopathie, Physiotherapeuten mit Rothatherapie oder Tomatis Hörtrainings.
Sehr viele Möglichkeiten für die motorische Bewegung werden den Kindern beispielsweise im Waldorf- und im Waldkindergarten geboten.
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