Unwetterwoche
Das Wetter in Urfahr-Umgebung wird immer extremer

Foto: BRS/Julia Watzinger
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Ende Juni ist Hagel-Zeit: Diesmal waren die Geschosse "nur" golfballgroß und nicht so groß wie Tennisbälle.

URFAHR-UMGEBUNG. Nach 2021 kam es auch heuer punktgenau Ende Juni zu schweren Unwettern. Ein Zufall? Nicht nur Fenster durchschlug der Hagel. Insgesamt sind die Schäden beträchtlich. Im Vorjahr zog der Hagelsturm am 24. Juni eine Schneise über Walding, Gramastetten, Hellmonsödt, Kirchschlag und Reichenau – vergangene Woche, am 27. Juni, war im Bezirk eher der Raum Engerwitzdorf, Gallneukirchen und Alberndorf betroffen.
"Im Grunde genommen ist das Zufall, dass es wieder Ende Juni stark hagelte. Das hätte genauso im Juli oder August passieren können", sagt Christian Nimmervoll, Wetterexperte aus Kirchschlag (Mehr zu seiner Person lesen Sie unten).

Jetstream langsamer

Laut dem 52-Jährigen gibt es ein zusätzliches Problem: Wetterlagen würden sich nur langsam verlagern. "Die Großwetterlagen sind äußerst stationär." Daher hält sich eine Unwetterfront mit Sturm, Starkregen und Hagel drei bis vier Tage. Stationär deshalb, weil der Jetstream – das ist ein Sturmband oberhalb der Troposphäre – nicht mehr so intakt sei wie früher. Der Jetstream schiebt normalerweise das Wetter über den Niederlanden, Deutschland, Österreich und Ungarn schneller weiter. Durch veränderte Klimabedingungen sei dieser abgeflacht. Auffällig sind die Häufungen von Extremwetterlagen. 40 Grad Hitze, Starkregen und Hagel hätte es zwar auch in den 1930er-, 1940er- und 1950er-Jahren gegeben, "aber nicht so häufig", bestätigt Nimmervoll. Tornados, wie er im Juni 2021 etwa in Südmähren (Tschechien) auftrat, hält der Kirchschlager zwar im Mühlviertel für nicht unmöglich. Flachere Gebiete, wie etwa das Weinviertel (NÖ) oder Südmähren seien aber noch gefährdeter.

Windhosen unberechenbar

Dennoch können sich auch im Mühlviertel überraschend Windhosen bilden, die ganze Dächer abdecken. So geschehen in der vergangenen Woche. Feuerwehr-Bezirkskommandant Johannes Enzenhofer studiert die Wetterkarten täglich akribisch. Heutzutage gibt es natürlich Handy-Apps dafür. Aber: "Das Wetter wird immer unberechenbarer. Es lässt sich immer weniger vorhersagen."
Die Windhosen, die in der vergangenen Woche über Urfahr-Umgebung zogen und im Bezirk Freistadt mehrere Hausdächer abdeckten, konnte niemand vorhersagen. Einige Urfahraner Feuerwehren halfen ihren Kameraden im Nachbarbezirk. So kamen wieder die Höhenretter aus Schweinbach zum Einsatz. Auch die Drehleiter der FF Gallneukirchen und die Teleskopmastbühne der FF Zwettl wurden gebraucht. In Urfahr-Umgebung gab es ebenso zahlreiche herausfordernde Einsätze, wie überflutete Keller und Kanäle, Abschwemmungen bei Feldern oder umgestürzte Bäume auf Straßen, Strom- und Telefonleitungen. "An sich sind wir mit unseren 66 Feuerwehren im Bezirk gut aufgestellt, um solche Gewitterfronten abzuarbeiten", betont Enzenhofer.

Hagelschäden in Landwirtschaft

Die BezirksRundSchau fragte den Bezirksbauernobmann Peter Preuer, ob der 100-jährige Bauernkalender den Hagelsturm vorausgesagt habe. "Eher nicht", sagt er mit einem Schmunzeln. "Da glaube ich noch eher an den Siebenschläfertag als an den 100-jährigen Bauernkalender." Zirka 20 bäuerliche Betriebe im Raum Gallneukirchen wurden vom Hagel stark getroffen. Ganze Kulturen wurden ausgelöscht, vor allem Getreide. "Laut Hagelversicherung wurden im Bezirk 900 Hektar landwirtschaftliche Flächen im Wert von 500.000 Euro zerstört", sagt Obmann Preuer.

"Wetterfrosch" aus Kirchschlag

Christian Nimmervoll beschäftigt sich seit 1988 mit dem Wetter und führt Aufzeichnungen. Damals wohnte er noch in Linz. Seit seiner Übersiedlung nach Kirchschlag Ende der 90er-Jahre dokumentiert der 52-jährige IT-Fachmann das Wetter im Mühlviertel und ist ein regionaler Wetterexperte. Der Hobby-Meteorologe betreibt eine eigene Wetterstation in Kirchschlag. Er schuf schließlich die Plattform wetter-muehlviertel.at mit interessanten Infos, Aufzeichnungen, Webcams, Videos, Fotos und Prognosen.

Weitere Infos: wetter-muehlviertel.at

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Foto: Oliver Hoffmann - stock.adobe.com
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