Ein Leben auf Wanderschaft

Foto: Mayrhofer
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ENGERWITZDORF (mawi). Kürzlich vollendete eine Frau, deren Leben von Vertreibung und Wanderschaft geprägt war, ihren irdischen Weg: Hildegard Hintermüller aus Holzwiesen starb im 87. Lebensjahr. Sie war nach 1945 mit ihrer Familie unter den 3,5 Millionen Sudetendeutschen, die von den Tschechen aus ihrer angestammten Heimat vertrieben worden waren. Nach mehr als zehnjährigem Herumirren in Deutschland und Österreich hatten sie in Holzwiesen ein neues Zuhause gefunden.

Johann und Katharina Hintermüller bewirtschafteten mit ihren fünf Kindern (zwei Söhne und drei Töchter) den „Galli-Hof“ in Oberschlagel, Pfarre Hohenfurt, ein stattliches Anwesen mit 45 Joch Grund und 22 Stück Vieh. In der Nachbarschaft lebte die Familie Dobusch, von der der Linzer Altbürgermeister Franz Dobusch abstammt.

Nur 50 kg Gepäck erlaubt

Die Anordnung der Vertreibung traf die deutschen Familien wie ein Keulenschlag. Als bekannt wurde, dass nur 50 kg Gepäck mitgenommen werden durfte, versuchten die Grenzbauern, noch Manche an Hab und Gut zu Verwandten und Freunden auf die oberösterreichische Seite zu schaffen und zu retten. Der Familie Hintermüller gelang es vor der Vertreibung (16. Juli 1946), einen Leiterwagen und eine Kuh nach Windhaag bei Freistadt, von wo die Mutter stammte, in Sicherheit zu bringen. Auch die Musikinstrumente der Familie (Ziehharmonika, Zither und Flügelhorn) wurden vor dem Zugriff der Tschechen gerettet. Die Familie war sehr musikalisch, die Mutter und die drei Töchter waren als Sängerinnen weitum bekannt. „Wir konnten an die 200 Lieder auswendig“ erzählte Hilde Hintermüller einmal. Die Brüder Hans und Otto (später ein bekannter Fußballer in Gallneukirchen) haben später auch in der neuen Heimat oft aufgespielt.

In elf Jahren sieben Wanderstationen

Es war ein langer, beschwerlicher Weg, den die Familie Hintermüller nach der Vertreibung aus ihrer angestammten Heimat zurücklegen musste. Von einem Lager in Kaplitz ging es inViehwaggons nach Bayern, und über Augsburg kam en die Hintermüllers zu Bauern nach Markt Oberndorf im Allgäu, Windhaag bei Freistadt und Grünbachbei Steyr - die Bauern waren zu besitzlosen Landarbeitern geworden. In St. Oswald bei Freistadt konnte man schließlich einen Hof pachten. Als jedoch die Besitzerin starb, übernahm ihn deren Bruder – die Hintermüllers mussten wieder auf Wanderschaft gehen. Diese führte sie im April 1953 als Pächter auf den Peterhof in Innertreffling. Als 1957 dieser Hof verkauft wurde, war der Preis von 420.000 Schilling für die Familie ein zu großer Brocken. Man erwarb stattdessen um 120.000 Schilling das Jank-Anwesen in Holzwiesen. Als die Mutter über die Schwelle dieses Hauses trat, tat sie einen tiefen Seufzer: „Endlich nicht mehr wandern müssen…“.
Nachdem die alten Eltern verstorben und die Geschwister weggeheiratet hatten, wohnte Hildegard , die ehe- und kinderlos geblieben war, allein im Haus in Holzwiesen, bis sie, von Krankheit gezeichnet, ins Seniorenheim in Treffling zog, wo sie für immer ihre Augen schloss

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