Gallneukirchner gedachten der Progromnacht 1938
Im Gedenken an die furchtbaren Ereignisse in der Nacht von 9. auf den 10. November 1938, welche die Nazis „Reichskristallnacht“ nannten, lud der Bürgermeister von Gallneukirchen Sepp Wall-Strasser im Verband mit dem Ev. und Kath. Bildungswerk, dem Mauthausenkomitee Gallneukirchen und der Bücherinsel zur Veranstaltung "Progrome in Oberösterreich".
GALLNEUKIRCHEN. Verena Wagner ist die Autorin des Buchs "Marie – Ein jüdisches Mädchen aus Linz", evangelische Theologin und profunde Kennerin der jüdischen Geschichte in Oberösterreich. Sie führte – unterlegt mit historischen Fotos – in die schrecklichen Ereignisse der Progromnacht in Linz und Oberösterreich ein, mit starkem Bezug zu Gallneukirchen. Mehr als 100 Leute kamen dazu in den evangelischen Pfarrsaal.
Gallneukirchner Polizeichef
Betroffenheit löste aus, dass die Linzer Polizei den Auftrag hatte, nicht gegen das Wüten von SS und SA einzuschreiten. Ihr Polizeipräsident war der Gallneukirchner Rechtsanwalt und SS-Obersturmführer Josef Plakolm. Heidi Böck las aus Wagners Buch. Dieses von Wagner selbst illustrierte Kinderbuch schildert das Leben der gebürtigen Linzerin Marie Spitz (verh. Donner) in kurzen Texten. Marie und ihre Familie waren damals nur knapp den Flammen der brennenden Synagoge entkommen. Ein Kindertransport nach England rettete ihr Leben.
Israelische Kultusgemeinde vertreten
Sepp Mostbauer stellte im Gespräch die künstlerische Bearbeitung des Inhaltes in Form von akribisch gebastelten Collagen durch Verena Wagner in den Vordergrund. Einfühlsam moderierte Anna Wall-Strasser, die musikalische Gestaltung boten Christiane Högler-Ruschko und Christian Leonfellner. Als große Wertschätzung empfand die Veranstaltergemeinschaft die Anwesenheit von Charlotte Herman, der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Linz. Insgesamt war es ein bewegender, nachdenklich stimmender Abend, der auch die Gefährdungen durch den aktuell steigenden Antisemitismus zur Sprache brachte. Bürgermeister Sepp Wall-Strasser in seinem Abschlussstatement: „Wichtiger als sich mit dem Gedanken zu quälen, wie hätte man damals gehandelt, ist, sich zu fragen: wie handle ich heute.“
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