Verschärfung gefordert
Kampfhundangriff bewegt Gemüter in Urfahr-Umgebung
Eine Ottensheimer Pitbull-Attacke führte nur zu geringer Gesetzesänderung. Kommt nun eine Verschärfung?
URFAHR-UMGEBUNG. Mehr als eine Woche ist seit dem tödlichen Angriff eines American-Staffordshire-Terrier-Rüden auf eine 60-jährige Joggerin in Naarn (Bezirk Perg) vergangen. Das Kampfhunde-Thema schlägt nach wie vor hohe Wellen – auch in Urfahr-Umgebung. Etwa in Oberneukirchen: Der Bürgermeister und Landtagsabgeordnete Josef Rathgeb (ÖVP) nahm den tragischen Vorfall als Anlass, in der Gemeindezeitung erneut auf die Pflichten der Hundehalter hinzuweisen. Denn die Ortschefs sind verantwortlich, dass das oö. Hundehaltegesetz eingehalten wird. "Die meisten Hundebesitzer handeln verantwortungsvoll und die meisten Hunde sind treue Begleiter der Menschen. Das ist meine Erfahrung als Bürgermeister und Bezirksjägermeister. Es braucht aber dringend Verschärfungen und klare Regelungen, insbesondere bei sogenannten Kampfhunden. Von einer verbesserten Ausbildung der Halter über eine Maulkorbpflicht für Kampfhunde bis hin zur Straferhöhung für verantwortungslose Hundebesitzer", sagt Rathgeb. Ein entsprechender Antrag sei im Landtag eingebracht worden.
Trainerin für Beißkorbpflicht
Ähnlich sieht es die Hundetrainerin und Präsidentin des Österreichischen Dobermannclubs Inge Eberstaller aus Kirchschlag: "Ich hoffe auf eine Gesetzesänderung. Eine Beißkorbpflicht für Kampfhunde und auffällige Hunde muss kommen." Die Verlängerung des Sachkundenachweises von zwei auf sechs Stunden aus dem Jahr 2021 hätte nichts gebracht, sei ein "zahnloses Gesetz". Denn bei den Kursen besteht nur Anwesenheitspflicht der Hundehalter.
Noch dazu wurden in der Corona-Zeit manche Kurse online abgehalten. "Da weiß man nicht, ob jemand nebenbei kocht." Eberstaller ist aber gegen eine sogenannte Rassenliste, "denn sie schließt Mischlingshunde mit ein, die überhaupt nichts anstellen". Generell bei Hunden gebe es ein Grundübel: "Jeder glaubt, sein Hund tut nichts." Warum schaffen sich Leute einen Kampfhund an? Für Eberstaller sind es häufig "Komplexler, die sich stark fühlen, wenn andere ausweichen".
Pitbull-Attacke 2019
Die bislang letzte Gesetzesänderung im oö. Hundehaltegesetz, welche die angesprochene Verlängerung des Sachkundenachweises auf sechs Stunden nach sich zog, ging auf eine Kampfhund-Attacke in Ottens-heim zurück. Im Juli 2019 verletzte ein Pitbull-Mischling einen zwölfjährigen Buben schwer – wir berichteten. Bei einem Besuch einer Freundin in Ottensheim hatte der Hundebesitzer seinen Kampfhund im Garten eines Hauses aus den Augen verloren. Dieser verfolgte zwei Kinder (12, 9), die mit einem Hund im Wald spazieren gingen. Der Kampfhund verbiss sich schließlich in den Zwölfjährigen, der schwer verletzt am Waldrand liegen blieb. Als der damals zuständige Bürgermeister aus Urfahr-Umgebung – es war nicht der Ottensheimer – nach der Pitbull-Attacke ein Halteverbot gegenüber dem Hundebesitzer aussprach, bekam er es mit etlichen anonymen Droh-E-Mails und wüsten Beschimpfungen zu tun. Die meisten Streitereien oder unterschiedlichen Auffassungen in Bezug auf Kampfhunde schaffen es vermutlich nicht in die Medien. "Ein Problem gibt es immer, wenn Kampfhunde als Familienmitglieder aufgefasst werden, aber Außenstehende es nicht so sehen", meint etwa Bürgermeister David Allerstorfer (SPÖ).
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