Mai: Das fremde Holz macht stolz

Philipp Rittberger (4. von links) und seine Meisterdiebe vor dem Maibaum-Wald in Engerwitzdorf im Jahr 2012.
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  • <f>Philipp Rittberger (4. von links)</f> und seine Meisterdiebe vor dem Maibaum-Wald in Engerwitzdorf im Jahr 2012.
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BEZIRK (vom). Die Tradition des Maibaums geht in der Geschichte Jahrhunderte zurück. Vor allem das Stehlen hat für viele Gruppen nach wie vor einen besonderen Reiz. Doch in der Handhabung hat sich in den letzten paar Jahrzehnten einiges verändert.

Ein besonderer Meisterdiebstahl ist 1980, im "Jahr der guten Nachbarschaft", den Herzogsdorfern gelungen. "An diesem Abend saßen wir beim Wirt in Herzogsdorf, als uns ein Niederwaldkirchner den Tipp gab, dass im Ort hinter dem ehemaligen Kaufhaus Knollmayr ein Maibaum liegt", erzählt Josef Mair aus Herzogsdorf, der damals als junger Bursche dabei war. Sofort trommelten einige motivierte Diebe alle die zu dieser Zeit im Wirtshaus waren zusammen und machten sich nach Niederwaldkirchen auf. Natürlich war der Maibaum aber nicht unbewacht. "Die Wächter saßen allerdings im Gasthaus Bognermayr, in der Annahme, dass die Diebe dort vorbei müssten", so Mair. Dass die Herzogsdorfer aber auch geländegänging sind, damit haben die Niederwaldkirchner nicht gerechnet. Mehr als 25 Personen schleppten auf Holzpfählen, jeweils ein Träger auf jeder Seite, den Maibaum zum Transport. Die große Herausforderung: Zwischen Transporter und Ablageort des Baumes war ein rund 500 Meter steiler, mit Brennesseln und Stauden bewachsener Berg. Noch dazu kam, dass es sich in diesem Jahr um einen besonders großen Baum handelte. "Am Boden hatte er rund 75 Zentimeter Durchmesser", weiß Josef Brandstetter, der damals ebenfalls zu den Meisterdieben zählte. Am Berg angelangt, legten sie den Baum auf zwei Pkw-Anhänger und brachten den ihn mit einem Umweg über Drautendorf, die B127 und Gerling nach Herzogsdorf, wobei sie in den Kurven immer händisch umheben mussten.

Bestens besuchter Maitanz

In der selben Nacht wurden noch Kränze gebunden und ein Flugblatt mit dem Logo des "Jahres der guten Nachbarschaft" auf der Schreibmaschine geschrieben und vervielfältigt (Foto unten). Dieses verteilten die Diebe am nächsten Tag auf den Autos in Niederwaldkirchen, als gerade der Gottesdienst stattfand. Ein Bauer, der gerade Milch lieferte, erwischte sie jedoch dabei. "Glücklicherweise hatten wir aber die Autos Richtung Herzogsdorf aufgestellt und wir konnten flüchten. Wir trauten uns dann länger nicht mehr nach Niederwaldkirchen", erzählt Mair. Am Morgen wurde noch ein Maitanz organisiert, der besonders gut besucht war. "Das obwohl wir in diesem Jahr keinen Maibaum und somit keinen Maitanz gehabt hätten. Handys hat es zu dieser Zeit nicht gegeben. Das hat sich rein über Mundpropaganda verbreitet", sagt Josef Brandstetter. Eine Rückgabe an Niederwaldkirchen fand nie statt. Die Kritik war damals, dass der Maibaum liegend und ohne Kränze gestohlen wurde und somit nicht nach Regeln gehandelt wurde. Heute können die meisten Herzogsdorfer und Niederwaldkirchner gemeinsam über die Aktion im "Jahr der guten Nachbarschaft" lachen.

Maibaum-Wald in Engerwitzdorf

Eine Großtat ist auch im Jahr 2012 datiert. Der Verein "Stammkiste" aus Engerwitzdorf stellte mit zwölf gestohlenen Bäumen in drei Nächten einen landesweiten Rekord auf. Die Diebe gingen dabei besonders gefinkelt vor: Während einige Späher mit Autos auf die Pirsch gingen, wartete der Rest mit technischem Gerät, also Traktor samt Greifarm-Frontlader und Anhänger auf deren Anruf. "In kürzester Zeit konnten wir so zahlreiche Bäume ergattern", erzählt Philip Rittberger aus Engerwitzdorf. Den ehemaligen Eigentümern wurde ein Infoschreiben hinterlassen: "Neuer Wohnsitz: Naturgasanlage Engerwitzdorf". Wiederholung soll es keine geben, den Aufwand wollen sich die Engerwitzdorfer nicht mehr antun. Denn erst 2014 wurde der letzte Baum zurückgegeben. "Manche holten sich den Baum selbst, bei den meisten machten wir aber ein großes Rückgabe-Fest", so Rittberger. 

Maibaum-Landkarte für Diebe

Rund um den Maibaum spielen sich verschiedenste Bräuche ab. Angefangen von der Beschaffung, dem Schmücken mit Kränzen, dem Aufstellen und Bewachen, über die sensiblen Riten des Stehlens und seiner Auslösung. In Zusammenarbeit mit dem Land Oberösterreich hat die Landjugend eine digitale Maibaumlandkarte erstellt. Die Ergebnisse der Befragung im ganzen Land wurden im Digitalen Oberösterreichischen Raum-Informations-System (DORIS) veröffentlicht und können dort von Interessierten nachgeschlagen werden. Dabei wird sichtbar, wie unterschiedlich die Regeln in den einzelnen Gemeinden und Ortschaften gehandhabt werden. Die Maibaumlandkarte soll auch dazu dienen, Streitigkeiten im Vorfeld so gut wie möglich auszuschließen. Die Karte finden Sie unter www.doris.at/themen/kultur/maibaum.aspx.

Philipp Rittberger (4. von links) und seine Meisterdiebe vor dem Maibaum-Wald in Engerwitzdorf im Jahr 2012.
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