Deutscher Wissenschaftler: "Kraftwerke Aschach und Ottensheim hielten Wehrbetriebsordnung nicht ein"

Bürgermeisterin Ulrike Böker war Gastgeberin der Hochwasser-Veranstaltung in der Donauhalle Ottensheim.
  • Bürgermeisterin Ulrike Böker war Gastgeberin der Hochwasser-Veranstaltung in der Donauhalle Ottensheim.
  • hochgeladen von Gernot Fohler

OTTENSHEIM. Neben der einladenden Bürgermeisterin Ulrike Böker und Landesrat Rudi Anschober nahmen am Experten-Podest in der Donauhalle Peter Kickinger von der Via Donau, Günther Reichel von der Pöyry Energy Gmbh und Felix Weingraber von der Gruppe Schutzwasserwirtschaft des Landes OÖ und Stephan Theobald von der Universität Kassel Platz. Ein heikler Punkt bei der Aufarbeitung ist die Rolle der Donaukraftwerke während des Hochwassers. Denn innerhalb der Bevölkerung hielt sich das hartnäckige Gerücht, man habe das Eferdinger Becken absichtlich "absaufen" lassen, um Linz und den neuen Machlanddamm zu schützen. Landesrat Rudi Anschober, Initiator der Veranstaltung, hatte eine Untersuchung an die Universität Kassel vergeben, um jeglichen Einfluss zu verhindern.

Wehrbetriebsordnung verletzt
Stephan Theobald vom Fachgebiet Wasserbau der Universität Kassel referierte die Resultate. Während die Kraftwerke Jochenstein und Asten/Abwinden die Wehrbetriebsordnung eingehalten hätten, waren laut Theobald in Aschach und Ottensheim Abweichungen. In Aschach gab es eine "Überschreitung der Absenkungsgeschwindigkeit", so der Deutsche. In Ottensheim sei hingegen "die komplette Freigabe der Durchflussöffnungen nicht erfolgt". Der sogenannte Oberwasserstand sei in Ottensheim um zehn Zentimeter überschritten worden. Allerdings, so der Wissenschaftler, hätten beide Abweichungen wahrscheinlich "keine signifikanten Folgen", also nur geringe Auswirkungen auf die Hochwassersituation gehabt. Um es genauer sagen zu können, schlägt Theobald eine Simulation der Hochwasserkatastrophe vor.

Nebenflüsse flossen stromaufwärts
Die Ursache für den gewaltigen Rückstau bzw. die Überschwemmung im Eferdinger Becken, sei laut Rudi Anschober vor allem durch die sogenannte Wilheringer Enge entstanden. Durch die Engstelle der Donau zwischen Ottensheim und Wilhering mit einigen einmündenden Nebenflüssen stauten sich die Wassermassen teils zurück. Zubringer, wie z. B. der Innbach oder die Rodl flossen in die entgegengesetzte Richtung.

Machland hatte Glück
Laut Via Donau hätten zwei Wellen vom Inn und der bayrischen Donau einen gewaltigen Scheitel generiert. "In Aschach und Linz sprechen wir von einem 250- bis 300-jährigen Hochwasser", sagt Kickinger. In Grein oder auch in der Wachau war es "nur" ein 100-jähriges Hochwasser, weil die Zubringerflüsse Traun und Steyr bereits vorher ihren Scheitel überschritten hatten. Die Bewohner des Machlands mit ihrem neuen Damm hatten Glück.

Schwer verständlicher Film
Mit Spannung wurde der Film erwartet, den die Firma Pöyry Energy GmbH erstellte. In dieser Computersimulation sind die bis jetzt gesammelten Daten eingeflossen. Durch den Ausfall von Pegelständen während der Katastrophe, musste teils rekonstruiert werden. Günther Reichel von Pöyry versuchte zu erklären, wie die Kraftwerke die Wasserstände bei einer Hochwasserkatastrophe absenken. Der Film war für Nicht-Wissenschaftler schwer zu verstehen, wie auch Bürgermeisterin Ulrike Böker zugab, die nach der Veranstaltung mit vielen Bürgern gesprochen hat. Für einen Laien widersprüchlich klingt die Erklärung, dass "der Wasserstand im Unterwasser unabhängig vom Oberwasser ist". Ein Laufkraftwerk hat im Gegensatz zu einem Speicherkraftwerk nur geringen Einfluss auf das Wasservolumen. Das Aufstauen des Wassers in Aschach hätte "nicht viel gebracht", sagt Reichel. Es sei auch nicht sicher, ob das Kraftwerk Aschach so eine Belastung baulich überhaupt aushält.

Auch Vertreter des Verbunds waren bei der Veranstaltung. Sie wehrten sich gegen die Vorwürfe aus dem Publikum. "Ohne die Kraftwerke wäre das Hochwasser noch um einen Meter höher gewesen", sagt ein Vertreter des Verbunds.

Über 50 Fragen beantwortet
Felix Weingraber vom Land OÖ ging auf die geplanten Schutzdämme und Absiedelungen genauer ein. Im Oktober werden Absiedelungsbereiche festgelegt, welche im November kommuniziert werden. Weingraber und Böker beantworteten am Ende der 3,5 Stunden langen Veranstaltung über 50 Fragen, die bereits vorher per E-Mail geschickt worden waren. Eine Frage betraf auch den Höfleiner Damm in Ottensheim, der beim Hochwasser in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Sanierung des Damms soll bis Mitte 2014 abgeschlossen werden. Bundes- und Landesgelder dazu sind quasi bereits fixiert. Ein mobiler Hochwasserschutz entlang der Ottensheimer Donaulände sei laut Weingraber nicht auszuschließen, die Umsetzung könnte noch mehrere Jahre dauern.

Sprechstunde von Anschober in Ottensheim
Landesrat Rudi Anschober forderte die Besucher in der Donauhalle noch auf, ihre Beobachtungen, Wasserstände und Fotos bei ihm abzugeben. Denn diese Daten helfen bei der Rekonstruktion des Hochwassers, die noch nicht abgeschlossen ist. Bei der Errichtung es Hochwasserschutzes seien diese Daten sehr wichtig, so Anschober. Am 22. Oktober, um 16 Uhr wird der Landesrat zudem in Ottensheim eine Sprechstunde geben.

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