Nahversorger mit Gesellschaftsauftrag
‚A schöne Leich …?‘
Wenn jemand posthum, meist auf seinem letzten Weg sehr belobigt wird, dann sprechen speziell die Wiener von einer ‚schönen Leich‘. Zu spät!? Warum schreiten wir erst im Angesicht des Todes zur Tat und werden aktiv?
Zum Thema Wirte- und Nahversorgersterben Österreich liefert das Web mehr als 43.000 Beiträge. Speziell beim Thema Wirtesterben haben betroffene Gemeinden in letzter Zeit wahre Kopfstände gemacht, um das oft einzige Wirtshaus im Ort am Leben zu erhalten. Nicht nur, dass die Neuen Medien bemüht wurden, es wurden auch jede Menge, zum Teil kuriose Anreize geschaffen. Klingt dramatisch!
Ich persönlich beschäftige mich ja lieber mit dem Leben als mit dem Sterben. Und so gehöre ich zu den fast 9.000 Glücklichen, die einen doch gegenteiligen Trend wahrnehmen. Einen Hauch eines gegenteiligen Trends zumindest.
Die Gemeinde Engerwitzdorf hat fast 9.000 Einwohner und bei uns im Ortsteil Schweinbach haben in den letzten Jahren sogar Geschäfte eröffnet. Darunter befindet sich auch eine Bäckerei mit angeschlossenem Café. Letzteres ist mittlerweile zur Institution geworden. Wenn man sich irgendwo trifft, dann immer öfter dort. ‚Das kleine Beisl am Ende der Straße, da wo das Leben noch lebenswert ist‘, sang schon Peter Alexander. Und er hatte recht.
Schweinbach hatte, soweit ich mich erinnern kann, immer einen Nahversorger. Als dieser einmal zwei Jahre nicht vorhanden, weil zugesperrt war, hatten viele den Wert dieses Geschäfts erst richtig erkannt. Unser kleiner feiner Nahversorger ist heute sogar auf Expansionskurs.
Aber es genügt nicht, beim Geschäft um die Ecke nur das zu kaufen, was man beim Diskonter vergessen, nicht bekommen hat oder in einer anderen Qualität haben will. Man muss sich schon ganzheitlich ‚versorgen‘ lassen, um dem Nahversorger eine dauerhafte Existenzgrundlage zu ermöglichen. Durch den Fokus auf regionale Produkte zum Beispiel, unterscheidet sich das Angebot unseres Nahversorgers von dem anderer, flächenmäßig oft wesentlich größerer Geschäfte.
Das Angebot einer Nahversorgung nicht anzunehmen und dann das Aus, das Sterben von Wirtshäusern und Nahversorgern zu beklagen, ist schlichtweg kontraproduktiv.
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