„Keine Raubtiere, sondern Leute in Not“
Das Asylheim in Bad Leonfelden kam nicht zustande. Landesrat Ackerl enttäuschte die Art und Weise.
BAD LEONFELDEN (fog). Zu stark war der Druck auf den ehemaligen Gastwirt Günther Hofer, der die Pension „Böhmertor“ der Caritas als Asylunterkunft vermieten wollte. „Es sind einige böse SMS eingegangen. Auch unmittelbare Nachbarn, darunter gute Freunde, rieten mir ab und der Bürgermeister ist auch massiv dagegen“, so der unter Druck gesetzte Vermieter Günther Hofer. Dieser weiß noch nicht, an wen er den abgewohnten 70er-Jahre-Bau vermieten soll, der seit 2,5 Jahren leer steht und den er heizen muss.
Landeshauptmann-Stellvertreter und Soziallandesrat Josef Ackerl (SP) verteidigt die Vorgehensweise der Caritas, zuerst einen Vermieter zu suchen und dann der Gemeinde Bescheid zu geben. Ackerl: „Die Bürgermeister in den anderen Gemeinden haben bis jetzt deeskalierend gewirkt, Bad Leonfelden ist eine Ausnahme.“ Seit etwa 14 Tagen soll Bürgermeister Alfred Hartl (VP) von den Asylheim-Plänen gewusst haben. Seine Sager, wie „Sie müssen schon so leben, wie wir leben“ oder „Diese Flüchtlinge kommen zu unserem Wohlstand, den wir uns mit hartem Schweiß erarbeitet haben“, gingen durch alle Medien. Die vom Bund geforderten 250 Asylwerber-Plätze können laut Ackerl trotz der Absage von Bad Leonfelden erfüllt werden. Ackerl zu den Hartl-Sagern: „Solche Worte sind eine Schande für unser Land. Es kommen keine Raubtiere, sondern Menschen in Not.“
Vor den Kopf gestoßen fühlen sich in Bad Leonfelden die ELWIS-Partei und die SP. „Ich bin sauer, weil ich als Stadtrat von der Sache erst aus den Medien erfahren habe. Die zwielichtigen Meldungen von Hartl vertrete ich nicht“, sagt Daniel Hettrich-Keller von ELWIS. Besonders gestört habe Hettrich-Keller, dass Hartl sich so hinstelle, als vertrete er die ganze Bevölkerung. Es gebe noch ein anderes Bad Leonfelden. Der ELWIS-Chef: „Es gibt keine Gemeinde, die Asylwerber sofort mit offenen Armen aufnimmt, aber wir hätten darüber diskutieren müssen.“ Auch Josef Schreiner von der SP beschwert sich über den Info-Mangel. „Auf so einer emotionalen Ebene ist ohnehin keine Diskussion möglich“, sagt der SP-Mann.
Im Bezirk gibt es ein Caritas-Asylheim in Rottenegg und 2009 sperrte in Kirchschlag ein Asylheim zu. Kirchschlags Ortschefin Gertraud Deim (VP) lehnt Hartls Argumentation ab, erinnert sich aber, dass es auch bei ihr Unterschriftenlisten und Info-Abende wegen dem Asylheim gab. Deim: „Asylwerber kommen nicht aus Jux zu uns und es ist nie etwas passiert.“ Das Flüchtlingshaus in Kirchschlag sei aus wirtschaflichen Gründen geschlossen worden.
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