30 Jahre nach der Transplantation
Zweites Leben mit neuem Herz
Im Körper von Tamara Maier aus Stockenboi schlägt seit 30 Jahren ein fremdes Herz. Wie sie damit lebt und woher sie ihren großen Lebensmut nimmt, erzählt sie im Interview.
STOCKENBOI. Statistisch gesehen ist ein Mensch, der eine Herztransplantation benötigt, durchschnittlich 55 Jahre alt. Dass Zahlen durchaus auch von der Realität abweichen, das erzählt die Geschichte von Tamara Maier. Die 37-Jährige wohnt in Aichach (Gemeinde Stockenboi) und erhielt 1992, mit sieben Jahren, ein Spenderherz. „Meine erste Herz-OP hatte ich bereits mit drei Jahren. Nach einer weiteren OP in Graz hieß es, es schaue nicht gut aus. Ohne neues Herz gab man mir noch sieben Tage Lebenszeit. Am 19. März 1992 war es soweit, es gab ein passendes Herz“, erinnert sich Tamara an diese Zeit. Was ihr Leben rettete, beendete gleichzeitig das eines anderen Kindes. Denn das Herz stammt von einem Buben aus Frankreich, der mit zwölf Jahren bei einem Fahrradunfall verunglückte. In Frankreich wie auch in Österreich ist jeder, der verunglückt, automatisch Organspender. Wenn man dies nicht möchte, muss man eine Patientenverfügung aufsetzen. In Deutschland hingegen ist man Organspender, wenn man dem per Ausweis ausdrücklich zustimmt. „Das Herz des Bubens ist zwar fünf Jahre älter als ich, aber es ist mitgewachsen und im Moment schaut es sehr gut aus. Ich muss halt mein Leben lang Tabletten nehmen, zwölf Stück am Tag“, sagt Tamara.
Voller Leben
Wenn man an ihre Geschichte denkt, stellt man sich eine vorsichtige, bedrückte Person vor. Das Gegenteil ist bei Tamara der Fall: „Ich war schon immer ein sehr lebensfroher und positiver Mensch. Ich habe mein Schicksal angenommen und kann super damit umgehen. Ich bin den Ärzten sehr dankbar, sonst wäre ich nicht mehr da…“ Ihrem Mut ist es auch zu verdanken, dass sie heute Mutter einer Tochter ist. „Es hieß, ich würde nie Kinder bekommen, aber ich wusste, alles würde gut gehen. Es war zwar ein medizinisches Wunder, aber meine Tochter ist 2012 gesund per Kaiserschnitt auf die Welt gekommen.“ Tamaras eigene Kindheit war von der Krankheit geprägt. „Ich war viel krank, musste die erste Klasse wiederholen, da ich kaum in der Schule war. Ich durfte nicht im Dreck spielen, keine Haustiere haben… Jetzt habe ich einen ganzen Zoo zuhause“, sagt sie mit einem Lachen.
Herzstillstand
Ein weiteres Mal wurde sie ins Leben zurückgeholt: „2016 hatte ich einen Herzinfarkt. Ich kann mich kaum erinnern, mein Mann sagte später, ich meinte, mir sei so komisch und habe mich hingelegt. Er fand mich mit überdrehten Augen und hat die Rettung gerufen, nach der Wiederbelebung wurde ich nach Klagenfurt geflogen. Am OP-Tisch hatte ich wieder einen Herzstillstand. Das Gefäß war komplett zu, das wurde erneuert und ein Stent gesetzt. Ich lag vier Tage im Koma, dazu kam, dass ich anfing, mich selbst zu vergiften, ich konnte das Kohlendioxid nicht mehr ausatmen. Eine kritische Zeit, aber es ging gut aus und ich erwachte aus meinem Schönheitsschlaf“, erzählt Tamara mit dem für sie typischen Humor. Einen großen Wunsch hat sie: „Ich würde gerne die Eltern des Buben in Frankreich kennenlernen. Ich würde ihnen gerne zeigen, dass das Herz von ihrem Kind noch schlägt und es damit zwei Leben gerettet hat. Meines und damit das meiner Tochter.“
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