Corona
Das Trinkgeld fehlt vielen

- Janine Hofer aus Villach arbeitet normalerweise als Rezeptionistin.
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Es ist unwahrscheinlich, dass es in Lokalen schon bald wieder gesellig zugehen wird. Der Frust ist groß, gerade bei Leuten, die in der Gastro arbeiten.
VILLACH STADT/LAND. So ist das Arbeitslosen- oder Kurzarbeitsgeld etwa beim Servicepersonal niedrig, weil viele auch in normalen Zeiten geringe Fixgehälter haben. Und was jetzt stark fehlt ist das Trinkgeld, das wird ihnen nicht ersetzt. Natascha Pinter aus Finkenstein arbeitet in einem Hotel am Faaker See als Kellnerin. "Zum Glück geht es mir ein wenig besser als Kollegen. Ich arbeite in einem Sporthotel, Spitzensportler dürfen ja trainieren und sind bei uns zu Gast, so darf ich wenigstens ein bisschen was tun", sagt die 23-Jährige. Trotzdem verdiene sie aktuell wesentlich weniger als normalerweise. "Das Trinkgeld macht einen großen Teil aus, allerdings ist es in den Wintermonaten sowieso weniger. Aber finanziell ist es schwierig. Kurzarbeit plus kein Trinkgeld – das spürt man deutlich", sagt Pinter und ergänzt: "Ich war nie eine 'Shopping-Queen', aber ich reite zum Beispiel, das ist ein teurer Sport. Jetzt hätte man mehr Zeit dafür, kann es sich aber nicht leisten. Die Unsicherheit wirkt sich mittlerweile ziemlich auf die Psyche aus. Es ist nicht schön, wenn man nicht weiss wie es weiter geht, da ist immer ein großer Druck da", sagt Natascha.
"Man wird verrückt"
Schon seit Anfang Oktober hat Florian Scharf aus Feistritz/Drau keinen Job mehr. Normalerweise arbeitet der 26-Jährige Koch in größeren Hotels, am 27. Dezember hätte er wieder anfangen sollen: "Ich habe keine Ahnung, wann ich wieder arbeiten kann. Ein wenig verrückt wird man schon, man hat einfach zu viel Freizeit. Meine Einbußen pro Monat betragen bis zu 900 Euro weniger. Es ist ein Glück, dass ich nur geringe Fixkosten habe, sonst müsste ich auf Erspartes zurückgreifen."

- Florian Scharf weiss nicht, wann er wieder als Koch arbeiten kann.
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Ausfall von Trinkgeld spürbar
Eine weitere Betroffene ist Janine Hofer aus Villach. Die 20-Jährige ist gelernte Hotel- und Gastgewerbeassistentin, seit sechs Jahren arbeitet sie an der Rezeption. "Das erste mal meinen Job aufgrund von Corona verloren habe ich während meiner Wintersaison 2019/20 am Arlberg. Aufgrund des ersten Lockdowns wurde mein Arbeitsverhältnis mit 15. März 2020 beendet." Die Sommersaison konnte sie bis zum Ende durchführen. "Nun bin ich aufgrund der erneut geschlossenen Hotellerie seit Anfang November 2020 arbeitslos. Seit kurzem arbeite ich wieder geringfügig in dem Betrieb, in dem ich im Sommer schon tätig war", sagt Janine. Finanziell sei es ein "absolut großer Unterscheid zu einem normalen Arbeitsverhältnis mit 40 Stunden. Auch der Ausfall vom Trinkgeld, das ich als Rezeptionistin ebenso erhalte, ist spürbar. Diverse Sonderausgaben sind in solchen Zeiten leider nicht immer einfach." Ein Dauerzustand sei das nicht.

- Natascha Pinter arbeitet als Servicekraft.
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Früher in Pension
Als Kellnerin in Villach bekannt ist Gerti Rasch, seit vielen Jahren arbeitet sie im Palais26 (früher Hotel Post): "Seit November bin ich schon zu Hause. Anfangs war das in Ordnung, wir haben auf den Dezember gehofft. In meinen gesamten 45 Berufsjahren war ich nie im Krankenstand, langsam werde ich unrund. Also bin ich viel wandern und spazieren gegangen – dabei ausgerutscht und habe mir im Lockdown die Hand gebrochen, ein perfekter Zeitpunkt. Hätte ich lieber eine Ruhe gegeben", nimmt Rasch ihren Unfall mit Humor. Für das Trinkgeld gibt es keine Entschädigung. Allerdings hatte Rasch immer eine 6-Tage-Woche, daher ein höheres Grundgehalt. "Außerdem habe ich meinen Mann. Aber die Jungen tun mir leid, auch die, die auf Saison arbeiten gehen. Ich sehe es bei meiner Tochter. Auch sie arbeitet in der Gastronomie. Wenn sie nicht hin und wieder bei mir Essen könnte, würde es schlecht aussehen", erzählt Rasch, die ab März in Pension gehen wird. "Auch um den Jungen keinen Arbeitsplatz wegzunehmen, gerade jetzt. Geringfügig kann ich ja trotzdem arbeiten. Vollzeit-Pensionistin möchte ich nicht sein, da würde ich meine Arbeit zu sehr vermissen."

- Gerti Rasch - viele kennen sie aus dem Palais26.
- Foto: Foto: Palais26
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"Es reicht"
Barista Nadine Trinker aus Villach fasst die Situation knapp zusammen: "Es reicht! Seit November bin ich in Kurzarbeit und arbeite zwei Tage die Woche, somit kann ich mich noch zu den Glücklichen zählen." Durch die Kurzarbeit gehe bei ihr nicht viel vom Grundgehalt verloren. "Schlimmer sieht es mit dem Trinkgeld aus. Davon konnte ich vor Corona gut leben. Ich muss jetzt mit viel weniger auskommen."





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